Das Versicherungsgeschäft wird in absehbarer Zukunft ein Berater- und Verkäufermarkt bleiben, ist Dr. Ralph Müller, CEO der Donau Versicherung AG Vienna Insurance Group, überzeugt. Digital sollen vor allem Prozesse für Berater werden, betont er im Titelinterview mit AssCompact.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 05.07.2018
Das Ziel sei es, „passend zum individuellen Risikoprofil versicherte Kunden zu haben“. Diese sollen durch Fachexperten – angestellt oder selbstständig – „optimal beraten“ sein. „Das ist ein hoher Anspruch, doch unser Bild von der Zukunft sieht so aus, dass wir an den sich selbst versichernden Kunden nicht glauben“, so Müller. Selbstversicherung werde sich vielleicht bei einfachen Produkten und im Kfz-Geschäft etablieren. „Bei existenziellen Risiken ist jedoch die Gefahr sich falsch zu versichern relativ hoch.“ Deshalb stehe der Berater auch im Mittelpunkt der Strategie.
„Das Versicherungsgeschäft wird über Jahre und vielleicht Jahrzehnte ein Berater- und Verkäufermarkt bleiben. Es müsste sich eine sehr starke Verhaltensänderung in der kompletten Bevölkerung abzeichnen, damit es ein Käufermarkt würde. Das sehen wir momentan noch überhaupt nicht.“
Schadensabwicklung schon bald automatisiert
Der Stellenwert persönlicher Beratung ändert jedoch nichts daran, dass die DONAU „sehr stark“ digitalisiere – „aber vor allem für unsere Vermittler und Berater“. Ziel sei es, „perfekte Prozesse in der Antragstellung und Polizzierung“ zu etablieren. In den nächsten ein bis zwei Jahren werde man in den Massensparten Kleinstschäden bereits automatisiert abwickeln können. „Mit einer passenden Schadensmeldung werden wir in der Lage sein, den Schadensfall automatisch abzuwickeln und innerhalb kürzester Zeit Feedback an die Kunden zu geben, dass innerhalb von 24 Stunden das Geld auf seinem Konto ist.“ Gleichzeitig wird in der Krankenversicherung an einem System mit künstlicher Intelligenz gearbeitet, das bei Ambulant-Tarifen etwa Arztrechnungen und Medikamente automatisch prüfen und in der Sekunde verarbeiten soll.
Geschäftsmodell - noch - nicht gefährdet
Ob es für Beratung in Zukunft überhaupt noch einen Menschen brauchen wird? Dieses Thema sehe man sich bei der DONAU „tagtäglich sehr genau“ an. „Über unsere Verbindungen bis ins Silicon Valley ermitteln wir fortlaufend, ob es in der Versicherungsbranche momentan disruptive Elemente gibt, die unser Geschäftsmodell in irgendeiner Form gefährden. Das ist momentan noch nicht der Fall, doch wir sind hier sehr aufmerksam und bleiben am Ball.“
Das Titelinterview erscheint in der AssCompact Juli-Ausgabe.
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