Der Kreditversicherer ACREDIA rechnet 2019 weltweit mit einem deutlichen Anstieg der Insolvenzen. Österreich reiht sich laut aktueller Studie unter die „positiven Ausnahmen“.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 23.01.2019
Die Insolvenzen steigen im Jahr 2019 um rund sechs Prozent, prognostizieren ACREDIA und Euler Hermes in ihrer gemeinsamen Insolvenzstudie. An der Spitze steht dabei erneut China, wo die Volkswirte eine weitere Pleitewelle und einen Anstieg der Fälle um 20% – nach 60% im Vorjahr – erwarten. Auch in Westeuropa nehmen die Insolvenzen voraussichtlich um drei Prozent zu. Haupttreiber bleibt Großbritannien angesichts der Brexit-Unsicherheiten. Ebenfalls mehr Pleiten werden Frankreich, Spanien und Italien verzeichnen.
„Weltweit steigen die Insolvenzen 2019 bereits zum dritten Mal in Folge“, sagt ACREDIA-Expertin Marina Machan. „Dieses Jahr sogar in zwei von drei Ländern. Das zeigt: Die fetten Jahre sind vorbei, die weltweite Konjunktur schwächelt. Viele Länder wachsen langsamer als es notwendig wäre, um die Insolvenzen stabil zu halten.“
Niki, Forstinger & Co.: Großinsolvenzen in Österreich
In Österreich sind die Insolvenzzahlen seit Jahren rückläufig. Das liegt primär an den extrem niedrigen Zinsen, von denen schwache und hoch verschuldete Unternehmen am meisten profitieren. Österreich war eines der wenigen Länder, in denen die Insolvenzen 2018 um knapp zwei Prozent rückläufig waren. Entgegen dem Trend sind jedoch die Passiva um 11,2% gestiegen. Grund dafür sind einige Großinsolvenzen, unter anderem der Waagner Biro Gruppe, Niki Luftfahrt GmbH, Forstinger GmbH und von Charles Vögele. Das Gleiche gilt für die Zahl der betroffenen Dienstnehmer (+16,6 %).
In diesem Jahr rechnen die Experten mit keinem besonderen Zuwachs an Insolvenzen in Österreich, allerdings auch nicht mit einem weiteren Rückgang. Vermutlich dürfte sich der Wert auf dem Niveau von 2017 einpendeln, was einer Steigerung von einem bis zwei Prozent entspricht.
Brexit belastet britische Unternehmen
Auch Deutschland bewegt sich mit stagnierenden Insolvenz-Zahlen weiterhin gegen den globalen Trend, genauso wie die USA und Niederlande. Zu den positiven Ausnahmen gehören zudem Brasilien (minus 6%), Griechenland (minus 6%), die Tschechische Republik (minus 10%) und Ungarn (minus 11%). Auch Kolumbien (minus 10%), Portugal, Irland und Litauen (jeweils minus 5%) verzeichnen sinkende Fallzahlen. Allerdings sind die Pleitezahlen dort weiterhin auf einem jeweils historisch sehr hohen Niveau.
Das Tauziehen um den „Brexit“ wirkt sich zunehmend auf die britischen Unternehmen aus. Schon 2019 sind die Pleiten dort mit einem Plus von zwölf Prozent überdurchschnittlich stark gestiegen. Für 2019 wird eine Zunahme von neun Prozent prognostiziert. Im Fall eines „No Deal“-Brexits wäre der Anstieg der Pleiten laut ACREDIA-Experten mit plus 20% noch größer.
Bild: ©Natalia - stock.adobe.com
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