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Expert:innentreffen des Fachverbandes im Zeichen von Wandel, Regulatorik und KI

Expert:innentreffen des Fachverbandes im Zeichen von Wandel, Regulatorik und KI

12. September 2024

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6 Min. Lesezeit

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Versicherungen

Heute, am 12. September, findet im Seehotel Rust das Expert:innentreffen der Versicherungsmakler unter dem Motto „CHANGE“ statt. Die Veranstaltung versammelt ca. 260 führende Entscheidungsträger der Branche, um über aktuelle Herausforderungen und Entwicklungen zu diskutieren.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 12.09.2024

Nach einer Trauerminute für die verstorbene RSS-Vorsitzende Dr. Ilse Huber begrüßten zum Auftakt KommR Helmut Bauer (Fachgruppenobmann Burgenland), KommR Mag. Gerold Stagl (Bürgermeister von Freistadt Rust) und Fachverbandsobmann KommR Christoph Berghammer, MAS die zahlreich erschienenen Gäste.

Der erste Themenblock stand unter dem Motto „Regulatorik verändert...“. Dr. Othmar Karas, ehemaliger Erster Vizepräsident des EU-Parlaments, eröffnete mit einem Festvortrag über „Europa im Wandel der Zeit“. Vor seinen Ausführungen wurde er von Christoph Berghammer mit der Goldenen Nadel des Fachverbandes geehrt. Dr. Othmar Karas betonte in seinem Vortrag die Notwendigkeit eines handlungsfähigen und starken Europas angesichts globaler Herausforderungen und Transformationen. Er sprach über die Bedeutung von Dialog und Zusammenarbeit zur Erreichung gemeinsamer Ziele und die Investition in digitale und grüne Transformationen zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit der Europäischen Union.

Ein zentraler Punkt der Rede drehte sich um die Notwendigkeit, die EU-Institutionen zu stärken und die Abhängigkeit von externen Kräften zu reduzieren, insbesondere im Hinblick auf Energie und Digitalisierung. Karas warnte vor den Gefahren des Zögerns und der Verteidigung des Status quo.

„Wir dürfen als Europäische Union nicht zögern, sondern müssen handeln. Sonst werden wir zwischen den großen Ecken zerrieben und spielen in der neuen geopolitischen Welt keine gestaltende Rolle. Haben wir das immer geschafft? Nein. Ganz kurz und prägnant, nein. Wir zögern in vielen Fällen bis heute“, so der erfahrene EU-Politiker.

Im Anschluss betrat Prof. Karel Van Hulle von der Goethe Universität Frankfurt die Bühne und referierte über aktuelle regulatorische Themen. Der ausgewiesene Experte in diesem Bereich sprach über aktuelle regulatorische Themen in der EU. Er betonte die Wichtigkeit von Dialog und Innovation, um die Qualität der Gesetzgebung zu verbessern. Van Hulle kritisierte die übermäßige Bürokratisierung und den Verlust des Kontakts zu den Bürgern, was die Wettbewerbsfähigkeit der EU beeinträchtigt. Er warnte davor, dass die EU zu sehr auf einheitliche Regelungen setzt, die nicht immer den Prinzipien der Subsidiarität und Verhältnismäßigkeit entsprechen.

Prof. Karel van Hulle:

""Ohne neue Dynamik, ohne Konzentration auf Prinzipien, ohne Änderung der paternalistischen Mentalität als Regeln zu wollen, ohne Tendenz, um alles einheitlich zu regeln, sieht die Zukunft nicht gut aus.""

Van Hulle betonte, dass die EU sich anpassen muss, um den Übergang zu einer nachhaltigeren Umwelt und stärkeren Wirtschaft erfolgreich zu gestalten.

Anpassungen bei EU-Regulierung?

Rebekka de Nie, EU Policy Manager bei BIPAR, sprach in ihrem Vortrag über die Auswirkungen der EU-Regulierungen auf Versicherungsmakler. Ein zentraler Punkt war die Diskussion um Anreize und Provisionen im Versicherungsvertrieb. Die EU-Kommission hatte ursprünglich im Rahmen der IDD ein generelles Verbot für Anreize vorgeschlagen, was jedoch auf Widerstand stieß. Letztlich entschieden sich sowohl das Europäische Parlament als auch der Rat gegen ein solches Verbot.

Wichtig ist, dass bei nichtberatenden Verkäufen keine Anreize verboten wurden, aber vier Grundprinzipien eingeführt wurden, um Interessenkonflikte besser zu managen. Diese lauten wie folgt:

  • Diese sollten keinen Anreiz bieten, den Kunden ein bestimmtes Produkt oder eine Dienstleistung vor anderen anzubieten.
  • Die Höhe der Anreize sollte proportional zum Wert des Produkts oder der Dienstleistung für den Kunden sein.
  • Anreize von Unternehmen derselben Gruppe müssen genauso behandelt werden wie Anreize von anderen Unternehmen.
  • Anreize sollten nicht direkt den Vermittlern oder ihren Mitarbeitern zugutekommen, ohne dass der Kunde einen greifbaren Nutzen davon hat.

„Die Kommission hat erklärt, dass sich die bestehenden Vorschriften zur Regelung von Interessenkonflikten in der IDD nicht als ausreichend wirksam erwiesen haben, um Nachteile für die Verbraucher abzuschließen“, so de Nie. Die Diskussionen im EU-Parlament und im Rat deuten laut der Expertin darauf hin, dass Maßnahmen erwogen werden, um die Effektivität der IDD zu verbessern.

Spannungsfeld „Unabhängigkeit“?

Dr. Stefan Perner von der WU Wien behandelte das Spannungsverhältnis zwischen Provisionsmodellen und der Unabhängigkeit von Versicherungsmaklern. „Der Versicherungsmakler macht es nicht für Luft und Liebe, sondern, so wie wir andere Unternehmer, um damit Geld zu verdienen. Das ist auch nichts Anrüchiges und Schlechtes“, so Perner.

Perner betonte, dass die Unabhängigkeit in der Praxis oft nur schwer aufrechtzuerhalten ist, was durch neue regulatorische Anforderungen noch verstärkt wird. Diese Regelungen fordern eine klare Trennung zwischen gebundener und unabhängiger Beratung, um die Beratungsqualität zu sichern. Die neuen Vorschriften könnten zu einer Gleichmacherei führen, die das Alleinstellungsmerkmal der Makler schwäche – nämlich die Bereitstellung eines objektiven Marktüberblicks.

Der Nachmittag steht im in einem weiteren Themenblock im Zeichen der Digitalisierung und KI. Rechtsanwalt Mag. Alexander Heinrich LL.M. wird die Rechtsfragen der elektronischen Kommunikation beleuchten. Reinhold Baudisch und Philip Steiner diskutieren im Anschluss die neuesten Trends in Digitalisierung und KI. Christian Freiherr Göler von Ravensburg präsentiert erste Erfahrungsberichte zur KI-Nutzung in der Maklerpraxis, bevor noch eine hochkarätige Podiumsdiskussion am Programm steht.

Thema wird „Change in der Versicherungsbranche und Maklerschaft“ sein. Hier teilen die hochkarätige Branchenexperten ihre Visionen für die Zukunft.

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