Donald Trump hat es geschafft. Der umstrittene Milliardär hat die US-Präsidentschaftswahl gewonnen – und damit zahlreiche Investoren auf dem falschen Fuß erwischt. Droht an den Finanzmärkten nun der nächste Crash oder war es nur ein weiteres Strohfeuer wie zuletzt auch der Brexit? Investmentexperten geben die Antworten auf diese Frage.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 10.11.2016
Die meisten Marktexperten hat der Sieg Donald Trumps zumindest für kurze Zeit auf dem falschen Fuß erwischt. Stefan Kreuzkamp, Chefanlagestratege bei der Deutschen AM, geht von weiterhin turbulenten Märkten aus und rät zur Vorsicht. „Die Unberechenbarkeit Trumps und seine politische Unerfahrenheit sind Grund genug, die kommenden Monate etwas vorsichtiger anzugehen“, so Kreuzkamp. Allerdings sollten Anleger nicht die Nerven verlieren. Trump habe zudem bereits im Wahlkampf das Publikum immer wieder überrascht. „Gut möglich, dass er nach der Wahl aus Marktsicht auch mal positiv überraschen könnte“, so Kreuzkamp.
Trump und die US-Notenbankchefin
„Nach dem ersten kurzfristigen Schock dürfte die Verunsicherung an den Märkten noch weiter anhalten“, meint hingegen Lars Kreckel, globaler Aktienstratege bei Legal & General Investment Management. Spannend werde vor allem seine Haltung gegenüber der US-Notenbank und deren Chefin Janet Yellen zu beobachten sein, die Trump zuvor massiv attackiert hatte. Viele Investoren halten es für unwahrscheinlich, dass ein möglicher Nachfolger Yellens gemäßigteren Kurs in der Zinspolitik weiterführen würde. Staatsanleihen-Analyst Dierk Brandenburg von Fidelity rechnet derweil damit, dass es ein paar Tage dauern wird, bis sich der Staub gelegt hat. Danach werde die Devise wahrscheinlich „sell America“ lauten – mit negativen Auswirkungen auf amerikanische Anleihen und Aktien.
Handelspolitik sorgt für große Verunsicherung
Laut Christophe Bernard, Vontobel-Chefstratege, sorgen vor allem Trumps Pläne in der Handelspolitik für große Verunsicherung und könnten das Weltwirtschaftswachstum belasten. Massive Steuersenkungen und Infrastrukturausgaben würden das Haushaltsdefizit in die Höhe treiben, was die Inflation anheizen dürfte. „Trumps Wahlkampfversprechen zu deutlichen Steuersenkungen und höheren Militärausgaben deuten darauf hin, dass die USA in den kommenden Jahren eine deutlich expansivere Fiskalpolitik verfolgen werden“, meint auch Larry Hatheway, Chefökonom bei GAM.
Dankesrede beruhigt Märkte
„Das Bild ist nicht eindeutig negativ, sondern schlicht unklar. Im besten Fall erwächst eine Politik, die lange aufgeschobene Projekte und Reformen umsetzt und damit die US-Wirtschaft nachhaltig stärkt“, hofft Björn Lesch, Leiter Portfoliomanagement von Union Investment. Martin Gilbert von Aberdeen Asset Management, erwartet allerdings weitere negative Wahlüberraschungen. „In den kommenden Wahlen und Referenden in Europa werden wir wahrscheinlich weitere Abstimmungen gegen das Establishment erleben. Daher bleibt das politische Risiko auf absehbare Zeit ein fester Bestandteil der Investmentlandschaft“, so der CEO des britischen Vermögensverwalters. Wichtig sei nun, einen kühlen Kopf zu bewahren. „Die Märkte werden sich rechtzeitig wieder beruhigen. Trump wird nicht vor Januar Präsident werden, und bis dahin wird deutlicher, wie die Präsidentschaft von Trump aussehen wird“, so Gilbert. Trumps Dankesrede sei zudem bereits integrativ gewesen und werde hoffentlich dabei helfen, die Ängste der Investoren zu zerstreuen.
Quelle: AssCompact Deutschland; bearbeitet durch Redaktion Österreich
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