Zu einem „ernüchternden Ergebnis“ kommt eine aktuelle Allianz-Studie. Österreichische Sparer geben sich „kapitalmarktresistent“ und erzielen deshalb europaweit die niedrigste Rendite. Trotz nach wie vor hoher Spardisziplin sind die echten Sparleistungen stark zurückgegangen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 04.12.2017
Seit 2003 erzielten die österreichischen Haushalte im Mittel eine jährliche reale Rendite (Nominalrendite nach Abzug der Inflation) von 1,06% und schnitten damit im europäischen Vergleich am schlechtesten ab, knapp hinter Italien (1,14%) und Deutschland (1,3%). Grund dafür ist, dass die Österreicher stärker in Bankeinlagen (etwa 50%) und schwächer in Aktien (4,7%) investiert sind als jedes andere untersuchte Land. Spitzenreiter sind die finnischen Haushalte mit einer durchschnittlichen jährlichen Realrendite von 4,3%, die im Schnitt die höchste Aktienquote (mehr als ein Drittel) aller untersuchten Länder aufweisen.
Hohe Spardisziplin im Europavergleich
Seit 2003 sind die Geldvermögen der privaten Haushalte in allen untersuchten Ländern gewachsen. Während Vermögenseinkommen sich als relativ stabil erwiesen, hat sich der Beitrag der Sparleistungen aus Erwerbseinkommen deutlich verändert: In den Vorkrisenjahren (2003–2007) konnte Österreich durchschnittlich pro Jahr 1.030 Euro pro Kopf auf die Seite legen – der höchste Wert in Europa. In diesem Zeitraum sparten auch alle anderen Haushalte (außer die niederländischen) aus Erwerbseinkommen im Schnitt knapp 400 Euro pro Kopf und Jahr. Seit 2012 trifft das nur noch auf Österreich (230 Euro) und Deutschland (770 Euro) zu. In den übrigen Ländern wurden Teile des Vermögenseinkommens zu Konsumzwecken genutzt, im Durchschnitt über 700 Euro pro Kopf und Jahr.
„Auch wenn Österreich immer noch eine hohe Spardisziplin hat: Die echten Sparleistungen in Österreich sind im Vergleich zu vor zehn Jahren um rund 78 Prozent eingebrochen“, sagt Martin Bruckner, Vorstandssprecher der Allianz Investmentbank AG und Chief Investment Officer der Allianz Gruppe in Österreich. Selbst unter Berücksichtigung der Vermögenseinkommen sparen die Österreicher nur hoch etwa halb so viel wie vor der Finanzkrise.
Was eine stärkere Kapitalmarktorientierung bringt
Als Fazit halten die Studienautoren fest: Auch im Niedrigzinsumfeld können die Geldvermögen wachsen. Dafür gibt es grundsäztlich zwei Wege: Entweder durch hohe Renditen, indem Sparer ihr Anlageverhalten stärker auf die Kapitalmärkte ausrichten, oder durch Sparen aus Erwerbseinkommen. Hätten die österreichischen Haushalte seit 2003 statt 50% „nur“ 40% ihres Geldvermögens bei Banken geparkt und die restlichen Mittel je zur Hälfte auf Aktien und Investmentfonds verteilt, wäre die Vermögensrendite um knapp 40 Basispunkte höher ausgefallen. Die zusätzlichen Vermögenseinnahmen wären insgesamt bei 2.620 Euro pro Kopf oder insgesamt fast 22 Mrd. Euro gelegen, rechnen die Allianz-Experten vor. Aufs Jahr umgerechnet hätte sich daraus ein durchschnittlicher zusätzlicher Impuls fürs Wirtschaftswachstum von einem halben Prozentpunkt ergeben.
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