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„Sozialpolitik verspricht mehr, als finanzierbar ist“

„Sozialpolitik verspricht mehr, als finanzierbar ist“

26. Juni 2017

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4 Min. Lesezeit

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News-Im Blickpunkt

Eine aktuelle Studie zeigt eine drastische Lücke in der Finanzierbarkeit der globalen Pensionssysteme auf. Die Ergebnisse sollten auch für Österreich Anstoß zu dringenden Reformen sein, betont Mag. Markus Waghubinger, AssCompact Investment & Finanzen.

Kerstin Quirchtmayr

Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 26.06.2017

Das World Economic Forum analysierte die sechs größten Pensionssysteme der Welt – USA, Großbritannien, Japan, Holland, Kanada, Australien. Fazit: Die Differenz zwischen Beiträgen und Leistungserfordernissen soll sich bis 2050 auf 400 Billionen US-Dollar versechsfachen.

Die steigende Lebenserwartung stellt das Sozialsystem vor nie dagewesene Herausforderungen. „Renten-, aber auch Kranken- und Pflegeleistungen, die auf Basis deutlich niedrigerer Lebenserwartungen konzipiert wurden, werden damit nicht mehr durch Beiträge gedeckt“, so Waghubinger. Sozialleistungen werden auch aus dem Staatsbudget finanziert und haben somit wesentlich zum Anstieg der Staatsverschuldung um über 60% in den letzten zehn Jahren beigetragen. „Es ist nicht verwunderlich, wenn der Glaube von jungen Menschen, angemessene Auszahlungen für ihre Beiträge zu erhalten, nachlässt.“

„Generationengerechtigkeit ist das sozialpolitische Thema des Jahrzehnts“

„Sozial-populistische Parteien überall auf dem Globus reden die Pensions- und Sozialsysteme, die sie zur eigenen Machterhaltung benötigen, schön und fahren dabei ebendiese mangels Reformwillens sehenden Auges an die Wand“, kritisiert der Finanzökonom. Die Anreize seien eindeutig: „Wer eine Wahl zu gewinnen hat, überblickt nicht die Wirkungsdauer der versprochenen Leistungen, sondern nur den Zeitraum bis zur nächsten Wahl, bei der er möglichst große Wählergruppen mit deren individuellem Vorteil vom Parteiprogramm überzeugen will.“

„Generationengerechtigkeit“ sei das „sozialpolitische Thema des Jahrzehnts“, aber auch Ehrlichkeit und Berufsethik hätten zentrale Bedeutung. Zukünftige Generationen für heutige Wählerstimmen „zahlen zu lassen“, sei „unethisch“, womöglich sogar „grob fahrlässig“. „Bleibt jetzt der Aufschrei des Steuerzahlers noch aus, so kommt dieser bestimmt, sobald höhere Zinssätze für Staatsanleihen das Budget belasten und damit zur Senkung von staatlichen Leistungen, Erhöhung von Steuern oder noch stärkerer Steigerung der Neuverschuldung führen müssen.“

Dynamisches Pensionsantrittsalter und höhere Anreize

„Wie sozial ist also eine Sozialpolitik, die mehr verspricht als finanzierbar ist und die Kosten denen umhängt, die heute noch keine Stimme haben?“ Im Sinne der Gesamtbevölkerungssolidarität und der Nachhaltigkeit des staatlichen Handelns sei eine Reform „dringendst notwendig“, betont Waghubinger. „Außerdem kann es auch nicht im Interesse des Mindestrentners sein, zwar früh bei vollster Arbeitsfähigkeit in Pension zu gehen, nur um dann jahrzehntelang beschäftigungslos am Hungertuch zu nagen. Wir brauchen Politiker, die nicht an die Gier des Einzelnen, sondern an die Vernunft des Kollektivs glauben.“

Die Politik sei nun gefordert, Pensionsantrittsalter und Leistungen an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Ein dynamisches Pensionsantrittsalter, das auf Basis der durchschnittlichen Ausbildungszeit und Lebenserwartung jährlich festgelegt wird, wäre für Waghubinger der richtige Schritt. „Aber auch Anreize für private und betriebliche Vorsorge müssen erhöht werden, denn nicht der Staat alleine kann für die Versorgung im Alter zuständig sein.“ Letztlich seien Betriebe und Privatpersonen gefordert, „auch die beiden anderen Säulen der Vorsorge, die betriebliche und die private, anzunehmen und das Fundament für einen abgesicherten Lebensabend zu schaffen.“

Der gesamte Artikel erscheint in der AssCompact Juli-Ausgabe.

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