Exzellente und „nur gute“ Führungskräfte unterscheiden sich erheblich in ihrem wirtschaftlichen Erfolg für Unternehmen. Wie sich Excellence Leadership trainieren lässt, verrät Frank M. Scheelen, Gründer der SCHEELEN® AG und Experte für Leadership und Kompetenzmanagement.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 16.09.2019
Von Frank M. Scheelen
Schlechte Führungskräfte kann sich kein Unternehmen in der Versicherungsbranche – ebenso wenig wie in anderen Branchen – leisten. Doch gute Führungskräfte bringen Ihr Unternehmen auch nicht wirklich nach vorne. Ja, Sie haben richtig gelesen: Nur gut ist nämlich nicht gut genug in Sachen Leadership! Wenn Sie wirklich durchstarten wollen, insbesondere wenn Sie in der heutigen Zeit der digitalen Transformation oben mit dabei sein wollen, statt sich ins Abseits zu schießen, brauchen Sie Führungskräfte mit ganz hervorragenden Führungsqualitäten – sogenannte excellent Leader. Der Unterschied zwischen einer exzellenten und einer „nur guten“ Führungskraft ist enorm. Die wissenschaftliche Führungsforschung hat Beweise dafür, dass exzellente Führungskräfte maßgeblichen Einfluss auf den wirtschaftlichen Erfolg eines Unternehmens haben und gar die Firmengewinne verdoppeln.
Konkret zeigen die Studien der US-amerikanischen Führungsforscher Jack Zenger und Joseph Folkman den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Führungsqualität und Unternehmensprofit: Basierend auf rund 200.000 Bewertungsdatensätzen von 20.000 Managern haben die Leadership-Experten herausgefunden, dass die 10% der Führungskräfte, die als außergewöhnlich gut eingestuft werden, einen Gewinn erzeugen, der mehr als das Doppelte des Durchschnittsgewinn der übrigen 90% beträgt.
Fähigkeit zur Inspiration anderer Menschen überstrahlt alles
In den USA wird die Kompetenz, Menschen inspirieren zu können, als wichtigste Fähigkeit bewertet, die eine Führungskraft haben sollte. Wer sie vollkommen beherrscht, kann damit sogar andere Führungsschwächen regelrecht „überstrahlen“. In dieser Hinsicht als Paradebeispiel dient Steve Jobs: Der Apple-Gründer war im sozialen Umgang sehr umstritten. Doch er war auf der anderen Seite so herausragend in Sachen Inszenierung, visionäres Denken und Kreativität, dass diese Stärken seine Fehler völlig überdeckt haben.
Excellence Leadership trainieren
Die Frage, die Sie sich nun sicherlich stellen werden: Wie genau lässt sich die wichtige Schlüsselkompetenz zur Inspiration entwickeln? Gäbe es nicht schon zuhauf „Inspirations-Trainings“, wenn es so einfach wäre? Natürlich ist die Sache komplexer! Laut der Forschungsarbeit von Zenger und Folkman ist Folgendes von Bedeutung: Es gibt immer bestimmte Begleitkompetenzen, die eng mit einer Schlüsselfähigkeit verwoben sind, und diese insgesamt stärken. Für die Inspirationskompetenz sind folgende drei Verhaltensweisen entscheidend:
1) Inspirierende Führungskräfte akzeptieren, dass sie eine Vorbildfunktion haben. Sie sind bereit, Veränderungen aktiv mitzugestalten und die Initiative zu ergreifen.
2) Sie verstehen, dass menschliches Verhalten zu einem Großteil von Gefühlen geprägt ist und gehen bewusst und entspannt mit Emotionen um. Ihnen ist zudem klar, dass sich Gefühle übertragen und dass sie somit auch in ihrer Position in der Lage sind, die Laune ihrer Mitarbeiter bis zur Euphorie zu heben.
3) Zusätzlich gibt es sechs spezifische Verhaltensweisen, die inspirierende Chefs situativ nutzen:
- Sie setzen ehrgeizige Ziele
- Sie vermitteln eine klare Vision und geben eine klare Richtung vor
- Sie zeigen mehr Eigeninitiative als andere
- Sie unterstützen die Entwicklung ihrer Mitarbeiter
- Sie fördern Teamarbeit und Kooperation
- Sie zeigen Innovations- und Risikobereitschaft und unterstützen innovative Ideen.
Wer also akzeptiert, dass er eine Vorbildfunktion hat, Veränderungen aktiv mitgestaltet und häufig die Initiative ergreift, zudem versteht, dass menschliches Verhalten zu einem Großteil von Gefühlen geprägt ist und bewusst mit Emotionen umgeht, spielt ganz erheblich auf die Schlüsselkompetenz des motivierenden und inspirierenden Handelns ein. Arbeitet die Führungskraft an diesen Begleitkompetenzen, verbessert sie somit ihre Performance insgesamt – und entwickelt sich zum Exzellent Leader. Es bedarf also nur der Änderung eines Teilaspekts, um in der Gesamtheit eine große Wirkung zu erzielen.
Quelle: AssCompact Deutschland; gekürzt durch Redaktion Österreich
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