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Chancen in der Wirtschaftskrise

Chancen in der Wirtschaftskrise

10. August 2020

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5 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Für 2020 wird für Österreich ein negatives Wirtschaftswachstum von 7% prognostiziert, im Falle einer zweiten Welle ist das vermutlich sogar noch niedrig geschätzt. Der Rückgang fällt damit fast doppelt so hoch wie in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 aus, trotzdem sind Insolvenzen bis dato rückläufig. Doch nur vorerst. Es gibt aber auch Chancen in der Krise. Welche das sind, erklärt Mag. Markus Waghubinger, Gründer der finothek GmbH.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 10.08.2020

Von Mag. Markus Waghubinger, Redakteur AssCompact und Gründer der finothek GmbH (Foto)

Nachdem Lehman Brothers 2008 mit einen Knall Pleite ging und die ganze Welt in eine Finanzkrise stieß, war auch die österreichische Wirtschaftsleistung mit minus 3,8% rückläufig, die darauf folgende Erholungsphase mit stetigem Wachstum dauerte bis inklusive 2019 an. Die Wachstumsraten lagen zwischen 0 und 3% im Jahr, für das Jahr der Corona-Krise 2020 schätzt Statistik Austria einen Rückgang des Bruttoinlandsprodukts von 7%.

Verhaltensänderung und freie Arbeitskräfte sind Chance

Die globale Finanzkrise 2008/2009 hatte also zu einem nur etwa halb so starken Einbruch geführt wie der Lockdown und das daraus resultierende Konsumentenverhalten. Die schnelle Veränderung des Kaufverhaltens hat all jene Branchen besonders hart getroffen, die ausschließlich von physischen Kontakten leben, wie Gastronomie, Friseure und Schönheitssalons. Die beratenden Berufe können sich zunehmend auf virtuelle Meetings einstellen und müssen nun abwägen, welche Veränderungen dauerhaft bleiben, wie man damit umgeht und auch wie Preismodelle und Prozesse daran angepasst werden können.

Eine der größten Veränderungen dürfte die Beschleunigung des Trends zu Effizienz durch digitale Kanäle sein, aber nicht mehr nur aus Anbieterseite günstiger abzuwickeln, sondern auch aus Kundenseite, geschäftliches flexibler und effizienter abzuwickeln und persönliche Kontakte selektiver einzusetzen, denn in der Krise hat sich offenbart, dass menschliche Interaktionen einerseits angenehm, andererseits gesundheitlich riskant sein können.

Die aktuelle Krise hat E-Commerce noch einmal einen zusätzlichen Schub gegeben, aber auch den E-Dienstleistungen, da die Vermeidung von psychischem Kontakt das menschliche Bedürfnis nach direkter, individueller Dienstleistung in die digitale Welt verschoben hat. Selbst die letzten skeptischen UnternehmerInnen haben so die Angst vor Videokonferenzen verloren. Was aber den echten Schub geben kann, sind freie Arbeitskräfte, wie man in der Finanz- und Wirtschaftskrise 2008/2009 erlebt hat. Es wurden in den USA so viele kreative, junge Menschen arbeitslos, dass in dieser Zeit Startups wie Whatsapp, AirBnB und Uber entstehen beziehungsweise stark wachsen konnten und mittlerweile Weltmarktführer in ihren Bereichen sind.

In Österreich haben wir die besten Voraussetzungen, ein Innovations-Wirtschaftswunder loszutreten. Gerade Kurzarbeit gibt Menschen die Möglichkeit, ihre freien Zeitkapazitäten ohne finanzielle Existenzängste dafür einzusetzen, innovative neue Lösungen zu entwickeln. Durch die schnelle Anpassung von Wirtschaftsabläufen an Veränderungen im Lockdown hat sich auch gezeigt, dass man vielen Problemen der Menschheit (Klimawandel, Ungleichverteilung, Geschlechterungleichheit, ...) mit Innovation begegnen kann. Die sogenannte “Social Impact Innovation”-Bewegung, also jene Unternehmen, die mit ihren Lösungen auch gesellschaftliche Probleme angehen wollen, erlebt gerade eine Renaissance und auch seitens der Regierungen gibt es immer mehr Stimmen, dass der Neustart der Wirtschaft “grüner” und “nachhaltiger” sein soll. Nicht nur bezogen auf die Umwelt, sondern auf Basis aller 17 nachhaltigen Entwicklungsziele, die die vereinten Nationen für die nächsten zehn Jahre definiert hat.

Das nächste Jahrzehnt gehört den Wirkungs- und Nutzerorientierten Unternehmen

Die mutige Prognose ist daher: Gewinner dieser Krise ist, wer es schafft, möglichst viele seiner Kundenvorteile in die Onlinewelt zu bringen, somit sein eigenes Geschäftsmodell an die neue Realität der Kunden anzupassen – und zwar nicht nur den Produktverkauf, sondern alles das, was der Kunde am Unternehmen schätzt, sämtliche Werte und Zusatzservices. Nicht alles muss online sein, aber man sollte dem Rechnung tragen, dass Vieles nun auch auf Distanz geht, was man bislang nicht für möglich gehalten hätte. Gleichzeitig werden jene profitieren, die Produkte und Dienstleistungen so anpassen, dass sie zu einer positiven gesellschaftlichen Veränderung beitragen. Denn eines hat uns die Krise gezeigt: Nur Geld verdienen zu wollen, reicht schon lange nicht mehr. Käufer werden immer kritischer und erwarten von den Marken, denen sie vertrauen, auch einen Beitrag zu einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung zu leisten.

Den gesamten Bericht lesen Sie in der AssCompact August-Ausgabe

Titelbild: ©Calado - stock.adobe.com

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