Thomas Ackerl, Vorstandsvorsitzender des muki Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit spricht im Vorstandsinterview über die Zukunft der KFZ-Versicherungsbranche sowie die Dauerrabattklausel und warum diese abgeschafft gehört.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 8/6/2021
Thomas Ackerl, seit Juni 2020 Vorstandsvorsitzender des muki Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit hat die Führung des Unternehmens in einer schwierigen Phase übernommen – Stichwort: Corona-Pandemie. Neben größeren Herausforderungen, wie die Umstellung auf Homeoffice und dem Ausbau der elektronischen Kommunikation, konnte muki aber auch und vor allem technisch von der Pandemie profitieren: „Für uns war das vergangene Jahr die Erprobung von Prozessen, die wir nun auch im täglichen Arbeitsalltag implementieren. Termine mit weiterer Anreise, zum Teil bis ins Ausland, halten wir nun auch remote ab. Für einen gewissen Anteil wird das auch künftig gelten. Bestimmte Meetings hingegen werden wir wieder persönlich als Präsenzveranstaltung abhalten“, berichtet Thomas Ackerl.
Dennoch hat die Corona-Pandemie auch bei muki ihre Spuren hinterlassen, denn von 2019 auf 2020 verzeichnet der Versicherer laut VVO ein geringfügiges Minus bei den Marktanteilen. „Wir haben im Kfz-Bestand einen hohen Kasko-Anteil, in dem während der Corona-Zeit ein höherer Stornosatz feststellbar war. Das Neugeschäft verlief weniger stark als sonst, da Zulassungsstellen und Autohäuser weitgehend geschlossen waren. Das haben andere Sparten nur zum Teil ausgleichen können“, erklärt Thomas Ackerl.
Keine große Trendwende in der Kfz-Versicherungsbranche
Generell sieht der Vorstandsvorsitzende keine große Trendwende auf die KFZ-Branche zukommen. „Es gibt diverse Parameter, deren Entwicklung wir genau beobachten müssen: autonomes Fahren, E-Mobilität usw. Wenn man sich z.B. die Schadenfälle bei E-Autos ansieht, sind diese tendenziell kostenintensiver als bei normalen Autos“, so Thomas Ackerl und sagt weiter: „Die Kfz-Sparte ist der Türöffner, der sie meiner Meinung nach auch immer bleiben wird – durch die Kfz-Haftpflichtversicherung kommen vor allem junge Menschen erstmals mit dem Gedanken in Berührung, existenzielle Risiken abzusichern.
Wichtig im Kfz-Segment ist, laut Ackerl, dass man ein vertriebsfreundliches Scoring-System, eine Positiv-Negativ-Selektion sowie ein attraktives Prämien-Leistungs-Verhältnis und vor allem eine gute Schadenabwicklung bietet. „Um ein hervorragendes Servicelevel aufrecht zu erhalten, benötigt man bei steigendem Bestand, insbesondere beim Schadenaufkommen, entsprechend mehr Mitarbeiter. Das ist auch ein Grund für den stetigen Anstieg der Mitarbeiterzahl bei uns.“
Dauerrabattklausel: enormer Aufwand für alle Beteiligten
Ein heiß diskutiertes Thema in der Branche ist die Dauerrabattklausel. Viele fragen sich, ob es sinnvoll ist, viel Zeit dafür aufzuwenden, Dauerrabatte umzubuchen, auszubuchen, zu übernehmen oder gegenzurechnen. Auch Thomas Ackerl vertritt bereits seit vielen Jahren die Meinung, dass der der Dauerrabatt generell abgeschafft werden soll.
„Es ist ein enormer Aufwand für alle Beteiligten – sowohl für die Kunden als auch für die Vertriebspartner und uns als Gesellschaft. muki hat nie Dauerrabatte vorgeschrieben. Wir übernehmen zwar einen Dauerrabatt vom Mitbewerb, aber schreiben wie gesagt aktiv keinen vor, sondern gestalten die Grundprämien so, dass man gar nicht erst einen Dauerrabatt benötigt“, so Thomas Ackerl.
Hervorragende Beratungsqualität durch sinnvoller digitaler Tools
Thomas Ackerl kommt aus dem Vertrieb und hat über viele Jahre direkt mit den unabhängigen Vertriebspartnern zusammengearbeitet. Damit ein Makler konkurrenzfähig bleibt, sollte sich dieser, so Ackerl, durch hervorragende Beratungsqualität vom Mitbewerb abheben. „Darauf lässt sich der Fokus leichter richten, wenn man sinnvolle digitale Tools verwendet, die sich – etwa bei der Terminkoordination und im Zeitmanagement – positiv auf den Zeit-/Kostenfaktor auswirken. Diese „digitale Ersparnis“ sollte man nicht ausschließlich einsetzen, den Workflow so rasch wie möglich zu gestalten und in weiterer Folge die Fixkosten zu reduzieren: Ich empfehle, auch im digitalen Zeitalter in Zeitbudgets für altbewährte persönliche Betreuung zu investieren.“
Weiters empfiehlt der Vorstandsvorsitzende, sich so früh wie möglich ein tragfähiges Netzwerk aufzubauen, z.B. mit Bauträgern, Hausverwaltern und anderen Berufsgruppen. „Besonders die Qualität der Schadensabwicklung trägt zur Akquise von Neukunden bei, es zahlt sich also aus, hierauf besonderes Gewicht zu legen. Die Vollkundenstrategie steht aus meiner Sicht außer Frage, aber dennoch sind strukturierte Planungen erforderlich, um etwa den Zielmarkt (z.B. Privatkunden oder große KMU) festzulegen und nicht Hans Dampf in allen Gassen zu spielen. Es braucht auch eine sorgfältige Selektion der Kooperationspartner“, erläutert Ackerl.
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Foto oben: Franz Waghubinger (re.) im Gespräch mit Thomas Ackerl
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