Wie wirkt sich die Umsetzung der IDD in nationales Recht auf den Vertrieb von Versicherungsprodukten aus? Diese Frage steht heute im Mittelpunkt des IDD Vertriebsforums, zu dem die Österreichische Gesellschaft für Versicherungsfachwissen in das Allianz Stadion geladen hat. Das Interesse dafür ist groß: Rund 400 Interessierte sind der Einladung gefolgt.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 16.11.2017
„Wir wollten eigentlich topaktuell über den Letztstand der Umsetzung informieren, aber die Ereignisse haben sich in den letzten Monaten überschlagen“, verwies die Präsidentin der Österreichischen Gesellschaft für Versicherungsfachwissen, VIG-CEO Prof. Elisabeth Stadler, auf die mit dem Rücktritt der Regierung und die Neuwahlen ausgelöste neue politische Situation. Dennoch konnten für das heutige Forum Experten als Vortragende gewonnen werden, die maßgeblichen Anteil an der Umsetzung der IDD in nationales Recht haben.
Positive Aspekte nicht vergessen
Auch wenn die IDD für Versicherungsgesellschaften und Vermittler eine große Herausforderung sei, die viel Know-how, Geld und Zeit in Anspruch nehme, solle man – so Präsidentin Stadler – nicht auf die positiven Aspekte der IDD vergessen, etwa die erhöhte Transparenz, die sowohl Kunden als auch Vermittlern zu Gute komme. „Ich bin positiv eingestellt, dass wir die Herausforderungen gemeinsam bewältigen können – dem Motto gemäß, das wir hier an der Wand sehen: Gemeinsam. Kämpfen. Siegen“, so Stadler.
„Glaube nicht, dass sich hier jemand vor IDD fürchten muss“
Optimismus verbreiteten auch der Bundesobmann der Versicherungsmakler, Christoph Berghammer, und der Bundesgremialobmann der Versicherungsagenten, Horst Grandits. „Ich glaube nicht, dass sich irgend jemand hier herinnen von der IDD fürchten muss“, brachte es Berghammer auf den Punkt. Mehr Transparenz und bessere Dokumentation sei kein Nachteil, die Weiterbildungsverpflichtung ebenfalls nicht: „Jeder Makler, der seinen Job ernst nimmt, absolviert schon jetzt die 15 Stunden Weiterbildung im Jahr. Grandits wertete als positiv, dass von der IDD künftig alle Vertriebswege gleichermaßen betroffen sind – bis hin zum Banken- und Onlinevertrieb. Sein Fazit: Das gemeinsame Auftreten der Vermittlergruppierungen und des VVO zeige positive Ergebnisse für die gesamte Versicherungswirtschaft.
Brüssel: „nicht alles regeln, was man regeln kann“
Der ehemalige österreichische Landwirtschaftsminister und ehemalige EU Kommissar Franz Fischler rief in seinem Festvortrag „Was ist dran an der Brüsseler Regelungswut?“ dazu auf, das Wirken der europäischen Institutionen realistisch zu sehen und auf Pauschalbeschimpfungen zu verzichten. „Die Verordnung über die Gurkenkrümmung und das Marmeladeverbot sind gute Mittel um die Europäische Union lächerlich zu machen. Selten hört man aber davon, dass es eine österreichische Konfitürenverordnung gegeben hat und eine Verordnung, die die Gurkenkrümmung geregelt hat, lange bevor Österreich der EU beigetreten ist“, so Fischler. Auch in Brüssel habe sich heute die Meinung durchgesetzt, dass man nicht alles regeln muss, was man regeln kann.
Kein EU-Staat kann Probleme im Alleingang lösen
Für Fischler sei die zunehmende Kritik an der EU-Bürokratie in vielen Fällen Ausdruck des Gefühls einer Fremdbestimmung: „Dass wir – wie die Populisten sagen – nicht mehr Herr im eigenen Lande sind“, so der ehemalige EU Kommissar. Er sieht die wahren Gründe für diese Unzufriedenheit in einer massiven Gegenbewegung gegen den Zentralismus – sowohl in Europa, als auch in Österreich, wie die neu aufgebrochene Föderalismusdebatte zeige. Sein Fazit: Kein EU-Mitgliedsstaat könne die gravierenden Probleme unserer Zeit heute im Alleingang lösen.
Mehr über das IDD Vertriebsforum in der AssCompact Dezember-Ausgabe.
Foto (v.l.): Horst Grandits, Prof. Elisabeth Stadler, Christoph Berghammer und Festredner Franz Fischler
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