Prämien und Versicherungssummen für Landwirte haben sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Das hat Konsequenzen für Versicherer, Makler und Kunden.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 12.08.2016
von Josef Mitterbauer, Sparten- und Produktverantwortlicher in der g&o Versicherungs- und Finanzgruppe GmbH
Vor nur 20 Jahren war ein Landwirt mit folgendem Deckungsumfang zufrieden: Feuer, Haushalt und Landwirtschaftshaftpflicht. Eine Versicherungssumme von einer Million Euro für Gebäude (inklusive Einrichtung) und Erntefrüchte kostete etwa 1.200 Euro Prämie. Dieselbe Deckung wäre heute für eine Prämie von 700 bis 800 Euro zu haben.
Doch ist der Landwirt von heute damit zufrieden? Nein, denn heute gibt es sehr umfangreiche Versicherungslösungen am Markt. Versichert werden obligatorisch Feuer, Sturm, Leitungswasser, Glasbruch und Landwirtschaftshaftpflicht. Hinzu kommen Empfehlungen für eine Betriebsunterbrechungsversicherung, Elektronikversicherung, eventuell eine Kühlgutversicherung und natürlich eine Rechtsschutzversicherung. Die heutige Durchschnittsprämie, die ein Landwirt für seinen Betrieb zahlt, liegt bei 1.500 bis 2.500 Euro. Auch die Versicherungssumme in der Haftpflicht hat sich deutlich verändert. War diese vor etwa 20 Jahren noch bei 360.000 Euro, so liegt sie heute bei zwei bis fünf Mio. Euro.
Fehlende Reserven für Großschäden
Durch dieses umfangreiche Leistungspaket der vorhandenen Produkte am Markt ergibt sich sehr schnell eine negative Prämien-/Schadenbilanz für die Versicherungsunternehmen. Oftmals ist bei nur einem Schaden die gesamte Jahresprämie aufgebraucht – der Versicherer hat kaum mehr die Möglichkeit, für einen eventuellen Großschaden Reserven zu bilden. Gerade das aber ist die ursprüngliche Idee vom Versicherungswesen überhaupt, nämlich im Katastrophenfall wie z.B. einem Sturmschaden, der den gesamten Dachstuhl zerstört oder einem Feuer, das den gesamten Betrieb und das Haus zerstört, Deckung zu bieten und derartige Schicksalsschläge auszugleichen.
Möglichst hoher Deckungsumfang zu möglichst niedrigen Prämien?
Viele Landwirte haben schon die Erfahrung gemacht, dass der Schaden zwar zur Gänze bezahlt wird, aber der Versicherer gleichzeitig eine Erhöhung der Prämie verlangt, um zukünftig dasselbe Risiko abzudecken. Wir Makler sind dazu verpflichtet, nach dem Prinzip des „Best Advice“ zu handeln. Es fragt sich nur, inwieweit ein höchstmöglicher Deckungsumfang zu im Vergleich niedrigen Prämien diesem Prinzip langfristig gerecht werden kann.
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