Kein Grund zur Panik, aber höchste Zeit für mutige Innovationen – so lässt sich das Credo des Genetikers Markus Hengstschläger (im Bild beim AssCompact Trendtag 2014) zusammenfassen, der auf Einladung der oberösterreichischen Fachgruppe der Versicherungsmakler über die Dienstleistung 4.0 referierte.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 16.11.2016
Der prominente Wissenschaftler ging der Frage nach, wie man sich als Dienstleister für die Zukunft rüsten könne und räumte gleich zu Beginn mit dem weit verbreiteten Vorurteil von der immer schwerer vorhersehbaren Zukunft auf: Was die Medien im Hinblick auf die rasanten Entwicklungen der Digitalisierung verbreiten, sei „kompletter Blödsinn“. „Die Zukunft sei noch nie so vorhersehbar gewesen wie heute“, so Hengstschläger, „95% aller Entscheidungen, die ihr fällt, trefft ihr unter der Voraussetzung, die Zukunft zu kennen.“
Neben der vorhersehbaren Zukunft gebe es aber auch eine unvorhersehbare: Für diese restlichen 5% der nötigen Entscheidungen gebe es keine Datengrundlage. Dazu kommt: Die Geschwindigkeit des Informationszuwachses erhöht sich ständig. Während vor 100 Jahren die Berufsausbildung in der Regel für ein ganzes Berufsleben reichte, sei der Mensch von heute permanent mit rasanten Entwicklungen konfrontiert. Dennoch sei Panik falsch am Platz, die rasanten Entwicklungen brauchen aber die richtige Strategie und den Mut zur Innovation.
In Österreich zählt der Durchschnitt
Genetiker Hengstschläger verdeutlichte dies mit einem Beispiel, in dem er die Informationsflut mit in immer kürzeren Intervallen daherfliegenden Bällen verglich: Wohin stellt man in einem Turnsaal 20 Kinder, die diese Bälle fangen sollen? „In Österreich gründen wir für solche Fälle eine Expertenkommission“, so Hengstschläger. Und wenn sich dabei herausstelle, dass von den unvorhersehbaren Bällen 10 von links oben und 10 von rechts unten kommen? Dann rechne der Experte den Durchschnitt aus und stelle alle 20 Kinder in die Mitte. Auch wenn dabei die Chance auf einen unvorhersehbaren Ball bei Null liege, habe es für einen gelernten Österreicher keine Konsequenzen, sich mit 20 anderen zu irren. „Bei uns zählt individuelle Leistung immer in Relation zum Rest“, so Hengstschläger.
Risiko und Sicherheit – das richtige Maß ist gefragt
Die Zukunft liege aber in der Flexicurity – der Kombination von Flexibilität und Security: Sicherheit für jenen Bereich, in dem ich vorhersehe, was passiert. Und Flexibilität für jenen, in dem ich es nicht vorhersehen kann. Auf das Beispiel von den Kindern im Turnsaal übertragen: Dafür sorgen, dass für unvorhersehbare Bälle nicht zwei Kinder an derselben Stelle stehen. Innovativ sei der, der in einem Turnsaal 20 Kinder in der Mitte sieht und sich in Erwartung des Balls trotzdem an den Rand stelle.
Hengstschlägers Fazit: „Wir müssen uns dagegen werden, als Kopie zu sterben!“ Kopien seien nur für die vorhersehbare Zukunft tauglich, die unvorhersehbare brauche ein hohes Maß an Kreativität. „Wer kein Risiko geht, überlebt nicht“, so Hengstschläger. Das Verhältnis zwischen Sicherheit und Risiko müsse jeder Unternehmer selber für sich selber ausloten. Zukunftsangst sei jedenfalls zu jeder Zeit unbegründet – „oder hat irgendjemand Angst vor dem Jahr 2013?“
Standesregeln einstimmig beschlossen
Fachgruppenobmann Dr. Gerold Holzer berichtet u.a., dass die Standesregeln für Versicherungsmakler einstimmig beschlossen wurden und mit 1.1.2017 in Kraft treten sollen und dass hinter den Kulissen an gemeinsamen Positionen für die bevorstehende Umsetzung der Vertriebsrichtlinie IDD gearbeitet werde. Ombudsmann Johann Mitmasser brachte interessante Fälle aus seiner laufenden Tätigkeit.
IT Experte Volker P. Andelfinger referierte über Digitalisierung in der Versicherungswirtschaft, mehr darüber im morgigen Newsletter.
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