Die aktuelle Geldpolitik sei „ein Anschlag auf die private Altersvorsorge“, so Generaldirektor Robert Lasshofer, CEO der Wiener Städtischen Versicherung. Über die größten Versorgungslücken der Österreicher spricht er im Titelinterview mit AssCompact.
Redakteur/in: Mag. Peter Kalab - Veröffentlicht am 05.11.2019
„Die aktuelle Geldpolitik ist ein Anschlag auf die private Altersvorsorge und generell auf Sparprozesse“, sagt Lasshofer. „Wenn Geld keinen Preis mehr hat, dann stimmt irgendetwas nicht. Wenn sich da nichts ändert, bekommen wir Verhältnisse wie in Japan, wo viele Menschen ihr ganzes Leben lang keine Chance haben, in irgendeiner Form Eigentum zu erwerben und sich Wünsche übers Sparen zu realisieren.“ Seine Hoffnung sei, „ dass die designierte EZB-Chefin Christine Lagarde einiges anders machen wird und erkennt, dass die Geldpolitik an ihre Grenzen gestoßen ist“.
„Mehr zum Risiko hin“
„Die Lebensversicherung ist angesichts der Zinspolitik nicht leichter geworden – nichtsdestotrotz wird sie weiterhin eine Bedeutung haben, weil kein anderes Produkt eine lebenslange Auszahlung garantieren kann“, so Lasshofer. Die Ansparprozesse werden sich seiner Ansicht nach „mehr zum Risiko hin“ verlagern. „Kunden werden durch die niedrigen Zinsen mehr in risikoreichere Veranlagungen gedrängt, wenn sie eine nennenswerte Rendite haben wollen.“
Die Österreicher hätten aber „über viele Jahre gelernt, nicht risikoreich, sondern sehr risikoavers zu veranlagen. Man muss aber ganz offen sagen, dass es keine risikolose Veranlagung mehr gibt. Die Veranlagungswelt steht auf dem Kopf.“ Noch immer parken jedoch viele trotz massiven Wertverlusts ihr Geld auf Sparbüchern. „In der Kommunikation nach außen versuchen wir als Branche, die Österreicherinnen und Österreicher darauf aufmerksam zu machen, dass es Versorgungslücken gibt.“
Pflege als Wachstumsmarkt
Neben dem Alter sei die Pflege aufgrund der politischen Diskussion zuletzt in die Aufmerksamkeit gerückt. „Die Zahl von derzeit rund 450.000 Pflegegeldbeziehern in Österreich wird in den nächsten Jahren exponentiell steigen. Hier sehe ich mittelfristig Wachstumschancen für die Versicherungswirtschaft, um mit privaten Pflegeversicherungen, die auf das staatliche System aufbauen, Versorgungslücken zu schließen und die Pflegesituation zu verbessern.“
„Investition in uns selbst“
Im Gegensatz zur Leben-Sparte erlebt die Krankenversicherung seit Jahren einen Aufwärtstrend. Eine Ursache dafür sieht Lasshofer in Medienberichten zum öffentlichen Gesundheitssystem. „Die Zahl der Kassenpraxen geht tendenziell zurück, die der Wahlarztpraxen steigt. Von Ärzten höre er: „Ich habe nicht deswegen Medizin studiert, um dann für meine Patienten nur sechs Minuten Zeit zu haben, damit meine Praxis funktioniert!“ Es gebe eine „unglaublich hohe“ Versicherungsdurchdringung im Schaden/Unfall, in der Personenversicherung aber nicht. „Wir schauen auf die Kotflügel unserer Autos mehr als auf uns selber! Eine private Krankenversicherung ist eine Investition in uns selbst, sie wird auch in Zukunft ein Wachstumstreiber sein.“
Das gesamte Interview lesen Sie in der AssCompact November-Ausgabe.
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