Für Südkorea sollte man sich dieser Tage nicht nur wegen der Olympischen Winterspiele interessieren, sondern auch einen Blick auf den Kapitalmarkt werfen. Anleger könnten dort so manchen Weltklassetitel finden, meint Emil Wolter, Portfoliomanager Emerging Markets bei der Fondsgesellschaft Comgest.
Redakteur/in: Kerstin Quirchtmayr - Veröffentlicht am 21.02.2018
Von allen Ländern des Asien-Pazifik-Raumes sei Südkorea einer der wohl interessantesten Märkte für Investoren, so Wolter. „Während die einen das Land noch den Emerging Markets zuordnen, ist es für die anderen bereits eine hochentwickelte Industrienation, die vor allem in den Sektoren Technologie und Automobilproduktion glänzt.“ Die Weltbank weist Südkorea für 2016 eine Pro-Kopf-Wirtschaftsleistung von 25.000 US-Dollar aus. Damit liegt das Land nicht weit hinter Spanien (31.000 US-Dollar) und ist die elftgrößte Volkswirtschaft der Welt.
Ende der mächtigen Familien?
Prägend für die südkoreanische Wirtschaft seien nach wie vor die sogenannten Chaebols: größere Familienunternehmen, die meist aus verschiedenen Sparten bestehen und als Mischkonzerne auch großen Einfluss auf die Politik nehmen. „Der teilweise fragwürdige Umgang mit Minderheitsaktionären, Überkreuzbeteiligungen und Aktiengattungen mit Mehrfachwahlrecht sowie die unglückliche Verknüpfung mit der Politik, wirkten auf viele ausländische Investoren bisher abschreckend“, weiß der Investmentexperte. „Aber wir beobachten zunehmend, dass diese Verflechtungen allmählich aufbrechen und das Land auch im Bereich der Corporate Governance bereits spürbare Fortschritte gemacht hat.“
Fortschritte in der Corporate Covernance
Positive Signale seien etwa von Südkoreas größtem Unternehmen, Samsung Electronics, zu vernehmen. So sollen rund zehn Prozent der eigenen Aktien aus dem Verkehr gezogen werden. „Darüber hinaus hat sich der Konzern verpflichtet, seine Dividende in den kommenden drei Jahren zu verdoppeln und damit einen Interessensausgleich zwischen der kontrollierenden Lee-Familie und den Minderheitsaktionären herbeizuführen.“
Reformpolitik und Wirtschaft beobachten
„Südkorea hat in den vergangen 60 Jahren bemerkenswerte Veränderungen vollzogen und ist dabei, seine Standards weiter anzuheben“, sagt Wolter. „Wenn die Reformen konsequent vorangetrieben werden, der Innovationsmotor in Takt bleibt und die Governance der Unternehmen Fortschritte macht, so sind die Aussichten für gezielte Investments in koreanische Qualitätswachstumsaktien blendend.“ Für Anleger, die die Reformpolitik der südkoreanischen Wirtschaft und Unternehmen beobachten, ergeben sich große Chancen, an einem bisher noch niedrig bewerteten Markt gute Renditen zu erzielen.
Foto: Seoul (Wikimedia Commons/Khkim2050)
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