Nach dem Lockdown im März war die österreichische Wirtschaft kurze Zeit in Schockstarre. Viele Unternehmen leiden immer noch unter den Folgen, darunter auch die rasante Veränderung des Kundenverhaltens. Die Nutzung von Videokonferenzen und digitalen Kollaborationsinstrumenten ist zur Selbstverständlichkeit geworden, die Anbieter kommen aber meist aus den USA, wodurch sich ein Teil der Wertschöpfung weiter ins Ausland verschiebt. Es gibt aber auch österreichische Alternativen, die man in Betracht ziehen sollte.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 12.11.2020
Von Mag. Markus Waghubinger (Foto), Redakteur AssCompact und Gründer der finothek GmbH
Microsoft, Google, Zoom, Slack und Co haben enorm an Nutzung gewonnen. Die Mehrzahl der Lösungen kommt aus den USA, was für die österreichische Wirtschaft eine massive Verschiebung der Wertschöpfung in die USA bedeutet. Es gibt jedoch auch einige österreichische Digitalprodukte, mit deren Nutzung wir die Wertschöpfung der digitalen Welt in Österreich behalten können. Beispielsweise bietet eyeson eine bequeme und österreichische Lösung für Videokonferenzen, butleroy kann als Terminplaner punkten, Grape ist die österreichische Alternative zu Slack, MeisterTask meistert Aufgabenplanung “made in Austria”, myPrivacy ist nicht nur alternativer Cloudservice, sondern legt auch besonderen Wert auf Datenschutz und mit hallosophia.com beheimatet Österreich auch den Pionier für Online-Unternehmensberatung.
Mit Nutzung dieser Lösungen bleibt der Teil der digitalen Wertschöpfung bei Unternehmen, die in Österreich Steuern zahlen und Arbeitsplätze schaffen. Sie sind nicht weniger nützlich als US-Anbieter, lediglich weniger bekannt, da österreichischen Anbietern oft das Budget für großflächiges Marketing fehlt.
Verändertes Kundenverhalten
Hybride Events oder auch hybride Meetings scheinen der Trend der Zukunft zu sein. Nicht nur um Besucherlimitierungen zu berücksichtigen, sondern auch um all jene nicht auszuschließen, die aus gesundheitlichen Gründen oder räumlicher Distanz nicht Vorort sein können. Ein hybrides Event kann beispielsweise so funktionieren, dass in einem Veranstaltungsraum in Graz 30 Teilnehmer sind, 30 in Linz, 30 in Wien, Podiumsteilnehmer werden online zugeschaltet und die Veranstaltungsräume sind mit Kamera und Mikrophon ausgestattet, das auf den Raum mit den Besuchern gerichtet ist. Für Sprecher ist dieses Konzept viel angenehmer, weil das Publikum gesehen wird und die Besucher haben zumindest den Austausch mit einer kleinen Gruppe an Gleichgesinnten. Ein solches Format reduziert die Reisetätigkeit, Standortnachteile und berücksichtigt die Meidung großer Menschenansammlungen. Wohl der beste Kompromiss aktuell – mit dem Vorteil der überregionalen Vernetzung von Veranstaltungsorten.
Work-Life-Balance im Home Office
Für die, die bisher bis Nachts im Büro waren und die Kinder nur am Wochenende richtig zu Gesicht bekommen haben, bietet der Remote-Work-Trend die Möglichkeit, wieder mehr Zeit mit der Familie zu verbringen, wenn zwischen zwei Terminen das Mittagessen mit der Familie stattfindet und nicht in der Kantine mit den KollegInnen. Der informelle Austausch mit den KollegInnen, der wichtig für Zusammenhalt und kreative Ideen ist, geht drastisch zurück, weswegen Maßnahmen für informelle Videomeetings ohne fixe Agenda und mit themenbezogenen Kleingruppenvideoräumen wichtig sind. Passender Anlass ist es beispielsweise, Erfolge im Team zu feiern. Da die Hauptfaktoren nun stabiles Internet und Zeitzone geworden sind, um an Meetings teilzunehmen, steigt die Attraktivität von ländlichem Wohnen oder gar des digitalen Nomadentums, also überall dort zu arbeiten, wo man sich gerade aufhalten will. Arbeit und Meeting im Strandkaffee erfordern jedoch hohe Eigenmotivation und ausgeprägtes Selbstmanagement.
Eigenverantwortung ist wichtiger denn je für räumlich flexibles Arbeiten, damit Remote-Arbeit nicht zu den beiden Extremen Dauerarbeit oder Dauerurlaub werden. Mit der Nutzung von Onlinekollaborationsinstrumenten werden weitere Teile der Wertschöpfung ins Ausland verschoben, weil die meisten großen Softwareanbieter aus den USA kommen. Regionale Softwarelösungen sollten daher von Unternehmen in Betracht gezogen werden. Services müssen auf den persönlichen, digitalen Kontakt fokussieren. Menschen wollen mehr persönliche Interaktion, Online Tools ermöglichen das über Distanz. Die Remote-Arbeit ist gekommen um zu bleiben – es gibt genügend Vorteile, wenn wir sie richtig und gezielt einsetzen, dafür muss aber Zusammenarbeit auf Distanz gezielt um persönliche Offline- Aktivitäten ergänzt werden, um das menschliche Bedürfnis nach persönlicher Interaktion zu befriedigen.
Den gesamten Bericht lesen Sie in der AssCompact November-Ausgabe!
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