„Große Ertragsunterschiede“ ortet das Beratungsunternehmen Mercer zwischen den einzelnen Pensionskassen in Österreich. Die aktuelle Analyse rät unter anderem zu einer Verankerung der betrieblichen Vorsorge in Kollektivverträgen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 21.08.2017
Die Gesamtperformance der österreichischen Pensionskassen lag im ersten Halbjahr 2017 bei 3,32%. Die überbetrieblichen Pensionskassen erwirtschafteten 3,53%, die betrieblichen Pensionskassen 1,31%. Die durchschnittliche Rendite der 26 offenen Veranlagungs- und Risikogemeinschaften der überbetrieblichen Pensionskassen lag bei 2,76%.
Halbjahreswerte teilweise sehr gut
„Die Performance einiger Pensionskassen ist sehr zufriedenstellend“, sagt Michaela Plank, Expertin für Betriebliche Altersvorsorge bei Mercer. Teilweise liegen die Werte im ersten Halbjahr sogar über den Gesamtjahreswerten von 2016. Innerhalb der überbetrieblichen Pensionskassen zeigen sich jedoch „beträchtliche Performanceunterschiede“, die unter anderem der Volatilität und Duration geschuldet sind. Zuwächse sind vor allem der positiven Aktien-Entwicklung in Euro, aber auch guten Unternehmenskennzahlen zu verdanken.
Große Unterschiede zwischen betrieblichen Vorsorgekassen
Die betrieblichen Vorsorgekassen konnten wegen ihrer defensiven Veranlagungsausrichtung nicht im gleichen Ausmaß wie die Pensionskassen von der positiven Entwicklung der Aktienmärkte profitieren. Dennoch sei das Halbjahresergebnis mit einer durchschnittlichen Performance von 1,09% erfreulich. Auch hier zeigen sich beträchtliche Abweichungen zwischen den einzelnen Kassen. Die besten Performance-Ergebnisse erzielte die Valida (1,88%), gefolgt von der fair-finance (1,58%) und der APK (1,37%).
Deutschland: Gesetz stärkt 2. Säule
Im laufenden Wahlkampf in Österreich spielt das Thema Pensionen bis dato keine wesentliche Rolle. Dass Sozialminister Alois Stöger wiederholt betont habe, es seien „derzeit keine weiteren Reformen nötig“, ist für die Mercer-Berater nicht nachvollziehbar. „Im Hinblick auf das Budget-Defizit in Milliardenhöhe sehe ich sehr wohl die Notwendigkeit weiterer Reformen“, sagt Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer in Österreich.
Eine mögliche Lösung sieht bAV-Expertin Plank in einem Modell, wie es in Deutschland praktiziert wird. Dort sei mit dem Beschluss des Betriebsrentenstärkungsgesetz Anfang Juli eine „deutliche Ausweitung“ der zweiten Säule zu beobachten. Dabei handle es sich um eine der der umfassendsten Reformen der arbeitgeberfinanzierten Zusatzvorsorge. Eine der größten Hürden sei in den deutschen Verhandlungen die Abschaffung von Garantien in der bAV gewesen – ein System, das in Österreich seit Jahren gelebt werde. Die Pensionskassen, die zumeist keiner Garantieverpflichtung unterliegen, haben auch über die schwierigen letzten Jahre eine gute Performance erzielt – im langjährigen Durchschnitt waren es über 5,5%.
Über Kollektivverträge auch KMU erreichen
Die neuen, rein beitragsorientierten Zusagen werden in Deutschland über kollektivvertraglich ausverhandelte Pensionspläne eingerichtet. Für Österreich sieht Papousek hier die Chance, mehr als 90% der Unternehmen zu erreichen. „Eine Verankerung von betrieblichen Vorsorgeplänen im Kollektivvertrag würde die Einführung erleichtern und könnte helfen, auch KMU das Angebot schmackhaft zu machen – ohne dabei jedoch ein Obligatorium zu schaffen.“
In einem ersten Schritt müsste man ein Modell der Entgeltumwandlung schaffen, das einfach in Kollektivverträge eingebaut werden könne. Damit würde sichergestellt, dass Arbeitnehmer für die eigene Pension steuerschonend vorsorgen können. In Deutschland besteht eine solche Entgeltumwandlung, die auf Nachfrage der Beschäftigten verpflichtend anzubieten ist, schon seit 2002.
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