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Fondsgebundene Lebensversicherung in der bAV – Wundermittel oder Teufelszeug?

Fondsgebundene Lebensversicherung in der bAV – Wundermittel oder Teufelszeug?

20. Oktober 2021

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6 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Der langfristige Vermögensaufbau für die Altersvorsorge wird durch die sinkenden Garantiezinsen sowie die weiterhin niedrige Gesamtverzinsung in der klassischen Lebensversicherung gefährdet. Dies trifft nicht nur den privaten Bereich, sondern auch die betriebliche Altersvorsorge, insbesondere dort, wo sie über Pensionszusagen mit Rückdeckungsversicherungen erfolgt.

Mag. Peter Kalab

Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 20.10.2021

Von Mag. Thomas Wondrak (Foto)

Die Corona-Krise hat sich bisher nicht zu einer großflächigen und langanhaltenden Wirtschafts- oder Finanzkrise entwickelt. Spezielle Branchen, wie insbesondere der Tourismus und die Gastronomie, leiden trotz staatlicher Unterstützungsleistungen weiterhin. Der Kapitalmarkt allerdings hat schon 2020 die anfänglichen extremen Verluste aus dem März/April 2020 ausgeglichen und 2021 entwickelte sich bisher zu einem ausgezeichneten Börsejahr.

Diese kurzfristigen Effekte an der Börse sowie die sachten Änderungen in der Zinspolitik wirken sich noch nicht bei einer konservativen Asset Allokation aus und so wird ab Juli 2022 der Garantiezins in der klassischen Lebensversicherung auf null absinken. Das bedeutet zwar, dass es auf das angesparte Nettokapital eine Garantie gibt, die Marktchancen der klassischen Lebensversicherung steigen dadurch sicherlich nicht.

Die Kapitalmarktentwicklung schlägt bei anderen Produkten der bAV direkter und schneller durch, wie insbesondere bei den Pensionskassen. Die Jahresendperformance lag 2020 im Durchschnitt bei 2,5% (besser als noch im AssCompact Beitrag vom November 2020 prognostiziert) und am Ende des 3. Quartals 2021 bereits wieder bei 5,5%. Ein ähnliches Bild zeigt sich bei den Vorsorgekassen (Abfertigung Neu), die 2020 allerdings auf Grund der Kapitalgarantie ca. 1%-Punkt hinter den Pensionskassen lagen.

Daher ist es nicht verwunderlich, dass Versicherer, Makler und Kunden gleichermaßen nach sinnvollen Alternativen zur klassischen Lebensversicherung suchen. Was bei der privaten Vorsorge schon länger ein Thema ist, entwickelt sich nun auch bei der Abdeckung von betrieblichen Altersvorsorgerisiken zum „Renner“. Grundsätzlich eignet sich auch eine fondsgebundene Lebensversicherung zur Absicherung, es sind aber ein paar Feinheiten zu beachten. Die Abdeckung einer rein beitragsorientierten Zusage (Beiträge des Arbeitgebers sind betraglich fixiert) wird aus steuerlichen Gründen nicht funktionieren. Ebenso benötigt das Unternehmen zur (steuerschonenden) Rückstellungsbildung einen gewissen Anteil an klassischer Lebensversicherung. Es entwickeln sich daher am Markt sogenannte Kombi- oder Hybridprodukte.

Jede Chance birgt Risiken

Dem Unternehmen muss darüber hinaus bewusst sein, dass jede Chance auch Risiken birgt und eine schlechte Performance Nachfinanzierungen erfordern wird. In „guten“ Zeiten ist das jedem klar, in „schlechten“ wird schnell behauptet, man habe das nicht verstanden oder wurde nicht oder nicht richtig aufgeklärt. Ein wesentlicher Aspekt bei der Verwendung der fondsgebundenen Lebensversicherung ist daher die umfassende Bedarfserhebung, die ausgewogene Information über Chancen und Risiken und die vollständige Dokumentation all dieser Informationen. Fehler aus der Vergangenheit sollte die Branche nicht wiederholen. Wichtig ist daher auch die kompetente und konsequente Schulung der Vertriebsmannschaft, aber auch die korrekte Vertragsgestaltung.

Und wenn die Anbieter das auch nicht gerne hören oder lesen: selbstverständlich ist die Kostenfrage ein Aspekt, den es beim Anbieten derartiger Produkte zu berücksichtigen gilt. Zu hohe Kosten zerstören schnell eine gute Performance und verursachen unzufriedene Kunden.

Unternehmer sind auf die besten MitarbeiterInnen angewiesen

Ein Aspekt, der Ende 2020 bereits absehbar war, aber damals noch kaum realisiert wurde: Unternehmer sind auf die besten MitarbeiterInnen angewiesen. Studien zeigen, dass für die DienstnehmerInnen eine angemessene bAV wichtiger ist als viele andere Zusatzleistungen des Arbeitgebers. Es genügt daher nicht, lediglich die (Gesellschafter-) Geschäftsführer-Ebene zu versorgen, sondern die gesamte Belegschaft soll von einer zeitgemäßen betrieblichen Altersvorsorge profitieren. Betriebswirtschaftlich gesehen ist jeder Euro in die Vorsorge günstiger als eine Gehaltssteigerung.

Die fondsgebundene Lebensversicherung wird nicht alle Probleme in der Absicherung von Pensionsverpflichtungen lösen können, ist also sicherlich kein Wundermittel. Teufelszeug ist sie aber auch nicht, da langfristig die Partizipation am Kapitalmarkt den notwendigen Mehrertrag bringt. Es wird auf die gesunde Mischung und auf einen transparenten Markt ankommen.

Über Mag. Thomas Wondrak

Der ausgebildete Jurist gilt als der unabhängige Experte Österreichs für betriebliches Vorsorgewesen. In seiner bisherigen beruflichen Laufbahn leitete er die Rechtsabteilung bei der Valida Vorsorge Management und war Vorstand in der BAV Pensionskassen AG. Seit 2010 ist er unter dem Namen konsequent wondrak als selbstständiger Unternehmensberater mit dem Schwerpunkt betriebliche Altersvorsorge tätig und leitet seit 2015 den Lehrgang Sozialkapital für Betriebliche Altersvorsorge.

Den Beitrag lesen Sie auch in der AssCompact November-Ausgabe!

Titelbild: ©sewcream – stock.adobe.com

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