Naturkatastrophen verursachen immer öfter und immer höhere Schäden - auch in Österreich. Trotz der steigenden Bedrohung lässt die Prävention noch zu wünschen übrig, betonten der österreichische Versicherungsverband VVO, das Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV) und die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) in einer gemeinsamen Pressekonferenz.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 14.06.2017
Österreich wird wesentlich häufiger von Naturkatastrophen heimgesucht, als vielen bewusst ist. Die Zahl der Extremwetterereignisse wird zudem in den kommenden Jahren immer weiter zunehmen. Gefährdet sind nicht nur einzelne Regionen, sondern alle Bundesländer. „Es ist an der Zeit, Maßnahmen zu ergreifen und sich gegen Naturkatastrophen zu schützen“, betont VVO-Präsident Generaldirektor KR Mag. Dr. Othmar Ederer. „Die Herausforderungen liegen vor allem in der freien Natur. Landwirte sind gefordert sich gegen Dürreschäden aber auch gegen lange Regengüsse zu schützen.“
Alle drei Jahre Schäden über 200 Mio. Euro
Weltweit wurden Schäden aus Naturkatastrophen im Jahr 2016 mit 168,5 Mrd. Euro beziffert – um 70% mehr als 2015. Ederer: „Auch in Österreich muss man derzeit ca. alle drei Jahre mit einer Naturkatastrophe in Höhe von mehr als 200 Millionen Euro versicherten Schäden rechnen.“ Die österreichische Bevölkerung fühlt sich von Naturkatastrophen zunehmend bedroht, wie eine aktuelle Erhebung des KFV zeigt. Demnach fühlen sich aktuell rund 73% der Österreicher durch Naturkatastrophen gefährdet, 2015 waren es noch etwa 66%. Trotz des stärkeren Bedrohungsgefühls stagniere der Grad der Vorbereitung auf mögliche Naturkatastrophen und ist „teilweise sogar leicht rückläufig“, so KFV-Direktor Dr. Othmar Thann.
Verantwortung wird abgegeben
Einen großen Teil der Verantwortung zur Vorbeugung von Schäden durch Naturkatastrophen sehen viele bei den Behörden, beim Staat und freiwilligen Institutionen wie der Feuerwehr und dem Roten Kreuz. Rund 42% der Österreicher sind der Ansicht, dass diese für Vorsorgemaßnahmen einzig zuständig sind. Wer in den letzten zehn Jahren einmal selbst von einer Naturkatastrophe betroffen war, verfolgt das Thema aufmerksamer, sucht aktiver nach Informationen und hat Präventivmaßnahmen getroffen. „Nachher ist man natürlich immer klüger. Besser ist es aber, es gar nicht erst zu einem Schaden kommen zu lassen“, so Thann.
Wetter ändert sich massiv – „müssen für Prävention Bewusstsein wecken“
Experten zufolge wird sich das Wetter in den nächsten zehn Jahren massiv ändern. Aufgrund der steigenden Temperatur sind Hitzeschutzpläne erforderlich. Auch das Niederschlagsverhalten wandelt sich – es wird hier zu mehreren kürzeren Perioden kommen. „Wir müssen für die Prävention ein Bewusstsein wecken. Das geschieht etwa durch bessere Unwetterwarnungen“, so Dr. Michael Staudinger, Direktor der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik.
„Die Auswirkungen des Klimawandels betreffen unterschiedlichste Bereiche und Branchen, daher sind neue Formen der Zusammenarbeit notwendig.“ Maßnahmen im Städtebau wie Grün- und Wasserflächen könnten die Hitze deutlich mildern. Derzeit arbeite man daran, ein ambitioniertes Programm der Vereinten Nationen zur Reduktion des Katastrophenrisikos (UN-ISDR) auch in Österreich zu etablieren. Dabei arbeiten Partner aus Wissenschaft, Wirtschaft, Prävention, Krisen- und Katastrophenmanagement zusammen.
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