In der jüngsten Studie zum Wohnbarometer der VAV geben sich die Proband*innen in Bezug auf die Nachhaltigkeit ihres Lebensstils durchaus selbstkritisch. Auf die Frage „Würden Sie Ihren Lebensstil als nachhaltig und umweltschonend bezeichnen?“ antworteten nur 19% uneingeschränkt mit „Ja“. Weitere 49% bezeichneten ihren Lebensstil als „eher“ ressourcenschonend. 21% achten „eher nicht“ auf Nachhaltigkeitskriterien und sieben Prozent verzichten zur Gänze auf einen rücksichtsvollen Umgang mit der Umwelt.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 10.05.2023
Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV:
"Die sehr dichte mediale Information zu Ressourcenschonung und Nachhaltigkeit führt zu einer erhöhten Selbstbeobachtung und erhöht die Bereitschaft zur Selbstkritik. Die Menschen sind offenbar der Meinung, dass sie nicht genug beitragen können oder wollen."
Menschen über 50 Jahre sehen ihren Lebensstil öfter als nachhaltig oder eher nachhaltig als Jüngere. Wohnungseigentümer stimmen häufiger mit „Ja“ oder „eher Ja“ als Mieter. In der Studie tritt zudem auch kein West-Ostgefälle zutage. In Wien, Niederösterreich und Burgenland sieht man den eigenen Lebensstil ähnlich wie im Westen. So entschieden in Wien 71% für „Ja“ oder „eher Ja“, in Niederösterreich und dem Burgenland waren es 70%. Die westlichen und südlichen Bundesländer erreichen Werte zwischen 63% und 72%.
In der Analyse der Selbsteinschätzung nach Ortsgrößen ist im mittleren Bereich ein deutlicher Einbruch zu sehen. In Städten mit mehr als 50.000 Einwohnern liegt die Zustimmung bei hohen 80% während sie in kleineren Orten mit 63% bis 68% deutliche niedrigere Werte erzielt.
In der höchsten Einkommensgruppe wird die Frage nach der Nachhaltigkeit des eigenen Lebensstils seltener als in anderen Einkommensklassen mit einem klaren „Ja“ beantwortet. Die Gruppe tendiert in der Selbsteinschätzung zum „eher Ja“.
Viele gute Vorsätze
Wie schon im Vorjahr gibt eine Mehrheit der Studienteilnehmer*innen an in Zukunft verstärkt auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit achten zu wollen. Die guten Vorsätze fassen immerhin 55% der Proband*innen. Der Wert des Vergleichszeitraumes liegt bei 58%. Vor allem jüngere Menschen und solche mit einem gehobenen Einkommen haben vor, künftig mehr auf Umwelt und Nachhaltigkeit zu achten. Bei den unter 30jährigen liegt die Zustimmungsrate bei 64%, unter den Besserverdienenden sind es 59%.
Nachhaltigkeit bedeutet Verzicht auf Komfort
Gleichzeitig meinen immer mehr Menschen, dass Nachhaltigkeit einen Verzicht auf Komfort bedeutet. Während im Vorjahr 45% diese Überzeugung teilten, sind es heuer bereits 51%. Diese Einstellung ist unter Wohnungsmietern mit 57% weiter verbreitet als unter Eigentümern, von denen 46% dieser Meinung sind. In Hinblick auf den Komfortverzicht liegt die Gruppe, die bereits Änderungen vornahm, mit jener, die das bisher ablehnte, nahezu gleichauf. In der änderungsaffinen Gruppe wird zu 50% ein Komfortverlust angenommen, in der ablehnenden Gruppe zu 52%.
Klimawandel wird Änderungen erzwingen
Ein zunehmender Pessimismus schwingt bei den Antworten zur Frage nach einer durch den Klimawandel erzwungenen Änderung des Lebensstils mit. Der Anteil jener, die diese Frage mit „Ja“ oder „eher Ja“ beantworteten stieg im Jahresabstand von 45 auf 51%. Die Zustimmung ist signifikant mit dem Alter und dem Einkommen der Studienteilnehmer*innen verbunden. Je jünger und je höher das Einkommen, umso eher wird die Frage bejaht. Unter 30jährige antworten zu 63% mit „Ja“ oder „eher Ja“, während es bei 50+ nur noch 49% sind. Zwangsweise Änderungen des Lebensstils durch den Klimawandel halten 55% der Menschen mit einem Einkommen von mehr als 3.000 Euro pro Monat für realistisch, in der untersten Einkommensgruppe bis zu einem Monatseinkommen von 1.500 Euro sind es 47%.
Das Wohnbarometer der VAV
Für die Studie wurden vom österreichischen Gallup Institut 1.000 Probandinnen und Probanden von 18 Jahren und älter in ganz Österreich befragt. Befragungszeitraum war der Februar 2023.
Foto oben: Sven Rabe, Vorstandsvorsitzender der VAV
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