Versicherungsmaklerinnen und -makler, die sich erfolgreich auf spezielle Zielgruppen fokussieren, stellt AssCompact in einer neuen Serie vor. Wie die Spezialisierung auf die Zielgruppe Hotellerie entstanden ist und wie sich Corona auf sie auswirkt, beantwortet zum Auftakt Josef Brindlinger, MLS, aus Zell am Ziller.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 17.02.2021
Wie ist die Spezialisierung auf Ihre Zielgruppe Hotellerie entstanden?
Das wurde mir sozusagen in die Wiege gelegt. Meine Gattin und ich betreiben auf unserem Bauernhof im Zillertal ein kleines Hotel, dadurch kenne ich die Anforderungen an passende Versicherungslösungen für die Zielgruppe sehr genau. Nachdem wir in einem der tourismusstärksten Täler Österreichs beheimatet sind, ist das irgendwo auch eine logische Zielgruppe.
Welche Auswirkungen hat die Corona-Pandemie auf diesen Geschäftszweig?
Die Auswirkungen auf diese Zielgruppe sind enorm. Teilweise gibt es Umsatzeinbrüche von 80 bis 90 Prozent. Das wird sich natürlich auch auf die umsatzabhängigen Teile der Versicherungsverträge auswirken – mit einem Nachzieheffekt. Ein Ausblick zum momentanen Zeitpunkt ist aber schwierig. Die Hotellerie ist jedoch nur ein kleiner Teil unserer Spezialisierung. Wir sind sehr stark im Bauhaupt- und Baunebengewerbe sowie im Vermögensschaden-Haftpflicht-Bereich für Planer engagiert und diese beiden Bereiche sind von der Corona-Pandemie bis dato komplett verschont geblieben. Eine gewisse Diversifizierung ist in jeder Hinsicht wichtig, das hat mein Vater schon immer gepredigt. Mit dem Hotel mache ich z.B. seit nahezu einem halben Jahr keinen Umsatz, dafür läuft das Versicherungsmaklerunternehmen passabel und die hauseigene Landwirtschaft ist nach zwölf Monaten Pandemie ein wahres Ruhekissen.
Was braucht´s für einen professionellen Versicherungsschutz für Hotels und Beherbergungsbetriebe? Welche Risiken müssen abgedeckt werden?
Wir setzen im Sachbereich auf spezielle Allrisk-Konzepte mit hohen Versicherungssummen im NAT-KAT-Bereich und eine Technikversicherung gehört bei jedem Hotel dazu. Das Thema Cyberversicherung wird in der Hotellerie aktuell völlig unterschätzt, daher haben wir mit unseren Versicherungspartnern Spezialkonzepte vereinbart mit einer obligatorischen Cyberversicherung. Im Haftpflicht-Bereich sind hohe Versicherungssummen sehr wichtig, wir bieten immer Summen ab einer PVS von 10 Mio. EUR aufwärts an. Ein Tipp an die Kollegen: Immer mehr Versicherer haben in den Haftpflicht-Bedingungen Krankheitsausschlüsse eingebaut und einer sogar schon vor Beginn der Pandemie. Daher sollte man sich die Bedingungen sehr genau anschauen, hier schlummert enormes Haftungspotential.
Wie gestaltet sich in dieser Nische die Kooperation mit den Versicherern, wie ziehen sie bei der Deckung mit?
Die Kooperationsbereitschaft der Versicherer hängt von zwei wesentlichen Punkten ab: Erstens vom zu erwartenden Geschäftsvolumen und zweitens von der Rentabilität des Geschäfts. Wenn sich diese beiden Parameter in einem vernünftigen Rahmen bewegen, dann gibt es praktisch nichts, was die Versicherer nicht machen. Die Zeiten, in denen die Rentabilität keine Rolle gespielt hat, sind vorbei und das ist auch gut so.
Wie hat sich die Zielgruppenspezialisierung generell auf Ihr Maklerbüro ausgewirkt?
Dadurch konnten wir die Effizienz enorm steigern und letztendlich hat das natürlich auch sehr positive Auswirkungen auf unsere eigene Rentabilität. Die Spezialisierung und die damit zusammenhängende Entwicklung von Deckungskonzepten führt in nahezu allen Bereichen zu großen Einsparungsmöglichkeiten. Wir sondieren laufend unsere Zielmärkte, passen unsere Konzepte dadurch auch ständig an die Erfordernisse an. Das spart enorm viel Zeit und Ressourcen im Ausschreibungsprozess, bei der Polizzierung und Polizzenkontrolle und natürlich auch bei der Abwicklung von Schäden. Als Makler führt über kurz oder lang kein Weg an einer Spezialisierung vorbei.
Haben Sie Tipps an die Kolleginnen und Kollegen, worauf bei einer Spezialisierung zu achten ist?
Ein Tipp, den ich – unabhängig vor der Spezialisierung – jedem geben kann: Nutzen Sie Kooperationen und prüfen Sie, ob ein Beitritt zu einer Maklergruppierung Sinn macht. Als wir 2015 den Entschluss gefasst haben uns der IGV anzuschließen, wurden wir von einigen Versicherern belächelt. Letztendlich hat sich die IGV aber in den letzten Jahren enorm entwickelt, gerade auch im Gewerbebereich. Heute lacht kein Versicherer mehr über uns. Wir profitieren in allen Bereichen von der IGV und diese profitiert vom Knowhow ihrer Mitglieder und es ist sehr interessant sich mit den Kollegen aus ganz Österreich auszutauschen.
Brindlinger Versicherungsmakler GmbH
Gründungsjahr: 1967
Standorte: 2 (Zell am Ziller und Jenbach)
Mitarbeiterzahl: 30
Nettogesamtbestand: kenne ich nicht / Umsatz ~ EUR 3 Mio.
Kundenzahl: sehr viele
davon aus der speziellen Zielgruppe: ca. 150 Betriebe im Hotelbereich
Foto oben: Der Tiroler Versicherungsmakler Josef Brindlinger (rechts) mit Prokurist Josef Eller. © Roland Defrancesco
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