Prinzipiell profitieren Kreditnehmer von der derzeitigen Inflation. Doch was sollten die Kreditnehmer jetzt in Sachen Zinssatz überprüfen? Wann lohnt sich eine Umschuldung? Und was bedeutet das für Immobilien als Wertanlage? Das sind die aktuellen Tipps der Experten für Finanzdienstleistung im Überblick.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 11.03.2022
Die bereits beträchtliche Inflationsrate wird durch die aktuellen Kriegsereignisse weiter in die Höhe getrieben. Neben den negativen Auswirkungen einer erhöhten Inflationsrate auf die Ausgaben des täglichen Lebens, gibt es aber auch einen positiven Effekt im Falle einer laufenden oder geplanten Finanzierung. Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister, sagt, was hierbei zu beachten ist: „Generell gesagt profitieren die Kreditnehmer natürlich von der aktuellen Inflation. Während der nominale Betrag des Kredits gleichbleibt, wird das Geld weniger wert – der Kredit lässt sich leichter zurückzahlen.“
- Dabei kommt es aber auf die Art des festgelegten Zinssatzes an: Fix- oder variabler Zinssatz? Der Vorteil bei einem langfristigen Fixzinssatz ist es, dass man gegen inflationsbedingte Zinserhöhungen auch langfristig geschützt ist. Bei einem Kredit mit variablem Zinssatz können sich inflationsbedingte Zinserhöhungen relativ rasch auf die Kreditzinsen auswirken.
- Häuslbauer sollten sich daher langfristige Zinsbindungen von 15, 20 oder mehr Jahren überlegen. So kann das derzeit sehr gute Zinsniveau langfristig abgesichert werden.
- Auch für Immobilienkäufer lautet die Empfehlung, sich die Kredite jetzt zu sichern. Man rechnet allgemein damit, dass die Zinsen für Baufinanzierungen im heurigen Jahr um 0,25 bis 0,5 Prozentpunkte steigen werden. Doch selbst bei einem leichten Anstieg, sind die Konditionen noch immer hervorragend.
Umschuldung: Im Vorfeld durchrechnen
Und noch einen Rat hat Hannes Dolzer in Bezug auf einen möglichen Wechsel des Kreditmodells: „Ob sich eine Umschuldung lohnt, muss man im Vorfeld abchecken: Die Ersparnis durch die niedrigeren Zinsen muss größer sein als die Kosten, die durch die Umschuldung entstehen.“ Wegen der Grundbuchänderung oder der eventuellen Pönale entstehen bei der Umschuldung zusätzliche Kosten. Hier geht es also darum, durchzurechnen, welche Variante im Endeffekt besser abschneidet, also günstiger für den Kreditnehmer ist.
- Je höher der noch ausstehende Kreditbetrag ist, je länger der Kredit noch laufen würde und je größer der Unterschied beim Zinssatz ist, desto eher ist eine Umschuldung wirtschaftlich sinnvoll.
- Wer als Anleger in Immobilien investiert hat und die Kreditraten durch die Mieteinnahmen finanziert, nützt das besonders gut, da die Mieten ja mit der Inflation steigen. Gleichzeitig bleibt die Kreditsumme gleich.
- Die Nachfrage nach Unternehmenskrediten stieg übrigens das dritte Quartal in Folge, erklärt die Österreichische Nationalbank aufgrund ihrer vierteljährlichen Umfrage über das Kreditgeschäft (durchgeführt bis Anfang Jänner 2022). Dabei werden führende Banken nach ihren Einschätzungen befragt. Gründe waren Finanzierungsbedarf für Fusionen/Übernahmen, Umstrukturierungen und Anlageinvestitionen. Die Kreditvergabepolitik sei 2021 kaum verändert worden. „Lediglich die Margen (…) für durchschnittlich risikoreiche Unternehmenskredite wurden in diesem Zeitraum aufgrund der Wettbewerbssituation leicht gesenkt.“
- Stichwort Privatkundengeschäft: Die Nachfrage nach Wohnbaukrediten bewertet die Österreichische Nationalbank als „weiterhin kräftig“.
Foto oben: Hannes Dolzer, Obmann des Fachverbands Finanzdienstleister; © Fischer
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