Es gibt wirklich kaum eine Branche, die nicht von der Corona-Krise betroffen ist. Um ihr Unternehmen auch weiterhin gut durch die Krise zu führen, müssen Geschäftsführer ihre Businesspläne umdenken. Wirtschaftswissenschaftler Dr. Daniel Schopphoff erklärt, wie sich die Inhalte der Businesspläne verändert haben.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 13.07.2020
Gute Begründungen für Anlaufszenario / fehlende Auswirkungen von Corona
Die Corona-Krise ist eine Wirtschaftshemmung in allen Bereichen – Investitionen werden viel kritischer beäugt.
Wenn also im Businessplan etwas pessimistischer geplant wird, ist dies bei Banken durchwegs lieber gesehen. Kommt es dann, aufgrund konservativer Planung, zu Planungsüberschreitung, hat dies nur positive Effekte zur Folge.
Sofern das Unternehmen dennoch einer Branche angehört, die kaum oder gar nicht von der Corona-Krise betroffen ist, muss dies gut und nachvollziehbar begründet werden. Trotzdem sollte auch hier mit pessimistischer Haltung geplant werden, um nichtsdestotrotz von der Krise überschwemmt zu werden. Nur so kann man sich der Tragfähigkeit der Investition bewusst sein.
Qualifikationen aufgrund Krisensituation noch stärker im Vordergrund
Bei Finanzierungen wird mit sogenannten Ausfallswahrscheinlichkeiten der Forderungen kalkuliert. Dabei bringt jeder positive Effekt zusätzliche Sicherheit für die Gläubiger. Sind die Entscheidungsträger langjährige, erfahrene Experten, die bereits diverse Erfolge vorweisen können? Oder handelt es sich bei den Lenkern um Quereinsteiger, die eine Vision haben? Die Qualifikation der Geschäftsführung komplettiert das Bild und damit die Entscheidung für die Investition. Während die Qualifikation über die Jahre an Bedeutung verloren hat, gewinnt diese deutlich wieder an Wert in Krisenzeiten. Den Investoren wird vermittelt, dass hier jemand am Werk ist, der etwas davon versteht. Die Risikobewertung kann minimiert werden, das Gefühl des Ausfallsrisikos sinkt.
Liquiditätspuffer von besonderer Bedeutung
Das Um und Auf des unternehmerischen Denkens muss die Liquidität sein. Ist ein Unternehmen nicht mehr liquid, kann es seinen Zahlungsaufforderungen nicht mehr nachkommen und es bleibt nur noch die Insolvenz als letzter Ausweg. Auch wenn sich viele Unternehmen dabei wieder erholen können, bleibt dennoch ein langfristiger Schaden erhalten. Wenn auch nur ein Imageschaden über eine Insolvenz bestehen bleibt, so sollte dennoch der vollkommene Liquiditätsausfall mit allen Mitteln verhindert werden.
Und wieder einmal zeigt die Corona-Krise auch hier, wie wichtig ein solcher Liquiditätspuffer ist. Während sich manche Firmen gut über Wasser halten konnten, ist es bei anderen, die bereits zuvor mit der Liquidität zu kämpfen hatten, ganz vorbei gewesen. Im Businessplan sollte also in jedem Fall eine eiserne Reserve vorhanden sein, auf die auch nur im Notfall zurückgegriffen wird. Sobald eine solche Krise wieder vorbei ist, sollte es ebenso die Aufgabe sein, die Reserve wieder anzufüllen, sodass das Unternehmen über genügend Liquiditätspuffer verfügt.
Perspektiven nach der Krise zeigen
Natürlich gibt es niemanden, der derzeit sagen kann, wann die Krise überwunden sein wird. Fakt ist, dass auch dies eine Krise sein wird, die vorüberzieht und in die Historie ein gehen wird. Wichtig ist, dies auch so den Banken zu vermitteln. Der aktuelle Zustand wird nicht langanhaltend sein. Demzufolge ist es wichtig, bereits einen Plan für danach zu haben.
Der Wiederaufbau soll geplant sein. Personal muss wieder in den Betrieb geholt werden, Material muss eingekauft werden. Dabei spielt natürlich immer die Finanzierung eine wichtige Rolle.
Werden Perspektiven vermittelt, wird dem Investor aufgezeigt, dass es eine Idee gibt, wie es weiter gehen kann. Dabei sollte natürlich ebenso zweigleisig gefahren werden. Mit einem Best Case und einem Worst Case Szenario deckt man alle Varianten ab und sorgt für Stabilität und Sicherheit.
Über den Autor
Dr. Daniel Schopphoff ist seit 2011 in der Unternehmensberatung tätig und führt seit 2014 sein eigenes Unternehmen, Dr. Schopphoff Consulting UG. Seit April 2017 ist er Lehrbeauftragter für Investition und Finanzierung an der Fachhochschule Dortmund.
Foto: Dr. Daniel Schopphoff
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