BearingPoint hat eine Studie zur Erwartungshaltung von Kundinnen und Kunden an ihre Versicherung in Sachen Nachhaltigkeit durchgeführt. Das Ergebnis erläutert Thomas Schönbauer, zuständig für Insurance in Österreich bei BearingPoint.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 08.08.2023
Laut einer aktuellen Studie von BearingPoint zur „Erwartungshaltung von Kundinnen und Kunden an ihre Versicherung in Sachen Nachhaltigkeit“ ist fas Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei den Versicherungskunden gestiegen, die Mehrheit der Befragten sehen eine wesentliche Rolle der Versicherungsunternehmen in der Förderung von Nachhaltigkeit, jedoch bei fallender Tendenz. Außerdem soll Nachhaltigkeit im Kontext des (gleichbleibenden) Versicherungsschutzes den Versicherungsnehmer nicht mehr kosten.
„Bei den Erwartungen der Kunden werden laut Umfrage Aspekte der Umwelt- und Ressourcenschonung stärker bewertet als andere ESG-Elemente wie beispielsweise soziales Engagement oder gute Unternehmensführung. Gefragt nach den für sie wichtigsten Themen stehen Investitionen in Umweltschutz ganz oben, gefolgt von Glaubwürdigkeit, Transparenz, mehr Online und Prämienreduktion bei nachhaltigem Verhalten“, informiert Thomas Schönbauer und sagt weiter: „Was wir sehen, ist eine gewisse Skepsis hinsichtlich der Rolle von Versicherungen und Versicherungsprodukten beim Thema Nachhaltigkeit. Die traditionellen Vorbehalte der Kunden gegenüber Finanzinstituten scheinen sich beim Thema Nachhaltigkeit fortzusetzen. Die Kunden sehen die positive Wirkung bei nachhaltig ausgerichteten Kapitalanlageprodukten, erwarten aber in der Sachversicherung, dass sich ‚richtiges‘ Verhalten für sie bei der Prämie positiv auswirken soll; die Bereitschaft der Kunden zu einem etwaigen Leistungsverzicht ist gering. Versicherungen müssen daher die Kunden entsprechend gut beraten, besser kommunizieren, um die Kunden als Partner ‚mitzunehmen‘ und so die Nachhaltigkeitsziele zu erreichen. Das Potenzial für Versicherungen ist in diesem Bereich jedenfalls sehr groß.“
Nachhaltigkeit spielt bei der Kaufentscheidung eine immer wichtigere Rolle
Rund 40% der in Österreich Befragten geben an, bei der Wahl des Versicherungsunternehmens die Ausrichtung nachhaltiger Produkte zu berücksichtigen. Hier sei laut Schönbauer das Kapitalanlageprodukt im Vorteil: „Kunden in Österreich rechnen mehrheitlich mit einer höheren Rendite eines nachhaltig ausgerichteten Produkts. Aber unsere Studie hat auch aufgezeigt, dass nur wenige Kunden glauben, Versicherungsunternehmen bieten heute schon nachhaltige Produkte an.“
Nachhaltigkeit ist als notwendiger Erfolgsfaktor nicht mehr wegzudenken
Nachhaltigkeit war zwar immer schon ein wesentlicher Bestandteil des Geschäftsmodells der Versicherungsbranche, dennoch gebe es, so Schönbauer, noch einiges – abseits von regulatorischen Maßnahmen – zu tun. „Beispielsweise bei Produktangeboten, Digitalisierung, gezielter Kundenansprache. Im Vergleich zu anderen Branchen ist der Wunsch der Kunden nach mehr Nachhaltigkeit etwas weniger stark ausgeprägt (Versicherungen produzieren auch kein Produkt im klassischen Sinne), aber die Tendenz geht natürlich auch hier in die gleiche Richtung: Nachhaltigkeit ist als Thema und notwendiger Erfolgsfaktor nicht mehr wegzudenken. Nur tun sich die Versicherungen schwer damit, ihre Kunden ‚abzuholen‘."
Blick in die Glaskugel
Für Schönbauer steht fest, dass das Thema Nachhaltigkeit in den kommenden zwei bis fünf Jahren noch weiter an Bedeutung gewinnen wird: „Das Bewusstsein dafür wird weiter steigen. Diese Veränderungen und die steigende Nachfrage nach nachhaltigen Produkten bieten Versicherungen eine Riesenchance – um dieses Potenzial allerdings zu heben, sind transparente und glaubwürdige Produktgestaltung sowie eine überzeugende und konsequente Kommunikation ein absolutes Muss. Schon heute ist z. B. ein Wandel in der Zeichnungspolitik und der Annahme von Risiken erkennbar. Künftig wird es zudem Risiken geben, die als schwer bzw. nicht mehr versicherbar gelten – das wird Einfluss auf die Preise haben. Zudem kann es einen gesellschaftlichen Zwang geben, dennoch bestimmte Risiken zu versichern (Beispiele: Industrieversicherungen für Kohlekraftwerke). Wie und in welcher Form diese Risikoübernahme künftig passiert, ist noch weitgehend offen.“
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