Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer der Creditreform, spricht im Interview über die vielfältigen und komplexen Treiber für nachhaltiges Handeln in Unternehmen, die Integration von ESG-Kriterien in Geschäftsmodelle von Versicherungsunternehmen und über die zukünftige Entwicklungen und Herausforderungen in der Nachhaltigkeitsberichterstattung für Unternehmen.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 19.07.2024
Die Treiber für nachhaltiges Handeln in Unternehmen sind vielfältig und komplex. Mag. Gerhard M. Weinhofer führt die größten Treiber auf drei Faktoren zurück: Kundenanforderungen, Politik und Regulierung sowie Investoren. So legen Konsumenten und Geschäftskunden zunehmend Wert auf Nachhaltigkeit und berücksichtigen ESG-Kriterien in ihren Kaufentscheidungen. Dies zwingt Unternehmen, ihre Geschäftsmodelle anzupassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Kundenbindung zu stärken. Gleichzeitig fordern Politik und Regulierung, insbesondere in der EU, nachhaltiges Handeln durch Regelwerke wie die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD). Diese verpflichten Unternehmen zu umfassender Nachhaltigkeitsberichterstattung, um rechtliche Konsequenzen zu vermeiden. Auch Investoren legen immer mehr Wert auf ESG-Kriterien, da sie stabile und zukunftsfähige Geschäftsmodelle bevorzugen. Daher müssen Unternehmen laut Weinhofer nachhaltiger handeln, um Kapital anzuziehen.
„In der Gewichtung sind alle drei Treiber nahezu gleichwertig, da sie sich gegenseitig beeinflussen und verstärken. In stark regulierten Branchen wie dem Banken- und Versicherungssektor dominieren sicherlich Politik und Regulierung“, so Weinhofer.
Nachhaltigkeit in der Versicherungsbranche: ESG als Schlüssel zum Erfolg
Als Risikomanager und Investoren seien Versicherungsunternehmen stark von Nachhaltigkeitsthemen betroffen und implementieren ESG-Aspekte systematisch in ihre Geschäftsmodelle, so Weinhofer. Dies umfasse die Bewertung von ESG-Risiken bei Versicherungsverträgen und die Berücksichtigung nachhaltiger Anlagekriterien bei Investitionen. „Versicherungsunternehmen integrieren zunehmend ESG-Kriterien in ihre Geschäftspraktiken. So investieren viele Versicherer in grüne Anleihen, erneuerbare Energien und andere nachhaltige Projekte. Zudem veröffentlichen Versicherungsunternehmen regelmäßig Nachhaltigkeitsberichte und informieren ihre Stakeholder über ihre Fortschritte und Ziele im Bereich ESG-Nachhaltigkeit. Ein Schwerpunkt liegt außerdem auf der Analyse von physischen Risiken. Zu physischen Risiken gehören extreme Wetterereignisse, die versicherte Objekte beschädigen können“, erläutert Weinhofer.
Nachhaltige Ansätze für kleinere Maklerbüros
Nachhaltigkeit hat die Versicherungsbranche also erreicht, und auch kleinere Versicherungsmaklerbüros können laut Weinhofer nachhaltiger handeln. Sie können ESG-Kriterien in die Kundenberatung integrieren, indem sie über nachhaltige Versicherungsprodukte und Anlagemöglichkeiten informieren. Weiterbildung im Bereich Nachhaltigkeit, etwa durch ESG-Schulungen und Workshops, helfe, auf dem neuesten Stand zu bleiben und eine nachhaltige Unternehmenskultur zu fördern. „Zudem können Makler, die noch nicht ausreichende Kapazitäten für den Themenkreise ESG-Nachhaltigkeit vorhalten, von ESG-Ratings profitieren, um die Nachhaltigkeit ihrer Geschäftspraktiken und die ihrer Partner objektiv zu bewerten und transparent zu kommunizieren. Dies stärkt das Vertrauen und die Glaubwürdigkeit bei Kunden und Partnern“, ist Weinhofer überzeugt.
Steigende Anforderungen: Die Zukunft der Nachhaltigkeitsberichterstattung
Weinhofer ist überzeugt, dass die Anforderungen an die Nachhaltigkeitsberichterstattung in den nächsten Jahren deutlich steigen werden und zunehmend auch kleine und mittelgroße Unternehmen umfassen: „Es wird Bestrebungen geben, die verschiedenen Berichtsstandards zu harmonisieren, um die Vergleichbarkeit und Konsistenz der Berichte zu erhöhen. Zudem wird der Einsatz von Technologien wie Blockchain und Künstliche Intelligenz zunehmen, um die Erfassung, Analyse und Berichterstattung von ESG-Daten zu verbessern.“
Ein weiterer bedeutender Trend ist laut Weinhofer die wachsende Bedeutung von ESG-Kriterien, die Unternehmen zunehmend in ihre Finanzberichterstattung integrieren müssen, um ihre Leistung und Risiken ganzheitlich darzustellen. Kapitalgeber legen verstärkt Wert auf ESG-Ratings und beziehen diese in ihre Finanzierungs- und Investitionsentscheidungen ein.
„Die Herausforderungen für Unternehmer liegen in der Anpassung an diese neuen Anforderungen. Sie müssen in die notwendigen Systeme und Prozesse investieren, um genaue und umfassende Berichte zu erstellen. Zudem wird es wichtig sein, eine nachhaltige Unternehmenskultur zu fördern und alle Mitarbeiter in die ESG-Ziele einzubeziehen“, informiert Weinhofer.
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact September-Ausgabe!
Foto oben: AssCompact Vertriebsleiter Ernst Vallant (li.) im Gespräch mit Gerhard M. Weinhofer, Geschäftsführer der Creditreform (re.)
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren