Jahrzehntelang galt die Lebensversicherung als Altersvorsorge- und Sparprodukt schlechthin. Das hat sich durch wirtschaftliche und gesellschaftliche Veränderungen gravierend gewandelt. Eine aktuelle KPMG-Studie stellt Szenarien für die Branche und mögliche Lösungsansätze vor.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 15.03.2018
Im ersten Teil zeigt die Studie die gravierenden Auswirkungen der demografischen Entwicklung auf die ohnehin bereits unter Druck stehende Lebensversicherungsbranche. In einem pessimistischen Szenario werden deutsche Lebensversicherer bis 2060 rund 19 Mrd. Euro an Prämie verlieren. Bereits 2020 werde die Branche um 1,7 Mrd. Euro weniger Beitragseinnahmen haben. Im moderaten Szenario wären es „nur“ 15 Mrd. Euro Prämien, die die Branche bis 2016 einbüßen würde. Die positive Entwicklung bei Biometrie-Produkten werde die Beitragsrückgänge aus den auslaufenden Verträgen in der Altersvorsorge nicht kompensieren können.
Zur Stabilisierung der Beiträge – wie das optimistische Szenario zeigt – müsste sich das Neugeschäft auf mehr als das Doppelte des heutigen Volumens erhöhen. Ziel wäre es dann, dass jeder Erwerbstätige eine Absicherung gegen biometrische Risiken hat, die außerdem höhere Beiträge aufweisen müsste als heute.
Digitalisierung der Kundenschnittstelle
Die Studienautoren zeigen aber nicht nur die schwierige Situation auf, sondern geben auch Anstöße für mögliche Lösungswege. Die Altersgruppe der 25– bis 54-Jährigen sei häufig schlecht informiert und daher unzureichend gegen biometrische Risiken abgesichert, heißt es in der Studie. Die Digital Natives können nicht mehr über herkömmliche Vertriebswege erreicht werden – sie wollen sich autonom und zeitlich unabhängig informieren und wenden sich für den Versicherungsabschluss an einen Berater. Versicherer müssten ein Kundenerlebnis schaffen, das entscheidend auf breiten Informationsangeboten und einem möglichst unkomplizierten Vertragsabschluss – und das auf digitalen Wegen – basiert.
Kapitalschonendes Bestandsmanagement
Bislang haben Lebensversicherer laut Studie nicht mit einem strategischen Gesamtkonzept auf die aktuellen Entwicklungen regiert, sondern tendenziell eher mit schnell umsetzbaren Einzelmaßnahmen. Durch die Schaffung von neuen Produkten mit neuen Garantiekonzepten, die häufig kapitalmarktorientiert ausgestaltet sind, sollen Vorsorgeprodukte für Kunden attraktiver werden. Allerdings seien diese Produkte sehr komplex und würden auch das strukturelle Kostenproblem nicht lösen. Daher sei eine regelmäßige und detaillierte Bestandsoptimierung notwendig, die den Fokus auf die Verbesserung der Profitabilität legt. Durch eine risikobasierte Ertragsanalyse auf Ebene der Ergebnisquellen sollen die Wertbeiträge einzelner Produktlinien und Vertriebswege identifiziert und in der Folge Handlungsmaßnahmen entwickelt werden. Die drei grundsätzlichen Stoßrichtungen, um das ökonomische Potenzial im Bestand zu heben, seien die Neustrukturierung des Finanzbereiches, die Kostenoptimierung und das Vertragsmanagement.
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