Frauen sind in Chefetagen noch immer unterrepräsentiert. An fehlender Bildung oder Qualifikation liegt das nicht. Vielmehr seien Frauen mit deutlich mehr Hindernissen konfrontiert, so eine aktuelle Studie von Bain & Company. Die Experten plädieren für „gezielte Unterstützung“, vor allem durch den direkten Vorgesetzen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 27.04.2017
Befragt wurden rund 8.400 männliche und weibliche LinkedIn-Mitglieder aus unterschiedlichen Branchen und Positionen, die mindestens einen Bachelor-Abschluss haben und in US-amerikanischen Unternehmen tätig sind. Fazit: „Heutzutage sind Männer und Frauen für ihren beruflichen Aufstieg gleich gut gerüstet“, sagt Dominik Thielmann, Partner bei Bain & Company. „Doch für Frauen ist der Weg nach oben deutlich steiniger und voller Hindernisse. Diese Erfahrung lähmt ihren Ehrgeiz und schmälert ihr Selbstvertrauen.“ Während für Männer der „Weg nach oben“ vielfach vorgezeichnet scheine, treffen Frauen immer wieder auf Vorbehalte. Außerdem sind sie mit anderen externen Faktoren konfrontiert. Um dennoch den beruflichen Aufstieg zu schaffen, müssen sie nicht nur mehr Energie aufbringen, sondern auch beharrlicher sein.
Abschied von den Karrierezielen
Bereits nach einigen Jahren im Berufsleben öffnet sich die Schere zwischen den Geschlechtern: Zu diesem Zeitpunkt streben schon 64% der Männer, aber nur 56% der Frauen nach einer Führungsposition. Auch das Selbstvertrauen, dieses Ziel zu erreichen, ist bei Frauen (57%) geringer ausgeprägt als bei Männern (66%). Die Folge: Sie verabschieden sich eher von ihren ursprünglichen Karriereplänen.
Auch das private Umfeld ist der Karriere vieler Frauen nicht gerade förderlich – vor allem in der mittleren Phase ihrer Berufslaufbahn. So haben der Studie zufolge 61% der weiblichen Mitarbeiter einen Partner, der mindestens genauso in seinen Job eingebunden ist wie sie selbst. Bei Männern liegt dieser Anteil bei lediglich 38%. Außerdem ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich eine Frau um den eigenen Nachwuchs kümmert, sechsmal höher als bei Männern.
Klima in vielen Unternehmen wenig förderlich
Frauen erweisen sich auch als weniger hartnäckig im Ergreifen von Aufstiegschancen und zögern relativ schnell. Denn das Klima in vielen Unternehmen ist laut Studie für Frauen nach wie vor schwierig. Männliche Manager würden oft davon ausgehen, dass eine Frau die Beförderung und mehr Verantwortung ablehnt. Gleichzeitig gibt es nach wie vor Feierabend- und andere Aktivitäten, die weibliche Kollegen bewusst ausschließen.
Unterstützung in vier Schritten
Betriebliche Förderprogramme wie Trainings oder Fortbildungen seien laut den Studienautoren hilfreich, genügen aber bei Weitem nicht. Führungskräfte, vor allem direkte Vorgesetzte, müssten den Frauen Rückenwind geben, sie coachen und deren Selbstbewusstsein stärken. Dazu nennen die Experten vier Schritte:
- Leistungsstarke Frauen im Team ermutigen, Führungspositionen anzustreben.
- Im Team vermitteln, dass es diverse Wege zum Erfolg gibt, aber auch unterschiedliche Führungsstile.
- Mit kleinen Gesten eine große Wirkung erzielen. Täglicher Austausch, Feedback und Coaching schaffen mehr Vertrauen als lang geplante Mitarbeitergespräche.
- Nicht nur den Mitarbeiter sehen, sondern den ganzen Menschen wahrnehmen. Berufliche Ziele müssen mit dem Familienleben in Einklang gebracht werden. Darüber sollte es einen offenen Austausch geben.
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