Die Versicherungsprämien beliefen sich im Jahr 2022 weltweit auf knapp 5,6 Billionen Euro und wuchsen damit um 4,9%, während die globale Inflationsrate im letzten Jahr 8,6% betrug. Getragen wurde die Entwicklung primär von der Sachversicherung, die ein robustes Wachstum von 8,7% verzeichnete, während die Krankenversicherung um 4,9% und die Lebensversicherung nur um bescheidene 2,4% zulegten. Der österreichische Versicherungsmarkt wuchs im vergangenen Jahr um 1,1 Mrd. Euro (5,4%), Dies geht aus dem aktuellen Global Insurance Report der Allianz Versicherung hervor.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 19.05.2023
Österreich: Zweigeteilte Entwicklung des Prämienwachstums
„Der österreichische Versicherungsmarkt wuchs im vergangenen Jahr um 1,1 Mrd. Euro (5,4%) und erreichte Gesamtbeitragseinnahmen von rund 20,8 Mrd. Euro. Österreichs Versicherungen erwiesen sich damit erneut als stabiler Wirtschaftsfaktor“, berichtet Allianz Österreich CEO Rémi Vrignaud. Die Segmente entwickelten sich hierzulande wie auch auf globaler Ebene sehr unterschiedlich: Während die Prämieneinnahmen in der Lebensversicherung um 1,1% auf 5,4 Mrd. Euro sanken, legte das größte Segment, die Sachversicherung, um kräftige 6,7% auf 11,4 Mrd. Euro zu und erzielte damit das stärkste Wachstum seit 20 Jahren. Die Krankenversicherung setzte ihr Wachstum der Vorjahre mit 4,5% kontinuierlich fort.
Für die kommenden Jahre sieht Vrignaud die konsequente ökologische Transformation als besondere Herausforderung für eine erfolgreiche Versicherungswirtschaft ebenso wie für die gesamte Gesellschaft: „Versicherungen begleiten als Risikomanager Menschen oft ein Leben lang und Familien über Generationen. Nachhaltiges Denken liegt also in ihrer Natur. Als Allianz haben wir hier eine Vorreiterrolle übernommen und veranlagen unsere Gelder auf Basis einer konsequenten Nachhaltigkeitsstrategie, ebenso wie wir unseren Kund:innen Versicherungslösungen für einen nachhaltigen Lebensstil anbieten.“
Puffer in Zeiten hoher Inflation
Das Wachstum der Sachversicherungsprämien im Jahr 2022 wurde von allen Regionen der Welt getragen, mehr als die Hälfte des globalen Anstiegs entfällt aber auf Nordamerika, das weiterhin der mit Abstand größte Markt bleibt. Auch Asien verzeichnete im Vorjahr ein gesundes Wachstum und überholte zum ersten Mal Europa. Die Lebensversicherungsmärkte litten im vergangenen Jahr vor allem in Westeuropa, hier gingen die Beitragseinnahmen um 2,7% zurück. Wichtigster Wachstumsmotor im Bereich Leben war erneut Nordamerika. In der Krankenversicherung ist die Dominanz Amerikas sogar noch ausgeprägter: Der US-Markt vereint rund zwei Drittel der weltweiten Prämieneinnahmen auf sich.
Aus wirtschaftlicher Sicht liegt die größte Herausforderung in den kommenden Jahren im inflationären Umfeld. Fünf strukturelle Treiber werden die Inflation bestimmen: Demografie, Deglobalisierung, Dekarbonisierung, Digitalisierung und Verschuldung (Debt). Insgesamt könnten diese „fünf Ds“ die jährliche Inflation um bis zu einem Prozentpunkt anheben. „Versicherungen bewähren sich ganz besondersin turbulenten Zeiten mit hoher Inflation und geringem Wachstum", sagt Ludovic Subran, Chefvolkswirt der Allianz: „Die Versicherungsbranche kann die Inflation nicht ungeschehen machen, aber sie kann die Auswirkungen über die Zeit glätten und so als eine Art Puffer wirken, indem sie die Ausschläge im Wirtschaftszyklus für ihre Kund:innen dämpft.“
Kontinuität an der Oberfläche, Transformation im Hintergrund
Die weitere Entwicklung der globalen Versicherungswirtschaft sieht der Allianz Insurance Report zuversichtlich und rechnet mit einem durchschnittlichen Prämienwachstum von 5,2% p.a. bis 2033. Wichtigster Wachstumsmotor dürfte in dieser Zeit sowohl im Sach- als auch im Lebensversicherungsgeschäft Asien werden. In Österreich werden die Versicherungsprämien voraussichtlich um 2,3% p.a. steigen, der Gesamtmarkt sollte bis 2033 damit ein Volumen von 25 Mrd. Euro erreichen. Die Sachversicherung wird voraussichtlich das größte Segment bleiben (14,1 Mrd. Euro), gefolgt von der Lebensversicherung (6,8 Mrd. Euro) und der Krankenversicherung (4,1 Mrd. Euro).
Diese Kontinuität sei freilich vor dem Hintergrund großer technologischer Umwälzungen zu sehen, heißt es im Allianz Report. Beispielsweise werden Ökosysteme umfassende Lösungen für Kundenbedürfnisse anbieten, sei es für Mobilität, Wohnen, Reisen, Vermögen oder Gesundheit. Künstliche Intelligenz eröffnet ungeahnte Möglichkeiten in der Datenanalyse und revolutioniert die gesamte Wertschöpfungskette vom Underwriting bis zur Schadenabwicklung. „Das Wertversprechen der Versicherer wird sich weiterentwickeln, von der reinen finanziellen Entschädigung hin zum Risikomanagement und zu ganzheitlichen Dienstleistungsangeboten zur Risikominderung und Risikovermeidung“, ist Rémi Vrignaud überzeugt.
Foto oben: CEO Rémi Vrignaud, CEO Allianz Österreich
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