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Großbritannien verlässt EU: Wie geht es jetzt an den Märkten weiter?

Großbritannien verlässt EU: Wie geht es jetzt an den Märkten weiter?

24. Juni 2016

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3 Min. Lesezeit

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News-Finanzen

Nun haben die Wähler also entschieden: Großbritannien wird aus der EU austreten. Der „Brexit“ sorgt heute für weltweite Turbulenzen an den Börsen, der Pfund ist auf seinen tiefsten Stand seit 31 Jahren gefallen. Wie abschätzbar sind die Folgen, und was können Anleger tun? Zu einer langfristigen Strategie rät David Zahn von Franklin Templeton. Vor allem politische Entwicklungen sollte man dabei im Auge behalten.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 24.06.2016

Er gehe davon aus, dass sich die Volatilität an den Finanzmärkten deutlich erhöhen werde. Unwahrscheinlich sei es, dass sich die Zinssätze in Großbritannien in nächster Zeit ändern werden, „da diese Entscheidung das Anlegervertrauen enorm untergraben dürfte“, so David Zahn, Head of European Fixed Income, Franklin Templeton Fixed Income Group.

Eine langfristige Sichtweise hält er bei der Anlage nun für wichtig – „selbst wenn dies angesichts der Volatilität, die gerade an den Märkten herrscht, schwierig ist.“ Man werde darauf achten, was die Politiker tun, denn danach werden sich die Märkte wahrscheinlich richten. „Wir raten Anlegern, diese Gelegenheit zu ergreifen und ihre Portfolios langfristig auszurichten.“ Die Turbulenzen der nächsten Wochen und Monate werden, so Zahn, eine Reihe von Gelegenheiten schaffen, da ansonsten attraktive Anlagewerte eventuell von den Kurskapriolen mitgerissen werden.

Flucht in weniger riskante Anlagen

Mit Konsequenzen sei laut Zahn in schwächeren Volkswirtschaften in der Eurozone und in der breiter gefassten EU zu rechnen, „wobei sich die Anleihenspreads bei Staaten der europäischen Peripherie voraussichtlich ausweiten werden. Außerdem glaube ich, dass der Euro abwerten wird, allerdings nicht so sehr wie das Pfund, da die Bürger die Zukunft des EU-Projekts in Frage stellen.“

Generell werde das Abstimmungsergebnis die Risikoaversion steigern. So geht Zahn davon aus, dass sich als „riskant“ eingeschätzte Anlagen und Unternehmensanleihen schwächer entwickelt werden. „Daher wird es meiner Meinung nach eine Flucht in Qualität geben, also in Anlagen, die als weniger riskant wahrgenommen werden, insbesondere britische und deutsche Staatsanleihen.“

Folgen des EU-Austritts wurden unterschätzt

Worauf sollten Anleger jetzt besonders achten? Laut Zahn vor allem darauf, wie sich die politische Landschaft in Großbritannien entwickelt. „Ich glaube, dass die Situation politisch stark aufgeladen sein wird, was Anleger stets nervös macht. Wenn es etwas gibt, das die Finanzmärkte nicht ausstehen können, dann ist es Unsicherheit.“

Unterschätzt wurde am EU-Austritt Großbritanniens so Einiges. Den meisten Menschen sei nicht klar, wie komplex der Vorgang eines EU-Austritts sein werde. „Die Zahl der Verträge, die angepasst oder neu verfasst werden muss, ist gewaltig, und wurde meiner Ansicht nach enorm unterschätzt.“

Bis zum tatsächlichen Austritt dauert es noch

Der Countdown bis zum tatsächlichen EU-Austritt startet erst dann, wenn die britische Regierung einen offiziellen Antrag stellt. „Es spricht einiges dafür, dies nicht sofort zu tun. Es muss eine Menge an Infrastruktur geschaffen werden, damit dieser Vorgang in die Wege geleitet werden kann.“ Außerdem stelle sich die Frage, wie groß das Interesse Deutschlands und Frankreichs, den Haupt-Verhandlungspartnern Großbritanniens, an Brexit-Gesprächen sein wird – denn in beiden Ländern stehen nächstes Jahr wichtige Wahlen an.

 

 

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