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Generali-Vorstand Arno Schuchter: „Nur Versicherer zu sein, reicht heutzutage nicht mehr aus“

Generali-Vorstand Arno Schuchter: „Nur Versicherer zu sein, reicht heutzutage nicht mehr aus“

18. November 2022

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6 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Arno Schuchter, Vorstand für Vertrieb und Marketing der Generali Versicherung AG, spricht im Interview über die aktuellen Herausforderungen der Versicherungsbranche aufgrund der Inflation sowie über Digitalisierung und wie unterschiedlich sie von den Kundinnen und Kunden angenommen wird.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 18.11.2022

Arno Schuchter ist nun seit fast neun Jahren im Vorstand der Generali tätig und verantwortet die Bereiche Vertrieb und Marketing. Zu seinen prägendsten Meilensteinen in den vergangenen Jahren gehört unter anderem die Digitalisierung im Vertrieb: „Zuerst kam der digitale Antrag – dieser kann bei der Generali heute auf fünf verschiedene Arten unterschrieben werden. Mittlerweile nutzen 99% des Exklusiv-Vertriebs und 70% der Makler_innen unsere digitalen Anträge. Dann erfolgte die digitale Vertragsverwaltung bis hin zum Schaden.“

Auch der Umgang mit der derzeitigen Inflation ist für Schuchter ein aktueller Meilenstein: „Seit der Finanzkrise 2007/2008 hat sich das Thema Zinsen und Inflation mit der Null-Zinspolitik in eine Richtung bewegt, die wir vorher nicht gekannt haben. Doch wir haben uns daran gewöhnt und gelernt, damit umzugehen. Und plötzlich, über Nacht, dreht sich alles wieder ins Gegenteil. Das zu managen, ist der dritte große Meilenstein in unserer Branche. Hier sind wir alle – Stakeholder, Vermittlerschaft, Versicherer und Kund_innen – gefordert.“

„Versicherungsprämien werden nicht teurer, sondern steigen im Wert“

Damit Versicherer den neuen Herausforderungen der Inflation gewachsen sind, ist es laut Schuchter, besonders wichtig, den Kund_innen zu erklären, dass die Versicherung nicht teurer wird, sondern die Werte steigen und damit auch die Prämie: „Beispielsweise wurden die Schäden, die durch die Unwetter 2021 unter anderem in Oberösterreich entstanden sind, noch nicht alle behoben. Die Rechnungen dazu kommen jetzt bzw. in nächster Zeit nach und nach herein. Wir stellen nun fest, dass wir aus den Reservierungen Abwicklungsverluste generieren. Aber nicht nur hier, auch im Kfz-Bereich finden Teuerungen bei Reparaturen von 10 bis 15% statt.“

Diese Entwicklung müsse laut Schuchter in den Tarifen abgebildet werden. So entstehe beispielsweise Handlungsbedarf bei den Quadratmeter-Tarifen im Eigenheim- und Haushalts-Bereich.

„Die Annahme der Digitalisierung ist da natürlich sehr unterschiedlich“

Die Generali ist einer der Vorreiter, was Digitalisierung in der heimischen Versicherungsbranche betrifft. „Wir haben eine breite Kundenrange – vom 18-jährigen Berufseinsteiger bis hin zur 84-jährigen Pensionistin. Die Annahme der Digitalisierung ist da natürlich sehr unterschiedlich. Wir müssen aber alle Kund_innen entsprechend bedienen. Beim überwiegenden Teil wird die Digitalisierung sehr positiv angenommen. Papierlos unterschreiben kann eigentlich jede und jeder. Mit der digitalen Vertragsverwaltung hingegen befassen sich nur digital affine Menschen. Wir haben auf unserem Kundenportal rund 500.000 bis 600.000 User_innen. Das sind knapp 30% unserer Kund_innen, die die Vertragsverwaltung und insbesondere das Einreichen von Schäden – vor allem Leistungsfälle der Krankenversicherung – sehr gerne annehmen. 50% der Leistungsfälle dieser Sparte werden direkt von den Kund_innen über unser Portal eingereicht. Das ist natürlich auch eine Entlastung für die Vermittler_innen bzw. Makler_innen“, informiert der Generali-Vorstand

„Die Gesundheitsvorsorge bekam mit Corona noch einmal einen besonderen Drive“

Die Generali hat zudem ihre Services in der Gesundheitsvorsorge ausgebaut. Vor allem mit Corona bekam das Thema noch einmal einen besonderen Drive, so Schuchter: „Mit Beginn der Pandemie stieg die Nachfrage an einer privaten Gesundheitsvorsorge bzw. privaten Krankenversicherungen enorm. Natürlich sind wir auf diesen Zug aufgesprungen und haben unsere Produkte, aber auch die Services, weiterentwickelt. Gerade in der Gesundheitsvorsorge geht es nicht nur um das Produkt. Es geht auch darum, den Kund_innen Services zu bieten. So haben sie bei uns die Möglichkeit, ihre Rechnungen digital oder analog über die Vermittler_innen einzureichen“, erläutert Schuchter und ergänzt: „Im Rahmen der Krankenversicherung stellen wir unseren Kund_innen auch GesundheitsCoaches zur Seite. Zudem bieten wir Online- Sprechstunden und ein Hausarzt-Erstgespräch an. Termine werden direkt über eine Plattform gebucht. Darüber hinaus können Kund_innen mit unserem Motivationsprogramm Generali Vitality Punkte für Sport bzw. eine gesunde Lebensweise sammeln und erhalten bei Erreichung ihrer Ziele zum Beispiel Gutscheine von unseren Partnerunternehmen.“

Finanzbildung: „Hier ist vor allem die Politik gefragt!“

Das Thema der nicht ausreichenden Finanzbildung in Österreich poppt in den Medien immer wieder auf. Für Schuchter wäre extrem wichtig, dass man zumindest in den Oberstufen der Gymnasien, in den Mittelschulen und in den Fachschulen das Thema Finanzbildung mitaufnimmt: „Hier ist vor allem die Politik gefragt, weil es einfach zur Allgemeinbildung gehört und für die jungen Menschen wichtig ist. Die Wirtschaftskammer schuf 2008 einen Finanz- und Risikomanagement-Lehrgang, der mittlerweile in vielen Bundesländern implementiert ist. So kann man in den Handelsschulen und Handelsakademien – allerdings auf freiwilliger Basis – ein Zertifikat in Finanz- und Risikomanagement erreichen. Aber das ist immer noch deutlich zu wenig.“

Schuchter ist der Meinung, wenn die Leute beispielsweise besser über das österreichische Pensionssystem oder Gesundheitssystem aufgeklärt sind, dann werden sie auch erkennen, dass es hier Ergänzungen benötigt, wenn man später einmal einen gewissen Standard in der Pension haben will: „Denn demographisch bedingt, werden wir immer älter. Irgendwann wird es mehr Pensionist_innen geben als Menschen, die ins Pensionssystem einzahlen. Deswegen bin ich auch der Meinung, dass es Zuwanderung braucht. Natürlich in einem gewissen Maß und mit mehr Fachkräften.“

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Dezember-Ausgabe!

Foto oben: Arno Schuchter, Vorstand für Vertrieb und Marketing der Generali Versicherung AG

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