Ist ein Ende der lockeren Geldpolitik in Sicht? Zumindest haben die optimistischen Äußerungen Mario Draghis, Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), im letzten Monat für viele Anleger diesen Anschein erweckt. Matthias Hoppe von Franklin Templeton warnt jedoch davor, zu viel in die Worte hineinzuinterpretieren.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 14.07.2017
In seiner Eröffnungsrede bei einem EZB-Forum in Portugal schien Draghi ein zu optimistisches Bild der Wirtschaft der Eurozone zu zeichnen, meint Matthias Hoppe, Senior Vice President und Portfolio Manager, Franklin Templeton Multi-Asset Solutions. Die Märkte nahmen ihn nämlich wörtlich und spekulierten auf einen möglichen Schritt hin zur Drosselung durch die EZB oder auf die Festlegung eines Zeitplans für den Ausstieg aus ihrem Wertpapierkaufprogramm bis Anfang 2018.
In den vier Tagen unmittelbar nach der Rede verteuerte sich der Euro gegenüber dem US-Dollar um mehr als 2%. Angeführt von französischen Staatsanleihen kam es bei den Renditen auf Anleihen aus der Eurozone zu einer deutlichen Korrektur und dem stärksten Anstieg seit fast sieben Monaten.
„Weniger optimistisch, als mancher vermutete“
Die Reaktion könnte aber voreilig sein, warnt Hoppe. Bei Franklin Templeton rechnet man nicht damit, dass die Änderung der Zinssätze unmittelbar bevorsteht. Zwar waren die jüngsten Wirtschaftsdaten weitgehend positiv und die politischen Risiken im Rückzug, jedoch halte man die aktuellen Inflationszahlen für enttäuschend. Sämtliche Maßnahmen der EZB dürften daher schrittweise und behutsam erfolgen. „Und in der Tat wird bei Betrachtung von Draghis Rede deutlich, dass er hinsichtlich der Inflation weit weniger optimistisch klang, als mancher Beobachter vermutete.“
Voreilige Reaktion
Letztlich betonte Draghi, dass die EZB „beharrlich sein“ und gewährleisten muss, dass die allgemeinen Finanzierungsbedingungen den Reflationsprozess weiterhin fördern, bis die Bedingungen „nachhaltiger und selbsttragend“ sind. Daher hält Hoppe die Reaktion des Marktes „für überzogen“. Auch wenn man durchaus mit einer Aufwertung des Euro rechne, erscheine der jüngste Schritt zu schnell gewesen zu sein.
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