Strenge Risiko-Regulierungen stellen Versicherungen vor neue Aufgaben. Dennoch ist Compliance-Risikomanagement bei den meisten Unternehmen nicht Teil der Strategie. Warum Regulierung keine Bedrohung ist, sondern sogar einen Wettbewerbsvorteil bringen kann, erklärt Sven Lixenfeld von der Boston Consulting Group (BCG).
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 28.04.2016
„Die Versicherungswirtschaft steht vor einer großen Transformation. Ähnlich derjenigen in der Bankenbranche vor fünf Jahren“, sagt Sven Lixenfeld, Partner bei der internationalen Managementberatung BCG und Experte für Versicherungen. „Versicherungen sind verpflichtet, Richtlinien zur Risikominimierung einzuhalten. Damit hat sich Compliance-Risikomanagement zu einem zentralen Bereich für Versicherungen entwickelt.“
Zwar ist das Bewusstsein für Risiken in der Branche gestiegen – allein schon, weil bei mangelhaftem Risikomanagement schwerwiegende Folgen drohen -, dennoch ist Compliance-Risikomanagement nur bei 15% der Versicherungen schon Teil der Unternehmensstrategie. Das zeigt eine aktuelle Studie, für die BCG Führungskräfte 17 großer Versicherungen in Großbritannien, Frankreich, Deutschland, Italien, Belgien, Portugal, Hongkong und den USA befragt hat.
„Verpasste Möglichkeiten“ für Vertrieb und Kundendaten-Management
Von vielen wird Regulierung nur als zusätzlicher Kostenfaktor oder gar Bedrohung der Geschäftstätigkeit gesehen, nicht aber als Quelle von Wettbewerbsvorteilen. Nur einen „sehr begrenzten“ Beitrag zur Strategie ermöglicht etwa die Hälfte aller Versicherungsmanager ihren Compliance-Teams. Lixenfeld sieht hier „verpasste Möglichkeiten“. Denn die regulatorischen Anforderungen können als Chance für Vertrieb, Produkte und den Umgang mit Kundendaten gesehen werden. „Compliance-Maßnahmen sollen Risiken minimieren, aber eben auch die Effizienz des Unternehmens steigern.“
Banken haben das Fünffache von Versicherungen in Compliance investiert
„Die Versicherungsunternehmen stehen jetzt vor der Aufgabe, ausreichend ins Risikomanagement zu investieren und neue Modelle in ihre Geschäftsprozesse zu integrieren,“ so Lixenfeld. Die bisherigen Investitionen von Versicherungen sind rund fünf Mal niedriger als jene der Banken, schätzen die BCG-Studienautoren. Regionale Versicherer investieren im Durchschnitt etwa eine Mio. US-Dollar (ca. 890.000 Euro) pro Jahr, grobe, global aktive Versicherungen zwischen fünf und zehn Mio. US-Dollar. Es ist jedoch davon auszugehen, dass diese Investitionen in den nächsten Jahren stark ansteigen.
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