Die derzeitige Geldpolitik erschwert die Altersvorsorge und gefährdet die „Kulturtechnik Sparen“, sagt Mag. Robert Lasshofer, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung AG. Auf Produktseite plädiert er für einen Perspektivenwechsel weg vom Wettbewerb der Ansparprozesse hin zur Absicherung individueller Risiken.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 25.01.2017
„Die aktuelle Geldpolitik halte ich für eine Katastrophe“, so Lasshofer im Interview mit AssCompact. Denn aufgrund dieser Politik sei es breiten Bevölkerungskreisen nicht mehr möglich, Vermögen für das Alter aufzubauen. „Ein OECD-Bericht sagt deutlich, dass private Vorsorge in Österreich im Vergleich zu anderen OECD-Ländern unterrepräsentiert ist. Nun kann man der OECD aber nicht unterstellen, eine Lobbying-Agentur der privaten Versicherungswirtschaft zu sein!“
Pensionskontoauszug zeigt Versorgungslücke „schwarz auf weiß“
Angesichts der demografischen Entwicklung sei der Gesetzgeber „gezwungen zu handeln“. Den Erfindern des Pensionskontoauszugs sei Lasshofer „sehr dankbar“, da dieser die Versorgungslücke „schwarz auf weiß“ aufzeige. „Den Architekten der Geldpolitik möchte ich ins Stammbuch schreiben, dass man auch die Kollateralschäden, die durch sie entstehen, beachten muss“, sagt Lasshofer, der die „Kulturtechnik“ des Sparens durch die aktuelle Entwicklung gefährdet sieht. Die Geldpolitik nütze sicherlich den öffentlichen Haushalten, die sich günstiger refinanzieren können – „nur merkt man auch hier die Grenzen. Vom erhofften Wirtschaftswachstum sehe ich wenig. Das ist wiederum für die Versicherungswirtschaft nicht gut, denn wenn nicht investiert wird, gibt es auch keine neuen Wirtschaftsgüter, die versichert werden können.“
„Weg vom Wettbewerb der Ansparprozesse“
Auch in Zeiten der Nullzinspolitik ist Lasshofer überzeugt, „dass man in Österreich Garantieprodukte braucht“. Jedoch müsse man stärker in Richtung Biometrie gehen – „man schließt einen Vertrag ab und erhält ab einem gewissen Zeitpunkt eine garantierte Rente, egal, wie alt man wird. Wir müssen weg vom Wettbewerb der Ansparprozesse hin zum Wettbewerb der Absicherung der individuellen Risken: Das Überlebensrisiko, die private Vorsorge, aber auch die Berufsunfähigkeits- und die Pflegeversicherung, die in Österreich sehr unterschätzt werden.“
Über Sparten mit Potenzial, steigenden Wettbewerbsdruck und möglichen Online-Vertrieb spricht Mag. Robert Lasshofer im Interview mit AssCompact-Herausgeber Franz Waghubinger in der AssCompact Februar-Ausgabe.
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