Beinahe jeder Kunde hat sich in der Covid-19-Krise mit finanziellen Ängsten an seinen Finanzberater gewandt. Nur jeder Dritte fürchtet sich vor neuen Steuern. Vielmehr beschäftigt die Österreicher die Verschuldungssituation der Nationalstaaten und die Sicherheit des eigenen Ersparten. Nur wenige Finanzberater wurden kontaktiert, um Notverkäufe von Veranlagungspositionen vorzunehmen. Dies brachte der Österreichische Verband Financial Planners im Rahmen einer im Juli 2020 durchgeführten Erhebung in Erfahrung.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 14.08.2020
Foto: Mag. Helmut Siegler
397 zertifizierte Finanzplaner quer durch Österreich wurden im Zuge einer Erhebung des Österreichischen Verbandes Financial Planners zu den Reaktionen ihrer Kunden während der Covid-19-Krise befragt. Das sind die Ergebnisse:
Beinahe alle Kunden (93%) haben sich mit finanziellen Ängsten an ihren Finanzberater gewandt. Mehr als zwei Drittel der Kunden (70%) bereitete die Verschuldungssituation der Nationalstaaten Kopfzerbrechen. Zwei von drei Konsumenten (63%) sorgten sich um ihr Geld. Ebenso war die Sicherheit des Euros für gut jeden zweiten (55%) ein Thema. Nur jeder Dritte (34%) fürchtet sich vor der Einführung neuer Steuern und auch die Sorge vor der Deflation ist gering (8%). Die Umfrage des Verbandes zeigt mitunter ein zeitliches Angst-Barometer: Kunden waren mit Bekanntgabe des Lockdowns im März am besorgtesten um ihr Vermögen (73%), gefolgt von April (18%).
Anleger haben kühlen Kopf bewahrt
92% der befragten Finanzplaner gaben an, während der Covid-19-Krise zumindest gelegentlich von Kunden kontaktiert worden zu sein, um Zuzahlungen in Veranlagungsformen mit höherem Aktienanteil vorzunehmen. „Die Österreicher sind dafür bekannt, fleißige Sparer zu sein, aber eher auf renditeschwache Anlageformen wie das Sparbuch zu setzen. Wir beobachten, dass der Aktienanteil steigt. Es ist allerdings noch viel Aufklärungsarbeit im Bereich der Finanzbildung erforderlich, um zu verdeutlichen, dass die Börse auch für den Durchschnittsösterreicher Chancen bietet“, ist Mag. Helmut Siegler, Vorstandsvorsitzender des Verbandes Financial Planners, überzeugt. Wenige Finanzplaner (36%) wurden von ihren Kunden seit dem Lockdown im März kontaktiert, um Notverkäufe von Veranlagungspositionen vorzunehmen. Siegler zufolge ist das ein Indiz, dass Österreicher sattelfester in Geld-Fragen werden: „Anleger haben größtenteils einen kühlen Kopf bewahrt und keine emotionalen Kurzschluss-Entscheidungen getroffen. Diese Entwicklung hin zum mündigen Konsumenten ist eine Bestätigung unserer Arbeit als Verband.“
Kreditstundungen dankend angenommen
Ein weiterer Teil der Befragung widmete sich finanziellen Engpässen. Mehr als zwei Drittel der Befragten (83%) berieten ihre Klienten rund um das Thema Kurzarbeit für Mitarbeiter. Neben der Regierung waren allerdings auch heimische Banken gefragt, um die Liquidität für die Wirtschaft zu sichern. Die meisten kamen dieser Verantwortung nach, indem sie unter anderem Stundungen für Kredite zur Verfügung stellten. Dieses Angebot ist auch dankend angenommen worden – immerhin wurden 71% der befragten Finanzplaner zumindest gelegentlich auf eine Erweiterung des Kreditrahmens angesprochen.
Titelbild: ©peterschreiber.media - stock.adobe.com
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