Die Märkte reagierten im letzten Monat euphorisch auf die optimistischen Äußerungen von EZB-Präsident Mario Draghi. Der Euro ging steil nach oben. Es handle sich dabei aber eher um eine Warnung, nicht zu vorschnell zu reagieren, meint Matthias Hoppe, Senior Vice President und Portfoliomanager bei Franklin Templeton Multi-Asset Solutions.

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 02.08.2017
Die Europäische Zentralbank (EZB) würde aus Sicht des Anlageexperten eine starke Euro-Aufwertung gern verhindern – vor allem angesichts einer Inflationsrate, die noch vom 2%-Ziel entfernt ist. Bei einer Pressekonferenz am 20. Juli räumte Draghi ein: „Die Inflation ist nicht dort, wo wir sie haben wollen und wo sie sein sollte.“ Man sei „jederzeit bereit“, das Anleihekaufprogramm auszuweiten beziehungsweise zu verlängern. Ein „Warnsignal an den Anleihemarkt“ hört Hoppe aus diesen Worten heraus. Es sei nicht im Interesse der EZB, dass der Markt vorschnell reagiert und womöglich die Inflation noch mehr drückt, indem die Finanzierungskosten in die Höhe getrieben werden.
Mit Zinserhöhung nicht zu rechnen
„Seit März sind die Zahlen aus den USA enttäuschend, während die Daten aus der Eurozone für positive Überraschungen gesorgt haben.“ Diese Kluft habe wesentlich zum jüngsten Anstieg des Euro gegenüber dem US-Dollar beigetragen.
Die EZB könnte zwar ihre Anleihekäufe bereits ab Herbst weiter verringern, das würde jedoch nicht den endgültigen Ausstieg aus der quantitativen Lockerung bedeuten. Nachhaltige Zinserhöhungen liegen laut Hoppe nach wie vor in weiter Ferne, zumal sowohl die aktuelle Inflation in der Eurozone als auch die Inflationserwartungen sehr gedämpft seien. Anleger hätten die Aussicht auf eine Straffung der Geldpolitik womöglich zu optimistisch eingeschätzt.
Ende der Euro-Rally in Sicht?
In der Vergangenheit gingen ausgeprägte Höhenflüge des Euro oft mit extrem hohen Wachstums- und Inflationsraten einher. Hoppe: „Da die EZB derzeit möglicherweise nur begrenzt in der Lage ist, den Devisenmarkt zu kontrollieren, könnte sie gezwungen sein, sich die Möglichkeit einer Drosselung der Anleihekäufe zu bewahren.“ Ironischerweise könnte die Marktreaktion die EZB sogar dazu zwingen, ihre Drohung wahr zu machen und die Anleihekäufe auszuweiten.
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