Moser Danler Betriebliche Vorsorge und AssCompact luden zum Roundtable „Zukunft der betrieblichen Vorsorge in Österreich und Sicherung der Qualität“ in das AssCompact Mediencenter Gasometer in Wien. Welche Herausforderungen es im Bereich der betrieblichen Vorsorge für Berater, Produktanbieter, Pensionskassen und auch Steuerberater im aktuellen wirtschaftlichen und politischen Umfeld gibt, darüber diskutierte eine hochkarätige Expertenrunde auf Einladung der BAV-Experten Stefan Moser und Gerhard Danler von Moser Danler Betriebliche Vorsorge.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 05.04.2023
Nach diesen Einschätzungen des Status Quo, wie die Teilnehmer des Roundtables die BAV aktuell sehen und gewichten (AssCompact berichtete …), schlug Moderator Stefan Moser eine Brücke zur Pensionskasse und fragte Mag. Gernot Heschl von der VBV Pensionskasse, ob er Trends erkennen kann. „Wo der Trend hingeht ist nicht so klar zu erkennen, allerdings kann ich sagen, wohin der Trend bzw. die Entwicklung gehen muss. Es ist meiner Einschätzung nach alternativlos, die zweite und dritte Säule und damit auch die BAV auszubauen. Es muss daher auch noch einiges ergänzt und flexibilisiert werden, denn die demografische Entwicklung und die damit einhergehenden steigenden Pensionskosten werden die Gesellschaft in hohem Ausmaß fordern. Letztlich braucht man für eine Stärkung der BAV, die als Ergänzung zur ersten Säule die Situation mit abfedern könnte die Unterstützung der Politik“, so Heschl. Die verbreitete Haltung der Bevölkerung „Der Staat macht das schon“ sei gefährlich und wird insbesondere auch von jüngeren Leuten ohnehin nicht mehr so gesehen.
Der Arbeitskräftemangel und eine sich damit verändernde Situation im Prozess des onboardings bringe es im Übrigen mit sich, dass besonders junge Menschen immer mehr auch auf das Thema „Nachhaltigkeit“ Wert legen und so auch eine nachhaltige Altersvorsorge nachfragen bzw. dies auch von einem Arbeitgeber erwarten. „Insofern spüre ich da auch von dieser Seite einen gewissen Rückenwind für die BAV“, hielt Mag. Gernot Heschl fest.
Aus Sicht des Versicherungsmaklers meldete sich Wolfgang Dallinger von Dallinger Versicherungstreuhand zu Wort. Ihm fehle es am richtigen Storytelling, um die BAV attraktiv bzw. „cool“ darstellen zu können. „Es ist bestimmt viel missionarische Arbeit, die BAV positiver rüberbringen zu können, da brauchen wir auch die Unterstützung der Anbieter. Viele Vermittler greifen die als komplex eingestufte BAV gar nicht an, weil sie ohnehin genug Geschäft haben. Ich aber sage: Dieser Bereich macht enorm Spaß und hat Potenzial. Alles selbst zu machen, geht natürlich nicht. Man sollte sich Unterstützung von Spezialisten holen, alles andere wäre aus meiner Sicht grob fahrlässig.“
Steuerberater Dr. Heimo Czepl von der Czepl & Partner GmbH sieht die aktuelle Situation aus dem Gesichtspunkt des Generationenwechsels. „Wir sehen uns mit einem extremen Wertewandel konfrontiert. Das klassische Modell der beruflichen Karriere mit Überstunden, um Haus und Familie mit beruflichem Einsatz zu finanzieren, ist out of order. Viele möchten gar nicht mehr Vollzeit arbeiten. Das erhöht die Pensionsproblematik dieser Generation und auch den Arbeitskräftemangel in der Wirtschaft.“ Firmen müssen sich etwas überlegen, Mitarbeitende möchten einen Sinn hinter dem sehen, was sie tun und dahinterstehen können. Man müsse ein sinnstiftendes und wertschätzendes Arbeitsumfeld bieten, flexible Modelle schaffen und ein Baustein sei laut Czepl dabei auch das Angebot einer finanziellen Absicherung. „Ich erwarte also schon einen Trend Richtung BAV“, so der Steuerberater.
