„Wir Österreicher sind immer noch ganz große Vorsorgemuffel“, sagt der international anerkannte Pensionsexperte Prof. Dr. Bernd Marin im Interview mit AssCompact. Wohin der Trend geht und für welche Bevölkerungsgruppen eigene Vorsorge unverzichtbar ist, darüber spricht er beim Vorsorgesymposium am 21. März.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 01.02.2018
Bernd Marin, Leiter des Europäischen Büro für Politikberatung und Sozialforschung in Wien, fordert seit Jahren nachhaltige Pensionsreformen. Wird mit der neuen Regierung alles anders? „Vermutlich leider nein: Nirgends scheint die neue Regierung enttäuschender als bei der Reformfreudigkeit zu den Pensionen“, sagt Marin. Die neuen Regierungsparteien hätten entdeckt, was bei der Alterssicherung in Österreich populär sei und bisher von der SPÖ vertreten wurde. „Erstmals ist die Kurz-VP daher auch zur stärksten PensionstInnenpartei geworden“.
Österreichs Pensionssystem kaum nachhaltig
„Wir Österreicher sind im internationalen Vergleich immer noch ganz große Vorsorgemuffel“, so Marin. „Bei den Lebensversicherungen geben wir nur etwa ein Drittel der Prämien der Schweden, Dänen und Engländer und ein Viertel der benachbarten Schweizer aus.“ Die Dritte Säule privater Vorsorge macht bei uns nur 6,8% aus, die betriebliche Altersvorsorge gar nur 4,1%, während in der EU die Mehrheit der Bürger Anspruch auf Firmenpensionen hat. „Österreich schneidet bei allen Nachhaltigkeitsmaßen und -analysen schlecht ab, weil das Pensionssystem neben unbestreitbaren Vorzügen eben noch kaum nachhaltig ist“, so der Experte. „Es war bisher durchaus großzügig, aber großzügiger als wir uns leisten können.“
„Versicherungspartnerschaft“ zwischen staatlicher und privater Vorsorge
Neben einer Reihe von Maßnahmen wie der rascheren Angleichung des Pensionsalters von Männern und Frauen und dem Ende massenhafter Frühpensionierungen im öffentlichen Dienst fordert Marin eine „Versicherungspartnerschaft“, also die Ergänzung der staatlichen Pension durch individuelle Eigenvorsorge. „Dazu zählt natürlich Erwerbsarbeit auch im Dritten Lebensalter, betriebliche Altersvorsorge oder Firmenpensionen, die Abfertigung neu durch Mitarbeitervorsorgekassen, sowie private Vorsorge durch Lebensversicherungen, Sparen und persönliche Vermögensbildung, die derzeit nicht einmal 2 bis 5% der staatlichen Lebenspensionssumme ausmachen.“
Wer kann was vom Staat erwarten?
Beim AssCompact Vorsorgesymposium am 21. März wird Bernd Marin als Keynote-Speaker über die Potenziale und Grenzen staatlicher Altersvorsorge sprechen. Die Besucher erwarten ein allgemeiner Überblick und eine Vorschau auf Trends der nächsten Jahre, darunter auch die Auswirkungen der Zuwanderung auf Arbeitsmarkt und Sozialsystem. Der private Vorsorgebedarf wird für bestimmte Bevölkerungsgruppen präzisiert: „Wer kann wann künftig noch welche öffentlichen Leistungen erwarten? Und wer kann welche ergänzende private Vorsorge zur Deckung von Pensions- und Pflegelücken in welchen Lebenskonstellationen gut brauchen?“ Jetzt zum AssCompact Vorsorgesymposium anmelden.
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