Im Zuge der Mobilitätswende steigen immer mehr Autofahrer auf Elektrofahrzeuge um. Ein wichtiges Argument für den Wechsel sind häufig die laufenden Kosten, darunter Reparaturkosten nach Unfällen. Diese hat der Gesamtverband der Versicherer (GDV) untersucht. Das Ergebnis: Die Reparaturkosten von Elektroautos liegen im Schnitt um 30 bis 35% über denen vergleichbarer Autos
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 31.10.2023
GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen:
"Dass wir als Gesellschaft unsere Fahrzeuge künftig nicht mehr mit fossilen Rohstoffen antreiben, ist und bleibt angesichts der ökologischen Herausforderung des Klimawandels der einzig richtige Weg. Wir Versicherer wollen diesen Wandel begleiten und positiv mitgestalten, daher warnen wir frühzeitig vor dieser Entwicklung. In der Kfz-Haftpflichtversicherung – also bei Unfällen, in denen mit einem Auto andere geschädigt werden - verursachen Elektroautos im Durchschnitt fünf bis zehn Prozent weniger Unfälle als vergleichbare Verbrenner.“"
Noch deutlicher sei der Vorteil der Elektroautos in der Vollkasko-Versicherung, also den Schäden am eigenen Auto. Hier entstehen im Schnitt rund 20% weniger Schäden.
Beide Faktoren – teurere, aber weniger Schäden bei Elektroautos - werden bei der Berechnung der individuellen Typklassen des jeweiligen Modells berücksichtigt.
Hohe Reparaturkosten für E-Autos haben mehrere Gründe
Die im Vergleich zu Verbrennern deutlich höheren Reparaturkosten bei Elektroautos sind laut Christoph Lauterwasser, Geschäftsführer des Allianz Zentrums für Technik, auf vier Hauptgründe zurückzuführen. Er nennt zunächst die hohen Kosten durch beschädigte Antriebsbatterien bei verbesserungswürdigen Tauschkriterien, Diagnose- und Reparaturmöglichkeiten. Zudem führe Unsicherheit beim Umgang mit beschädigten Elektroautos zu hohen Kosten. Etwa weil sie sehr lang in Quarantäne gelagert oder durch Vorsichtsmaßnahmen in Tauchbäder in Löschcontainern zu Totalschäden werden. Außerdem bemängelt Lauterwasser lange Standzeiten sowie hohe Stundenverrechnungssätze in Werkstätten für Arbeiten an E-Autos.
Christoph Lauterwasser:
"Wir haben mehr als 125 Jahre Erfahrungen mit Verbrennern, aber nur ca. 10 Jahre mit modernen Elektrofahrzeugen. Mit Blick auf Werkstätten, Abschleppunternehmen, Feuerwehren und Gutachtern fehlen deshalb noch Erfahrung und bewährte Verfahren im Umgang mit schwer beschädigten Elektroautos. „Angesichts des zu erwartenden Wachstums besteht deshalb deutlicher Handlungsbedarf."
Hersteller und Werkstätten sollen hohen Reparaturkosten entgegenwirken
Um diese Entwicklung zu stoppen, hat die Versicherungswirtschaft konkrete Forderungen an die Hersteller, wie Heinz Gressel betont, Vorsitzender des GDV-Ausschusses Kraftfahrt. Batterien sollten demnach schon beim Design der Fahrzeuge so gut wie möglich vor Schäden durch Unfälle schützen. Zugleich sollten Werkstätten und Gutachtern aussagekräftige Diagnosedaten zum Zustand der Batterie nach einem Unfall zur Verfügung gestellt werden. Außerdem sollten wirtschaftlich und ökologisch nachhaltige Anleitungen für die Reparatur und/oder den teilweisen Austausch beschädigter Batterien vorhanden sein. Und es sollten präzise Kriterien für den Umgang mit verunfallten Elektroautos entwickelt und Werkstätten, Abschleppunternehmer und Feuerwehren umfassend qualifiziert werden.
Von den Werkstätten und Gutachtern fordern die Versicherer, dass Batterien bei beschädigten Elektroautos schnell geprüft, Brandgefahren früh ausgeschlossen und Quarantänelagerungen möglichst kurz gehalten werden. Zudem sollten vermehrt Fachkräfte für die Reparatur von Elektroautos aus- und weitergebildet werden.
zurück zur Übersicht
Beitrag speichern
sharing is caring
Das könnte Sie auch interessieren