Die aktuellen Zahlen des Gläubigerschutzverbands Creditreform zeigen, dass die Firmeninsolvenzen in Österreich im ersten Halbjahr 2024 um 26,4% auf 3.363 Fälle gestiegen sind, besonders stark sind die Insolvenzen im Kredit- und Versicherungswesen angestiegen (+44,6%). Gleichzeitig blieben die Privatinsolvenzen nahezu unverändert und stiegen nur um 0,5%. Experten erwarten für das Gesamtjahr 2024 neue Rekordwerte bei den Firmeninsolvenzen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 05.08.2024
Im ersten Halbjahr 2024 verzeichnete Österreich einen erheblichen Anstieg bei Firmeninsolvenzen. Die Zahl der eröffneten Verfahren stieg um 34,6% auf etwa 2.100, während die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen um 14,7% auf 1.264 Fälle zunahmen.
Gerhard M. Weinhofer von Creditreform:
"Das Thema Pandemie spielt bei den Insolvenzen keine Rolle mehr. Dafür schlägt die anhaltende Wirtschaftsflaute negativ zu Buche. Die Auftragsbücher leeren sich zunehmend, die Kosten steigen aber weiter, dazu kommen bürokratische Hürden. Die Unternehmen kämpfen an zahlreichen Fronten und verlieren immer öfters diesen Kampf."
Besonders betroffen sind die Branchen Industrie, Transport sowie das Kredit- und Versicherungswesen. Laut den aktuellen Daten des Gläubigerschutzverbands Creditreform gab es im Kredit- und Versicherungswesen im 1. Halbjahr 2024 einen signifikanten Anstieg der Firmeninsolvenzen um 44,6%, was einem Zuwachs von 25 Fällen im Vergleich zum gleichen Zeitraum im Vorjahr entspricht (von 56 auf 81 Insolvenzen). Dies zeigt, dass auch der Finanzsektor stark von der derzeitigen Wirtschaftslage betroffen ist.
Regionale Unterschiede bei Insolvenzen
Ein Vergleich der Bundesländer zeigt, dass Vorarlberg (+74,1%), das Burgenland (+67,0%) und die Steiermark (+33,2%) den stärksten Zuwachs an Insolvenzen verzeichnen. Die höchste Insolvenzrate herrscht in Wien mit fast 15 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen, während Tirol mit 5 von 1.000 Unternehmen die geringste Rate hat. Generell sind Unternehmen im Osten stärker von Insolvenzen betroffen. Insgesamt müssen österreichweit etwa 9 von 1.000 Unternehmen einen Insolvenzantrag stellen.
Ausblick für 2024
Für das Gesamtjahr 2024 rechnet Gerhard M. Weinhofer mit mehr als 7.200 Firmeninsolvenzen, was einen neuen Rekord seit 15 Jahren darstellt:
"Eine Insolvenzwelle schwappt seit Jahresbeginn über Österreich. Immer mehr Unternehmen verlieren den Kampf gegen die allgemeine Wirtschaftslage mit hohen Preisen und rückläufiger Nachfrage. Das sich in einer Rezession befindliche Deutschland als wichtigster Handelspartner reißt Österreich mit hinunter. Dazu kommen selbstverschuldete Probleme wie zu hohe Lohnabschlüsse, Inflation und ein Reformstau in zahlreichen Politikfeldern."
Privatinsolvenzstatistik 1. Halbjahr 2024: 40 Insolvenzverfahren pro Werktag
Der Gläubigerschutzverband Creditreform hat außerdem die endgültigen Zahlen für Privatinsolvenzen in Österreich im ersten Halbjahr 2024 analysiert. Die Gesamtzahl der Privatinsolvenzen stieg trotz der zahlreichen Krisen nur um 0,5% auf knapp über 5.005 Verfahren. Trotz wirtschaftlicher Herausforderungen bleibt die Zahl der Insolvenzen unter dem Vor-Pandemie-Niveau. Die Zahl der eröffneten Schuldenregulierungsverfahren stieg um 1,6% auf 4.613, während die mangels Vermögen abgewiesenen Insolvenzen um 11,3% auf 392 zurückgingen.
Regionale Unterschiede bei Privatinsolvenzen
Besonders betroffen sind Tirol (+10,0%) und Wien (+2,1%), während Burgenland den größten Rückgang (-14,6%) verzeichnete. Ein Drittel der Insolvenzen betrifft gescheiterte Selbständige. Die durchschnittliche Verschuldung liegt bei rund 55.000 Euro. Österreichweit sind etwa 8 von 10.000 Erwachsenen zahlungsunfähig.
Ausblick 2024
Für 2024 wird ein moderater Anstieg der Privatinsolvenzen im unteren einstelligen Prozentbereich erwartet, sodass das Vor-Pandemie-Niveau von 2019 weiterhin nicht erreicht wird.
Weinhofer prognostiziert:
"Für das Gesamtjahr 2024 ist erstmals seit dem Ende der Pandemie wieder mit über 10.000 Privatinsolvenzen zu rechnen."
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