Dass Österreichs Pensionssystem dringend Reformen nötig hat, ist keine neue Erkenntnis. Dennoch scheint sich nicht allzu viel zu bewegen, wie der aktuelle Mercer-Pensionsindex zeigt. Es brauche dringend eine Weiterentwicklung, um gegenüber besseren Ländern aufzuholen, sagt Mercer-Geschäftsführer Josef Papousek.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 24.10.2016
Der heute veröffentlichte „Melbourne Mercer Global Pension Index“ bewertet die Altersvorsorge von 27 ausgesuchten Ländern hinsichtlich ihrer Angemessenheit, Nachhaltigkeit und Integrität. Einbezogen werden neben staatlichen und betrieblichen auch private Vorsorgemaßnahmen. In ihrer achten Auflage befasst sich die Studie vor allem mit der Frage, wie die Länder auf die rasche Alterung der Menschen und den damit einhergehenden finanziellen Druck vorbereitet sind.
Österreich auf Platz 18 von 27 Ländern
Österreich liegt nach wie vor auf Platz 18 der 27 untersuchten Staaten. Spitzenreiter bleibt das fünfte Jahr in Folge Dänemark (80,5 von 100 Punkten), gefolgt von den Niederlanden und Australien. Die Schlusslichter im Ranking sind Indien, Japan und Argentinien. Österreich hat sich mit einem Gesamtindexwert von 51,7 im Vergleich zum Vorjahr (52,2) geringfügig verschlechtert. Großes Problem bleibt die Nachhaltigkeit des Pensionssystems, wobei es insbesondere auch um die Finanzierung geht. Hier hat Österreich mit 16,0 Punkten erneut Boden verloren (2015: 17,2).
Vorbild Schweden: automatische Anpassung an Lebenserwartung
Die Mercer-Studie gibt auch Empfehlungen, mit welchen Themen sich die Arbeitsgruppen und Pensionsreformkommissionen der Ministerien besonders befassen müssten. So sollte etwa das gesetzliche Pensionsantrittsalter an die Lebenserwartung gekoppelt werden, der flexible Übergang in den Ruhestand möglich sein, die Erwerbsquote älterer Arbeitnehmer erhöht und das Pensionsantrittsalter für Frauen rascher angehoben werden.
Das Ergebnis zeige, dass Österreichs Pensionssystem „dringend eine Weiterentwicklung nötig hat“, sagt Josef Papousek, Geschäftsführer von Mercer in Österreich. „Kosmetische Anpassungen unserer Strategie zur Finanzierung der Pensionen sind längst nicht ausreichend, um gegenüber besser funktionierenden Systemen entscheidend aufzuholen.“ Es sei höchste Zeit, die Pensionen besser abzusichern, betont Franz Schellhorn, Direktor der Agenda Austria, die mit Mercer für die Studie zusammengearbeitet hat. „Ohne die steigende Lebenserwartung zu berücksichtigen, wird das nicht möglich sein.“ Als Vorbild gelte hier Schweden, wo das sich das Pensionssystem automatisch an demografische Entwicklungen anpasst.
2040: Weniger als zwei Erwerbstätige auf einen Pensionisten
Der aktuelle Mercer-Bericht enthält auch eine Einschätzung, wie sich der Altersquotient in Zukunft entwickeln könnte. So könnten im Jahr 2040 in Österreich auf einen Pensionisten weniger als zwei Menschen im erwerbsfähigen Alter kommen. Zum Vergleich: Für Südafrika wird das Verhältnis voraussichtlich auf 1:7 geschätzt, für Japan auf 1:1,44.
Die Lebenserwartung zum Zeitpunkt der Geburt ist in den meisten Ländern in den vergangenen 40 Jahren um sieben bis 14 Jahre gestiegen. Aber auch die verbleibende Lebenserwartung eines 65-Jährigen hat sich in den letzten Jahren deutlich erhöht. Die global sinkenden Geburtenraten haben dramatischere Auswirkungen als bisher weitläufig angenommen, so Studien-Verfasser David Knox. „Es ist ein dringendes politisches Gebot, dass alle Länder – ganz gleich, wie groß sie sind und wie sie derzeit eingestuft werden – die erforderlichen Änderungen umsetzen, damit sie den durch die weltweite Alterung der Bevölkerung entstehenden Herausforderungen standhalten können.“
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