Versicherungsbetrug verursacht Schätzungen zufolge jährlich einen Schaden von bis zu 500 Mio. Euro. Das Ziel der Täter bleibt dasselbe, die Methoden ändern sich. Macht es ihnen die zunehmende Automatisierung einfacher als bisher? AssCompact hat bei Mag. Gerhard Janoch, Leiter des Büros zur Bekämpfung von Versicherungsbetrug im Versicherungsverband VVO, nachgefragt.
Redakteur/in: Andreas Richter - Veröffentlicht am 05.05.2017
„Im Grunde geht es beim Versicherungsbetrug nach wie vor darum, den Versicherer durch falsche Angaben, unrichtige Unterlagen und dergleichen zu einer Leistung zu bewegen, die nicht zusteht“, sagt Janoch. Die Technisierung mache es allerdings leichter, Unterlagen zu verfälschen oder zu erstellen. „Auch der Umstand, dass immer weniger Originaldokumente vorgelegt werden, hat unsere Arbeit verändert. Täter sind zum Beispiel dazu übergegangen, die früher nur am Papier stattgefundenen Verkehrsunfälle nun tatsächlich passieren zu lassen.“
„Gemeinsames Vorgehen notwendig“
Ein Großteil der Versicherungsbetrüger sind Amateurtäter, denen die Versicherer mit unterschiedlichen Strategien begegnen. Anders sei das bei organisierten Tätergruppen, von denen meist mehrere oder gar alle Versicherungen betroffen seien. „Ein gemeinsames Vorgehen ist in solchen Fällen notwendig. Information über neue Methoden, technische Möglichkeiten oder Erkenntnisse von Sachverständigen sollen allen Versicherern zur Verfügung gestellt werden.“
Technik prüft schneller als ein Mensch es könnte
Macht es die zunehmend automatisierte Schadenbearbeitung Tätern nicht noch einfacher? „Ja und Nein – Grundsätzlich ist es auch Aufgabe eines Schadenreferenten Fälle mit Betrugsverdacht zu erkennen“, so Janoch. Um bei der hohen Zahl an Schadensfällen möglichst wenig zu übersehen, gebe es technische Hilfsmittel. Es fehle zunehmend der subjektive Eindruck – das „Bauchgefühl“ eines Schadenmitarbeiters. „Im Gegensatz bietet die Technik die Möglichkeit eine Vielfalt an Indikatoren zu prüfen, rascher als ein Mensch es tun könnte.“ Janoch erwarte keinen Anstieg von Betrugsfällen bei Einführung einer automatischen Schadenbearbeitung.
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