Digital gestützte Kfz-Versicherungen haben „enormes Zukunftspotenzial“, lautet das Fazit einer aktuellen Studie von Deloitte. Bis 2020 werden in Österreich laut Experten voraussichtlich 12% der Kfz-Versicherungen digital gestützt sein. Bedenken haben Kunden aber vor allem hinsichtlich Datenschutz.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 15.11.2016
Auf Basis digitaler Kundendaten, etwa zum Fahrverhalten, bieten derartige Versicherungen umfassendere Leistungen als klassische Kfz-Tarife. Für die Studie „European Motor Insurance“ wurden rund 15.000 Kunden von Kfz-Versicherern in elf europäischen Ländern befragt, mehr als 1.000 davon in Österreich.
Das Marktpotenzial für digital gestützte Kfz-Tarife liegt in Europa bis 2020 laut Studie bei 15 Mrd. Euro. Italien gilt mit 27% Marktanteil dieser Polizzen in vier Jahren als der vielversprechendste Markt in Europa, gefolgt von Großbritannien (23%). In Österreich wird der Marktanteil digital unterstützter Kfz-Versicherungen bis 2020 auf rund 12% geschätzt.
15% der Kunden zu Versicherer-Wechsel bereit
Immer mehr Kunden sind bereit, ihren Versicherer zu wechseln. So würden rund 15% aller europaweit Befragten eigenen Angaben zufolge einen Wechsel in Betracht ziehen. Um neue Kunden zu überzeugen, braucht es aber auch neue Angebote. „Die Kfz-Versicherer nutzen zunehmend die Potenziale der Digitalisierung. Darauf basierend entwickeln sich laufend neue Ideen und flexiblere Produkte, die über eine reine Risikoabdeckung hinausgehen. Durch Digitalisierung und Big Data wird der Markt in eine ganz neue Dynamik versetzt“, sagt Karin Mair, Partnerin und FSI Insurance Leader bei Deloitte Österreich.
Zwei Drittel geben Daten an Versicherer weiter
Die Österreicher sind im europäischen Vergleich bei Vernetzung und Datentransfer eher zurückhaltend. Generell sind nur 28% bereit, ihre Daten weiterzugeben. Banken, Arbeitgebern und Versicherern vertrauen Kunden dabei dennoch am meisten. So würden 50% der Kunden ihre Fahrdaten für zusätzliche Dienstleistungen zur Verfügung stellen. Nur etwa jeder dritte Europäer gibt seine Daten nicht bereitwillig an Versicherungen weiter. Besonders kritisch sehen die Befragten die Weitergabe von Informationen an Soziale Medien, Suchmaschinen und Online-Händler.
„Versicherer müssen den Bedenken in Bezug auf Datenmissbrauch und Intransparenz ernsthaft und wirksam begegnen. Es muss klar sein, dass die Daten professionell vor Missbrauch geschützt werden, insbesondere im Zusammenhang mit Cybercrime. Wer mit seinen Produkten auch die Skeptiker überzeugen kann, wird klar im Vorteil sein“, so Mair.
Fahrverhalten unter der Lupe? Nein, danke
Datenbasierte Services, die von den Autofahrern am stärksten begrüßt werden, sind ein kostenloser Pannendienst, eine automatische Notfallhilfe, Diebstahls- und Auffindungsmeldungen sowie ein kostenloser Ölwechsel bzw. Autoservice. Weniger gut kommen Dienstleistungen an, die nicht unmittelbar mit dem Auto zu tun haben oder solche, die sich mit dem Fahrverhalten beschäftigen. Hier befürchten viele Kunden, dass es sich nachteilig auf sie auswirken könnte.
Der Versicherer als Servicedienstleister
Die Rolle des Versicherers verändert sich laut Deloitte-Studie hin zu einem Netzwerker, der Dienstleistungen rund um Auto und Mobilität koordiniert – wie etwa Fernwartung, Flottenmanagement und Car Sharing, aber auch Zahlungssysteme, Navigation und Infotainment. Wer zusätzlich zu seinen Kernaufgaben auch als Servicedienstleister agiere, werde künftig im Vorteil sein. „Mit einem attraktiven Portfolio an digitalen Services können sich die Versicherer bei ihren Kunden positionieren“, so Mair.
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