„Wo man sich nicht gut auskennt, das greift man nicht so gerne an“
Stefan Moser fragte, wie es als Berater gelingen könne, auf diese neuen Werte einzugehen und sich entsprechend der Situation anzupassen. Mag. Alexander Gimborn vom ÖVM denkt, dass es vielleicht oft noch direkt am „point of sale“ scheitert. Eine Haftpflichtversicherung verkaufe er leichter, da die Kunden vor den Risiken Respekt haben. „Wo man sich nicht gut auskennt, das greift man nicht so gerne an – das ist sicher Teil des Problems. Aber dafür gibt es ja Experten“, so Gimborn. Nicht nur die neuen Werte gelte es zu berücksichtigen, sondern man müsse auch Arbeit in die Bewusstseinsbildung in der Politik investieren. Der ÖVM habe kürzlich wieder einen Brief mit Darstellungen, Forderungen und Lösungsansätzen ans Ministerium geschickt. „Wir müssen dort durchdringen. In Deutschland hat man einen Rechtsanspruch auf eine BAV mit bis zu 4.000 Euro pro Jahr – nicht 300 Euro wie bei uns. Da müssen wir auch hin“, so der Versicherungsmakler und ÖVM-Spitzenfunktionär.
Daraufhin entstand der Wunsch, als ganze Branche einen schriftlichen Schulterschluss zustande zu bringen, um hier weiter positiven Druck auf Entscheidungsträger zu erzeugen.
Recht auf BAV?
In der Diskussion um die nötige Erhöhung des Freibetrages und den Vergleichen mit Deutschland wurde als eine ideale Lösung erörtert, ein Recht auf Betriebliche Altersvorsorge zu haben. „Da würde sich die BAV verkaufen wie die warmen Semmeln“, schmunzelte Mag. Christian Schuster. Insgesamt vermutlich ausgehend von der heutigen Situation (noch) ein frommer Wunsch.
Nächstes Thema war das Thema Aus- und Weiterbildung in der Maklerschaft. Fehlt es an Sicherheit im Thema, um die BAV überhaupt mit gutem Gefühl beim Kunden ansprechen zu können? Mag. Thomas Wondrak bemerkte, dass bei seinen Lehrgängen mittlerweile viel mehr Produktanbieter und Mitarbeiter von Pensionskassen dabei seien. „Der Anteil der Versicherungsmakler ist deutlich zurückgegangen.“
Mag. Markus Pumberger von Zurich Österreich dazu: „Ich denke, eine Basisausbildung ist eine gute Lösung, die ein gewisses Grundwissen vermittelt. Dann sinkt die Hemmschwelle für Vermittler. Dann mit der Zeit kann man neben der Kooperation mit Spezialisten nach und nach die fundierte Ausbildung nachholen.“
Die Teilnehmer des Roundtables zum Thema BAV
Moser Danler & Partner GmbH & Co KG
- Moderator und Initiator: Stefan Moser
- Initiator: Gerhard Danler
- Mag. Bernhard Pfeffer – Allianz Elementar Lebensversicherungs-AG
- Mag. Wilhelm Rost – Generali Versicherung AG
- Mag. Christian Schuster – Wiener Städtische Versicherung AG
- Mag. Markus Pumberger – Zürich Versicherungs-Aktiengesellschaft
- Mag. Thomas Wondrak – konsequent wondrak
- Mag. Gernot Heschl – VBV Pensionskasse Aktiengesellschaft
- Dr. Heimo Czepl – Czepl& Partner GmbH & Co KG
- Mag. Alexander Gimborn – ÖVM -Österr. Versicherungsmaklerring
- Wolfgang Dallinger – Dallinger Versicherungstreuhand GmbH
- Den gesamten Beitrag lesen Sie in der AssCompact April-Ausgabe!
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Foto oben: Die Teilnehmer des Roundtables zum Thema „Betriebliche Vorsorge“
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