Hat der technische Fortschritt bereits die Weisheiten von „Börsengurus“ wie Warren Buffett überholt? Tatsache ist, dass Informationen sich rasant verbreiten und Insiderwissen immer schwerer ausgespielt werden kann. Mag. Markus Waghubinger, AssCompact Investment & Finanzen, widmet sich aktuellen Fragen in der AssCompact Juni-Ausgabe.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 13.06.2017
Der „König des Value-Investing“ Warren Buffett hat viele Fans auf der ganzen Welt, die seinem Gespür für ertragreiche Aktieninvestments nahezu blind vertrauen. Bei der diesjährigen Hauptversammlung von Berkshire Hathaway – dem „Woodstock für Kapitalisten“ – gestand Buffett jedoch einige Fehler ein, vor allem bei der Einschätzung der Tech-Giganten.
Der Erfolg der „Börsengurus“ im 20. Jahrhundert lag unter anderem auch daran, dass sie Informationen hatten, die im Markt noch nicht bekannt waren. Wie groß der Einfluss von Informationsvorsprüngen auf Investitionserfolg wirklich ist, lässt sich wissenschaftlich nicht endgültig bestimmen. Allerdings besagt die Markteffizienzhypothese, deren Begründer 2013 mit dem Wirtschaftsnobelpreis ausgezeichnet wurden, dass Börsenkurse bereits alle verfügbaren Informationen enthalten.
Insiderwissen unter strenger Aufsicht
Die Hypothese postuliert in ihrer stärksten Ausprägung sogar, dass selbst durch Insiderhandel keine dauerhafte Überrendite erzielt werden kann. „Durch die immer strengere Überwachung von Insidergeschäften durch die Börsenaufsichten der ganzen Welt verliert dieser Punkt ohnehin an Relevanz“, sagt Waghubinger. „Wer also über Insiderinformationen verfügt, sollte sich wohl weniger Sorgen darüber machen, ob man mit deren Verwertung erfolgreich am Markt agieren kann, sondern vielmehr, ob man damit ungestraft davon kommt.“
„Glückliches Händchen bleibt ein Vorteil“
Durch den Fortschritt der Informationstechnologie verfügt ein Großteil der Marktteilnehmer über Plattformen von Datenanbietern sofort über alle Informationen. Waghubinger: „Das glückliche Händchen der Gurus beim richtigen Einschätzen der Langzeitperformance auf Basis von Innnovationen und Unternehmensstrategien bleibt aber ein potenzieller Vorteil.“
Künstliche Intelligenz auf dem Vormarsch
„Richtig spannend wird der Einfluss künstlicher Intelligenz auf die fundamentale Aktienanalyse“, sagt der Investment-Experte. Seien Systeme einmal so weit, Ad-hoc Nachrichten zu lesen, aus der Vergangenheit zu lernen und Auswirkungen von fundamentalen Daten auf die Zukunft einzuschätzen, werden Handelssysteme in Bruchteilen von Sekunden Entscheidungen über großvolumige Transaktionen treffen können.
Selbst für die größten Profis an der Börse werde es mittlerweile immer schwieriger, Informationsvorsprünge für sich zu nutzen. „Künstliche Intelligenz wird eines Tages selbst den Erfolg von Innovationen und Unternehmensstrategien korrekt in Investmententscheidungen ummünzen können und sich irgendwann in der Breite der Publikumsfonds etablieren.“
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