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Ralph Müller: „Unsere Kernaufgabe ist es, auf Vorsorgelücken aufmerksam zu machen“

Ralph Müller: „Unsere Kernaufgabe ist es, auf Vorsorgelücken aufmerksam zu machen“

11. Oktober 2024

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5 Min. Lesezeit

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Im Blickpunkt

Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung, im Gespräch über die Reform des Pensionssystems und die daraus folgenden Chancen für Versicherungen, die steigenden Unwetterschäden, KI und die Bedeutung des Maklervertriebs.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 11.10.2024

Die Wiener Städtische Versicherung verzeichnet auch 2024 erfreuliche Zuwächse. Besonders im Bereich der Sach- und Krankenversicherung zeigt sich eine hohe Nachfrage. Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen, erklärt: „Wir sind auf einem guten Weg – besonders freut mich, dass wir die Dynamik aus dem Vorjahr fortsetzen konnten.“

Trotz eines herausfordernden Marktumfelds bleibt das Unternehmen in allen Sparten stabil und zeigt insbesondere in der Lebensversicherung ein starkes Wachstum. „Wir verzeichnen mehr als 40% Zuwachs im Neugeschäft!“, so Müller.

Dringender Handlungsbedarf in der Altersvorsorge

Die demografischen Entwicklungen stellen das österreichische Pensionssystem vor große Herausforderungen. Ralph Müller fordert eine umfassende Reform: „Die Lebenserwartung steigt weiter, das Pensionsantrittsalter ist seit 50 Jahren de facto gleichgeblieben.“

Um die finanziellen Belastungen des Staates zu mindern, sei die private Vorsorge ein immer wichtigerer Bestandteil. Skandinavische Länder dienen hierbei als Vorbild, indem sie eine Kombination aus staatlicher, privater und betrieblicher Vorsorge praktizieren. „Unsere Kernaufgabe ist es, auf Vorsorgelücken aufmerksam zu machen“, so Müller.

Unwetter: Schäden nehmen zu

Der Klimawandel wirkt sich massiv auf die Schadensbilanz der Wiener Städtischen aus. „Unwetter werden immer häufiger und heftiger – mit der Folge, dass die Schadensummen kräftig ansteigen“, erklärt Müller.

Bereits in den ersten acht Monaten des Jahres 2024 wurden rund 70 Mio. Euro für Naturkatastrophenschäden ausgezahlt. Trotz steigender Rückversicherungskosten erwartet Müller, dass auch die Endkund:innen in Zukunft höhere Prämien zahlen müssen. Er hebt die Wichtigkeit von Anpassungen hervor: „Wichtig ist, dass auch die Versicherungssummen erhöht werden, denn damit ist sichergestellt, dass die Kund:innen im Schadenfall nicht unterversichert sind.“

Um die Auswirkungen von Naturkatastrophen besser abzufedern, plädiert Müller für ein umfassendes Maßnahmenpaket. Dazu zählen bessere Deckungen in Eigenheimversicherungen sowie Bebauungsverbote in Hochwassergebieten. Müller sieht auch in einem „public private partnership“-Modell Vorteile, das einen flächendeckenden Unwetterschutz ermöglicht: „So könnte mit einigen Euros mehr pro Monat ein deutlich umfassenderer Schutz geboten werden.“

Digitalisierung und KI als Erfolgsfaktor

Künstliche Intelligenz (KI) spielt eine zunehmend zentrale Rolle bei der Wiener Städtischen. „Wir haben schon in vielen Bereichen KI im Einsatz“, berichtet Müller.

In Zusammenarbeit mit Google und Nagarro entwickelt das Unternehmen innovative KI-Lösungen, um das Versicherungswissen zugänglicher zu machen. Besonders stolz ist Müller auf die losleben-App: „Über 70% aller eingereichten Apotheken- und Arztrechnungen werden automatisiert abgewickelt und ausbezahlt.“ Die Digitalisierung trage somit zu einem deutlichen Mehrwert für Kund:innen bei, ohne den Fokus auf persönliche Beratung zu verlieren.

Regulatorien: Mehr Bürokratie, weniger Nutzen

Die zunehmenden regulatorischen Anforderungen für Versicherungen, etwa durch die IDD oder DSGVO, sieht Müller kritisch. „Die Regelungen sind mittlerweile dermaßen umfassend und komplex, dass Kund::innen nichts mehr damit anfangen können.“ Die steigende Komplexität führe nicht zu mehr Transparenz, sondern eher zu zusätzlichen Kosten und bürokratischen Hürden. Die eigentliche Kundenberatung leide unter diesem bürokratischen Aufwand.

Ausblick: Mehr Sicherheit in unsicheren Zeiten

Müller sieht in den kommenden Jahren vor allem eine wachsende Nachfrage nach Lebensversicherungen. „Die Absicherung des eigenen Lebens bzw. das der engsten Angehörigen wird deutlich an Bedeutung gewinnen.“ Der Wunsch nach Sicherheit und Stabilität werde in unsicheren Zeiten immer stärker, was zu einem gesteigerten Bedarf an persönlichen Beratungen und individuellen Absicherungslösungen führt.

Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact Oktober-Ausgabe!

Foto oben: Ralph Müller, Generaldirektor der Wiener Städtischen Versicherung

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