zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

Wachstum in der Krise: Versicherungen als „Hort der Stabilität“

Wachstum in der Krise: Versicherungen als „Hort der Stabilität“

24. Februar 2022

|

6 Min. Lesezeit

|

News-Im Blickpunkt

Mag. Robert Lasshofer, Präsident des Verbands der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO), über den Vier-Punkte-Plan des VVO, wie der Co2-Austoß mit Unterstützung der Versicherungswirtschaft reduziert werden kann und warum trotz Pandemie-Krise die Versicherungsbranche boomt.

Andreas Richter

Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 24.02.2022

Der VVO hat Ende September vier Forderungen anlässlich der Steuerreform an die Regierung übermittelt und Mitte Oktober erneuert. Für den VVO und Robert Lasshofer ist das Thema vor allem aus drei Gründen wichtig: „Erstens: Die staatlichen Versorgungssysteme werden aufgrund der demografischen Entwicklung sicherlich nicht besser. Das hat unter anderem damit zu tun, dass die Erwerbsverläufe nicht mehr so durchgängig sind, wie das noch bei einer Generation davor war und zudem werden wir alle älter“, erklärt Lasshofer. „Zweitens offenbart ein Blick auf das Pensionskonto, dass es notwendig ist, sich zeitgerecht mit privater Vorsorge zu beschäftigen. Und drittens haben wir eine ökosoziale Steuerreform in der Umsetzung.“ So könne man Vorsorge sehr gut mit dem Thema ökologische Transformation kombinieren, so Lasshofer. „Wobei ökologisch, im Sinne von grün, aus meiner Sicht zu kurz greift. Das muss im Sinne von ESG weiter gefasst werden. Für mich zählt auch der Bereich Wohnen – Stichwort ‚leistbares Wohnen‘ dazu. In den Städten explodieren nach wie vor die Mietpreise. Hier könnten die Versicherungsgesellschaften entsprechende Beiträge liefern. Die Versicherungswirtschaft ist auch dazu bereit. Man benötigt dafür einerseits regulatorische Rahmenbedingungen und andererseits den einen oder anderen ‚Booster‘ von staatlicher Seite.“

CO2-Austoß mit Hilfe der Versicherungswirtschaft reduzieren

Vor allem das Thema CO2-Ausstoß ist für Lasshofer ein wichtiger Punkt. „Hier kann die Versicherungswirtschaft unterstützen, hat sie doch allein in Österreich mit über 100 Mrd. Euro einen großen Hebel. So könnte im Bereich Energieversorgung einiges bewegt werden, etwa durch Investitionen in Wind- oder Solarparks. Denkbar wären auch Finanzierungen bei Sanierungen und Dämmung im Wohnungsbereich.“

Lebensversicherung: Versicherungssteuer auf null absenken

Gerade die Lebensversicherung sei eine wesentliche Kapitalsammelstelle, so Lasshofer. Dieses gesammelte Kapital müsse entsprechend veranlagt werden. „Wenn man möchte, dass nachhaltiger veranlagt wird, wäre es sinnvoll, wenn auch der Finanzminister das will und die Versicherungssteuer auf null abgesenkt wird. Das macht das Produkt auf der Kundenseite attraktiver und man erzeugt einen Lenkungseffekt“, ist Lasshofer überzeugt.

Versicherungswirtschaft: Wachstum trotz Pandemie

Die Versicherungswirtschaft hat es als eine der wenigen Branchen geschafft, in Zeiten der Pandemie zu wachsen. Lasshofer führt dieses Wachstum auf das sehr robuste Geschäftsmodell der Versicherungen zurück. „Auf der einen Seite sind Versicherungen ein Hort der Stabilität. Auf der anderen Seite suchen unsere Kundinnen und Kunden gerade in Krisenzeiten Sicherheit und Halt und achten sehr stark auf ihre individuellen Risiken. Besonders hoch ist das Bedürfnis, sich abzusichern, bei der eigenen Gesundheit“, erklärt Lasshofer und sagt weiter: „Zu beobachten war zudem, dass die Kundinnen und Kunden ihre Versicherungsverträge sehr selten gekündigt oder freigestellt haben. Es gab auch relativ wenig Ansuchen für Stundungen. Das hat natürlich auch mit den staatlichen Unterstützungsmaßnahmen zu tun. Aber im Großen und Ganzen blieb alles stabil. Und diese Stabilität merkt man natürlich in der Prämienentwicklung.“

Österreichische Versicherungsgesellschaften haben gelernt, sich an aktuelle Marktentwicklungen sehr gut anzupassen

Die Versicherungsbranche steht durch den technischen Fortschritt vor Riesenherausforderungen – Stichwort E-Mobilität und autonomes Fahren, Smart Home oder Cybercrime. Lasshofer ist sich sicher, dass wir in der Versicherungsbranche disruptive Effekte sehen werden. „Das kann man geschichtlich sehr gut begründen“, erklärt der Präsident des VVO. „Österreichische Versicherungsgesellschaften haben sehr viel Erfahrung und sie haben erfolgreich gelernt, sich an aktuelle Marktentwicklungen sehr gut anzupassen. Ich bin zuversichtlich, dass das auch in Zukunft so sein wird. Natürlich kommen neue Herausforderungen auf uns zu: Cyber-Absicherung wird sicherlich noch wichtiger werden. Cyberattacken bzw. Erpressungsversuche nehmen rapide zu und beschäftigen mittlerweile immer mehr Unternehmen. Es gibt dazu zwar diverse Versicherungsangebote, aber dennoch sollte man sich hierbei zuallererst mit Prävention auseinandersetzen.“

Größtes Wachstumspotenzial: Krankenversicherung

Das meiste Potenzial sieht Lasshofer ich in der Krankenversicherung. Auch die Sonderklasse-Versicherung wird laut Lasshofer immer beliebter. „Die Schaden-Unfall-Versicherung hat sich während der Pandemie durch große Stabilität ausgezeichnet, meiner Einschätzung nach wird das auch weiterhin so bleiben. Angesichts der Geldpolitik wird die Lebensversicherung in nächster Zeit nicht der Wachstumskaiser sein – außer es wird entsprechende staatliche Unterstützung geben.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact März-Ausgabe!

Foto oben: Mag. Robert Lasshofer, Präsident des Verbands der Versicherungsunternehmen Österreichs (VVO)

zurück zur Übersicht

Beitrag speichern

sharing is caring

Das könnte Sie auch interessieren


Ihnen gefällt dieser Beitrag?

Dann hinterlassen Sie uns einen Kommentar!

(Klicken um Kommentar zu verfassen)