Zwischen 1. Jänner und 30. Juli 2022 ist insbesondere wegen massiver Verluste auf den Kapitalmärkten das verwaltete Vermögen der Versicherungsunternehmen um 9% auf rund 125 Mrd. Euro geschrumpft. Die Kurse vieler Aktien sind massiv gefallen, das niedrigverzinste Anleiheportfolio büßte angesichts steigender Zinsen signifikant an Wert ein. Im gleichen Zeitraum sind die Prämieneinnahmen aber um rund 7% gestiegen. Dies geht aus dem „Bericht der FMA 2022 zur Lage der Versicherungswirtschaft“ hervor.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 21.11.2022
„Unsichere Zeiten hinterlassen nicht nur tiefe Spuren bei den Finanz- und Kapitalanalgen der Assekuranzen, sie erhöhen gleichzeitig auch das Bedürfnis nach Sicherheit und damit Versicherungsschutz merklich. Die steigenden Zinsen drücken zwar einerseits die Kurswerte des bestehenden Anleiheportfolios, sie attraktivieren aber gleichzeitig wieder das Geschäft mit den Lebensversicherungen als Anlageprodukt, dass sehr zinssensibel ist,“ erklärt der Vorstand der FMA, Helmut Ettl und Eduard Müller, die Ambivalenz der aktuellen Entwicklungen. Die österreichische Versicherungswirtschaft sei in diesen schwierigen Zeiten aber gut kapitalisiert, so der FMA-Vorstand: „Zwei Drittel der Versicherungsunternehmen weisen einen Solvabilitätsgrad von über 200 % aus. Das heißt, sie verfügen über doppelt so hohe Eigenmittel, um etwaige negative Entwicklungen zu kompensieren, als regulatorisch vorgeschrieben.“
Gefahr Unterversicherung
Die FMA warnt die Versicherungsnehmer auch vor einer Gefahr, die hohe Inflationsraten mit sich bringen, aber oft erst im Schadensfall schmerzlich sichtbar werden: Unterversicherung, also nicht ausreichende Schadenabdeckung bei schon länger bestehenden Verträgen. Die FMA rät daher, insbesondere in Zeiten hoher Inflation die Verträge von Zeit zu Zeit hinsichtlich einer notwendigen Anpassung des Umfangs der Versicherungsleistung zu überprüfen.
Nachhaltigkeit
Als institutioneller Investor ist die österreichische Versicherungswirtschaft ein wichtiger Player beim Umbau des europäischen Wirtschaftsmodelles hin zu mehr Nachhaltigkeit. Die Analyse der Geschäftsmodelle hat gezeigt, dass alle Versicherungsunternehmen bereits Strategien implementiert haben, um ihre Geschäftspolitik nach ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien auszurichten, den sogenannten ESG-Faktoren (Environment, Social, Governance). Der von der FMA durchgeführte Klima-Stresstest attestiert ihnen auch eine überdurchschnittlich hohe Resilienz in Bezug auf Nachhaltigkeitsrisiken. Der klimarelevante Anteil an den Vermögenswerten der Versicherungsunternehmen macht in etwa ein Fünftel des Gesamtportfolios aus.
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