Welche Auswirkungen aufgrund der Corona-Krise oder des Ukraine-Krieges in der Rechtsschutzversicherung spürbar sind und welche Entwicklungen es basierend darauf geben wird, darüber sprechen Mag. Birgit Eder (CEO ARAG Österreich), Mag. Ingo Kaufmann (Mitglied des Vorstands der D.A.S. Rechtsschutz AG) und Mag. Martin Moshammer (Niederlassungsleiter Österreich der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG) im ersten Teil der Interviewrunde zum Thema „Rechtsschutzversicherung“.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 12.06.2023
Mag. Birgit Eder ist sich sicher, dass in Krisen der Bedarf nach Sicherheit und Rechtsberatung steigt: „Wir haben neue Kommunikationswege geöffnet, die auch für die Zukunft als Ergänzung bleiben werden – wie Videoberatung, Live-Chat-Service und weitere Chatbots. Aktuell sind wir der Meinung, dass es wichtig ist, alle Kundinnen und Kunden, aber auch Vertriebspartner da abzuholen, wo es für sie gut ist.“
Auch Mag. Ingo Kaufmann ist der Meinung, dass Corona und der Krieg in der Ukraine die Inflation vorangetrieben und die wirtschaftliche Gesamtsituation Österreichs verschärft habe: „Das macht sich auch in unserer Branche bemerkbar. Der Rechtsschutzbedarf in der Bevölkerung steigt an, Kundinnen und Kunden suchen nach einem starken Rechtsschutzpartner. Diese Tendenz erkennen wir in unserer gestiegenen Geschäftsentwicklung verbunden mit einem Anstieg in der Schadenentwicklung. Als Rechtsschutzversicherung müssen wir in der Lage sein, unseren Kundinnen und Kunden auch in unsicheren Zeiten wie diesen bedarfsgerechte Unterstützung zu bieten. Das ist unser Anspruch und dieser Rolle werden wir gerecht.“
Mag. Martin Moshammer berichtet von einem steigenden Bedarf an Beratungsleistungen: „Der eigentlichen Konfliktlösung kommt eine immer größere Bedeutung zu, so dass wir heute viel mehr sind als ein reiner Kostenerstatter. Auch steigt das Verständnis, dass die Absicherung von Bagatell- sowie Frequenzrisiken weder mit dem eigentlichen Versicherungsgedanken einhergeht noch Spielraum für prämienneutrale Produktoptimierungen schafft.“
„Krisen als Chance, um Rechtsschutz eine größere Bedeutung im Konkurrenzkampf mit anderen Sparten zu verschaffen“
Um Krisen auch in Zukunft gut zu meistern, versucht die ARAG, laut Mag. Birgit Eder, präventiv zu planen und zu kalkulieren: „Die ARAG Österreich ist finanzstark aufgestellt, sodass wir für Kunden und Vertriebspartner auch in schweren Zeiten ein verlässlicher Partner sind. Das gelingt uns unter anderem dadurch, dass wir eigene Juristen im Haus haben, die den Mehrbedarf an Beratungen in solchen Krisenzeiten gut abdecken. Wir sind der Meinung, dass ein Ausschluss dann eingeführt werden sollte, wenn es sich um Streitigkeiten handelt, die keinen echten Mehrwert für die Kunden bringen, da die Erfolgsaussichten schlecht sind und in der Regel nur die Rechtsanwälte als Gewinner aussteigen. Erzeugen solche Streitigkeiten in Masse sehr hohe Kosten, dann muss man sich von solchen Risiken trennen. Nur auf diese Weise ist man als Versicherer dann auch in der Lage, regelmäßig neue Versicherungslösungen und Services im Produkt aufzunehmen, die den Kunden wirklich etwas bringen. Als Rechtsschutzspezialist können wir das sehr gut einschätzen.“
Mag. Ingo Kaufmann versichert, dass weder Kunden noch Vertriebspartner mit weniger umfassenden Produktlösungen rechnen müssen, sondern vielmehr mit einer stärkeren Fokussierung auf die relevanten Risiken und Herausforderungen: „Wir entwickeln unsere Produktlösungen und RechtsService-Leistungen ständig auf Basis umfassender Marktforschung weiter, um veränderte Kundenbedürfnisse vorauszusehen und sie bestmöglich zu erfüllen.“
Mag. Martin Moshammer sieht keine Notwendigkeit, den Deckungsumfang der ROLAND-Produkte einzuschränken: „Wir werden uns auch weiterhin als Partner zur Absicherung von Spezialrisiken positionieren – mit der klaren Bereitschaft zur Entwicklung individueller Lösungen. Wir verstehen die angesprochenen Krisen durchaus auch als Chance, der Sparte Rechtsschutz eine größere Bedeutung im Konkurrenzkampf mit anderen Sparten zu verschaffen. Dass zukünftig beispielsweise dem Straf-Rechtsschutz eine noch größere Bedeutung zukommt, wird mittlerweile wohl niemand mehr ernsthaft bezweifeln dürfen.“
Erfahren Sie im zweiten und letzten Teil, was die drei Experten der Interviewrunde zum Thema „ungerechtfertigte Deckungsablehnungen“ sagen.
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Juni-Ausgabe!
Foto oben v.l.n.r.: Mag. Ingo Kaufmann (Mitglied des Vorstands der D.A.S. Rechtsschutz AG), Mag. Birgit Eder (CEO ARAG Österreich), und Mag. Martin Moshammer (Niederlassungsleiter Österreich der ROLAND Rechtsschutz-Versicherungs-AG)
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