Der Online-Händler Amazon plant in Großbritannien offenbar ein Vergleichsportal für Versicherungen. Grund zur Panik sei das für etablierte Anbieter jedoch nicht, meint das Softwarteunternehmen Guidewire.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 13.11.2018
Offiziell sei diese Annahme zwar noch nicht bestätigt worden, doch bereits im vergangenen Jahr habe man beobachtet, dass Amazon gezielt Versicherungsexperten aus Großbritannien und dem Rest Europas angeworben hat.
Zunächst dürfte Amazon laut Guidewire mit etablierten Versicherern kooperieren, ohne selbst Produkte anzubieten. Viele Gesellschaften fürchten aber, dass das Unternehmen mittels des Portals zunächst analysieren wird, welche Versicherungen überhaupt gefragt sind, um dann nur diese anzubieten. Somit könnte Amazon passgenaue Versicherungsangebote auf den britischen und später auch den gesamteuropäischen Markt bringen.
Was hat Amazon vor?
Ohne Zweifel verfüge Amazon über riesige Datenschätze über das Verbraucherverhalten seiner Kunden, die es sich problemlos zunutze machen könnte. Auch könnte das Unternehmen seine bereits bestehende Infrastruktur nutzen, um eigene Versicherungsprodukte zu bewerben und zu vertreiben. Ein weiteres denkbares Szenario wäre auch, dass Amazon keine eigenen Versicherungsservices anbietet. Es könnte lediglich seine Reputation nutzen, Versicherungsprodukte unter dem Namen „Amazon“ auf den Markt zu bringen, die gesamte Schadenbearbeitung jedoch an andere Risikoträger outzusourcen.
Branchenexpertise nicht zu unterschätzen
René Schoenauer von Guidewire Software rät den Versicherungsunternehmen, nicht in Panik zu verfallen. „Im Moment ist es noch überhaupt nicht sicher, ob Amazon tatsächlich Interesse daran hat, Versicherungen unter dem eigenen Markennamen anzubieten. Wie es sich in der Vergangenheit gezeigt hat, sollte man Amazon jedoch niemals unterschätzen.“ Ebenfalls nicht unterschätzen sollte man allerdings, wie wichtig Erfahrung und ausgeprägtes Branchenwissen seien, um sich auf dem Versicherungsmarkt zu etablieren. „Ein Markteintritt ist demnach nicht von heute auf morgen zu erwarten“, so Schoenauer. Bei Versicherungen komme es schließlich vor allem auf die Abwicklung im Schadenfall und die Serviceleistungen an. „Ein schneller Kauf mag über Amazon zwar möglich sein, alles andere hingegen wird Amazon ohne Expertise im Bereich der Versicherungswirtschaft vor große Herausforderungen stellen.“
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