Steigende Frequenzen bei Naturkatastrophen, niedriges Prämienniveau und Vollkasko-Mentalität setzen Österreichs Gebäudeversicherern zu. Mag. Gerald Hasler, Vorstand der Wüstenrot Versicherung AG, fordert ein Umdenken: „Betrachtet man die Gebäudedeckungen in Summe – also die Versicherungszweige Sturm, Feuer, Leitungswasser – ist das Prämienniveau nicht ausreichend, um die Volatilität auszugleichen“, so Hasler im AssCompact Interview.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 18.11.2015
Steigende Frequenzen bei Naturkatastrophen, niedriges Prämienniveau und Vollkasko-Mentalität setzen Österreichs Gebäudeversicherern zu. Mag. Gerald Hasler, Vorstand der Wüstenrot Versicherung AG, fordert ein Umdenken: „Betrachtet man die Gebäudedeckungen in Summe – also die Versicherungszweige Sturm, Feuer, Leitungswasser – ist das Prämienniveau nicht ausreichend, um die Volatilität auszugleichen“, so Hasler im AssCompact Interview.
„Selbst wenn keine großen Schadenereignisse eintreten, verdient man mit der Gebäudedeckung nicht ausreichend. Treten Ereignisse ein, dann ist der gesamte Bereich schwer in den roten Zahlen. Dem muss man gegensteuern, weil in der Kalkulation die Häufigkeit von Naturgefahren- Ereignissen zu wenig berücksichtigt wurde. Angesichts der derzeitigen Frequenz, die sich wahrscheinlich nicht ändern wird, muss man in der Gebäudeversicherung umdenken, auch im Retail-Bereich“, sagt der Wüstenrot-Vorstand.
Gerald Hasler warnt auch vor einer Vollkasko-Mentalität: „Nach dem Sturm „Niklas“ ist eine Fülle an Kleinschadensmeldungen eingegangen, die sich gewaltig aufsummieren. Trampolins oder Wäschespinnen erachte ich nicht unbedingt als versicherungsnotwendig. Kommt eine Rechnung über zehn Dachziegel, kostet die Bearbeitung mehr als der Schaden. Wir sollten daran denken, wozu Versicherung wirklich da ist, nämlich um existenzielle Risken abzudecken.
Sein Fazit: Selbstbehalte seien grundsätzlich vernünftig, aber leider im österreichischen Markt sehr unbeliebt: „Als wir bei der Wüstenrot den ersten Haushaltstarif unter meiner Gestaltung eingeführt haben, habe ich darauf bestanden, einen Selbstbehalt mit anzubieten. Ich war dann ein halbes Jahr lang der Einzige, der diesen Tarif abgeschlossen hatte“, so der Branchenexperte aus eigener Wahrnehmung.
Für eine versicherungstechnisch vernünftige Zukunft brauche es durchgängige Selbstbehaltslösungen, wo Frequenz und Kosten des Produkts nicht erhöht werden. Zugleich sei es notwendig, bei den versicherungstechnischen Grundsätzen zu bleiben: „Wozu sind wir da? Um existenzielle Risken abzudecken. Wir dürfen uns als Versicherung nicht von der Entwicklung einer Vollkasko-Mentalität beeinflussen lassen“, sagt Gerald Hasler. Er plädiert dafür, über das Prämienniveau nachzudenken.
Mehr dazu in der AssCompact Mai-Ausgabe.
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