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Pensionen: Was die 2. Säule leisten kann

Pensionen: Was die 2. Säule leisten kann

15. November 2018

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4 Min. Lesezeit

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News-Versicherungen

Wie kann die Altersvorsorge in Österreich zukunftsfähig gestaltet werden und welchen Beitrag können betriebliche Zusatzpensionen dazu leisten? Diesen Fragen widmete sich ein hochkarätiges Podium auf Einladung des Fachverbandes der Pensionskassen.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 15.11.2018

Die ersten „Pensionskassen-Gespräche“ in den Räumlichkeiten des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB) eröffnete Mag. Andreas Zakostelsky, Obmann des Fachverbandes der Pensionskassen. Die Diskussion zur Zukunft der Altersvorsorge wurde von zwei prominenten Keynotes eingeleitet: Univ.-Prof. Dr.Dr. h.c. Bert Rürup, Präsident Handelsblatt Research Institute und ehemaliger Chef der Wirtschaftsweisen, sowie Univ.-Prof. Dr. Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank.

Vermeidung von Altersarmut ist Aufgabe des Staates

Rürup bekannte sich klar zu einer „ergänzenden kapitalgedeckten Vorsorge“, gab jedoch zu bedenken, dass Kapitaldeckung „keine eierlegende Wollmilchsau“ sei. So werden in 28 von 36 OECD-Ländern die Pensionen von Geringverdienern so festgelegt, dass das staatliche System in erster Linie Altersarmut vermeiden soll und die Kapitaldeckung eine Ergänzung darstellt. „Armutsvermeidung ist keine Aufgabe des kapitalgedeckten, sondern des staatlichen Systems“, so Rürup. Wer ein System auf zwei Beinen stärken will, müsse den Einzelnen in seiner rationalen Entscheidung fördern. „Allererster Schritt muss eine umfassende Pensionsinformation sein, die alle Versorgungssysteme erfasst – damit jeder Versicherte genau weiß, was seine Ansprüche im Alter sind.“

Junge Generation pessimistisch

Dass die Österreicher gemeinhin als „Vorsorgemuffel“ gelten, hat für Nowotny zum Teil historische Gründe. „Es steckt ein gewisses Misstrauen in den Knochen gegen Aktienmärkte, aber auch gegen privatwirtschaftliche Formen der Altersvorsorge.“ Information sei daher notwendig, auch wenn heute vielfach das Gegenteil zu beobachten sei. „Wenn ich meine Studenten an der WU frage, wie ihre Alterssicherung aussehen wird, gehen sie davon aus, überhaupt keine zu bekommen.“ Es sei ein „derartiger Pessimismus“ eingetreten, den man auch als Generationsfrage betrachten müsse.

Steuerliche Anreize für Unternehmen und Mitarbeiter

Die geringe Bereitschaft zur eigenen Vorsorge sieht Karlheinz Kopf, Abgeordneter zum Nationalrat und Generalsekretär der WKÖ, unter anderem der „über Jahrzehnte gelernten Staatsgläubigkeit in Österreich“ geschuldet. Auch die mangelnde Information und Beschäftigung mit dem Thema seien ausschlaggebend, wobei das Pensionskonto hier ein erster Schritt zur Bewusstseinsschaffung sei. Für die wichtigste Maßnahme hält er eine steuerliche Attraktivierung der betrieblichen Zusatzpension. Die aktuelle Situation am Arbeitsmarkt – Stichwort Fachkräftemangel – könne Unternehmen dazu bewegen, als Bindungsmittel für Mitarbeiter in die zweite Säule zu investieren. „Durch einen steuerlichen Anreiz sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer könnte man den Aufbau einer ergänzenden Pensionssystematik deutlich beschleunigen.“

Betriebliche Zusatzpension als Verpflichtung?

Für Mag. Bernhard Achitz, Leitender Sekretär des Österreichischen Gewerkschaftsbundes (ÖGB), steht die Berechtigung von betrieblichen Zusatzpensionen „außer Streit“. Der ÖGB habe sich immer dazu bekannt, diese als „zusätzliche, freiwillige betriebliche Leistung zu schätzen und möglichst gerecht und fair auszugestalten“. „Ob man daraus langfristig einen Mix machen soll, ob die betriebliche Zusatzpension langfristig die erste Säule ergänzen kann, darüber kann man schon diskutieren. Dann darf man aber nicht über freiwillige Systeme reden, sondern nur über verpflichtende, wenn man tatsächlich eine Risikostreuung erreichen will.“

Foto (v.l.): Bert Rürup, Bernhard Achitz, Ewald Nowotny, Karlheinz Kopf und Moderatorin Mag. Hanna Kordik, Leiterin des „Economist“-Ressorts bei „Die Presse“

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