Professionelle Immobilieninvestoren sind von rationalem Verhalten oftmals weit entfernt. Vielmehr werden ihre Entscheidungen durch Emotionen beeinflusst, wie eine aktuelle Studie von Fidelity International nahelegt.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 18.09.2018
„Der ärgste Feind des Investors ist wahrscheinlich er selbst“ – das sagte schon Investorenlegende Benjamin Graham. Das gilt nicht nur auch, sondern sogar in besonderem Maße für Immobilieninvestments. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie von Fidelity International. Demnach wird die Entscheidungsfindung institutioneller Anleger im Immobiliensektor merklich durch emotionsgesteuertes Handeln beeinträchtigt.
Psychologie statt Rationalität
Gleich mehrere aus der Verhaltensökonomie bekannte Effekte beeinflussen laut der Studie das Verhalten von Immobilieninvestoren maßgeblich. Dazu zählen unter anderem der Herdentrieb, Verlustaversion und ein zu starker Fokus auf den Heimatmarkt. Auch vom sogenannten Framing, bei dem ein unterschiedlicher Blickwinkel auf einen identischen Sachverhalt verschiedene Entscheidungen zur Folge hat, sind Immobilieninvestoren nicht frei.
Jedes Investment individuell analysieren
Marktübliche Kategorisierungen nach Standort, Lage oder Nutzungsart lassen Investoren glauben, dass Immobilien einer Kategorie homogen sind und ein ähnliches Risiko-/Renditeprofil aufweisen. Durch das Framing-Problem werden jedoch renditerelevante Aspekte wie Mietausfallrisiken und die Mieterstruktur ausgeblendet. „Investoren sollten sich nicht allein auf etablierte Kategorisierungen verlassen“, so die Empfehlung von Neil Cable, Head of European Real Estate Investments bei Fidelity International, „sondern vielmehr jedes Investment einer individuellen Analyse unterziehen.“
Verzerrte Risikowahrnehmung
Auch eine verzerrte Risikowahrnehmung führt laut Fidelity bei Immobilieninvestments oft zu irrationalen Entscheidungen. Anleger tendieren demnach dazu, Verluste höher zu gewichten als Gewinne. Paradoxerweise nimmt die Wahrnehmung von Verlusten sogar mit zunehmender Höhe ab. Dadurch lassen Anleger Verluste relativ lange laufen. Die Erfahrung zeige hingegen, dass Märkte oft in drei Abwärtswellen korrigieren. Rational wäre, schon in der ersten Phase zu verkaufen. In der Realität verkauft die Mehrheit der Investoren erst am Ende der dritten Korrekturwelle – und damit mit maximalem Verlust.
Investmentprozess konsequent einhalten
„Vermeiden kann man die Auswirkungen der verzerrten Risikowahrnehmung durch die Einhaltung eines konsequenten Investmentprozesses, der sich auf gewinnversprechende Investitionen konzentriert und nicht an Verlust-Assets festhält“, sagt Neil Cable. Er rät, in Abschwungphasen nicht impulsiv zu handeln und unabhängig von anderen Marktteilnehmern opportunistisch zu sein. „Sei gierig, wenn andere Angst haben“, so Cable.
Quelle: AssCompact Deutschland
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